Wenn die Grippewelle rollt, freuen sich Hersteller wie Bionorica. Das Familienunternehmen aus Neumarkt erzielt 95 Prozent seines Umsatzes mit Erkältungsmitteln wie Sinupret, Bronchipret und Tonsipret. Die Rekordsaison des vergangenen Jahres ließ die Erlöse daher um 13 Prozent auf 101 Millionen Euro wachsen.
Zum ersten Mal hat Bionorica dank der Erkältungswelle auf dem heimischen Markt die Umsatzschwelle von 100 Millionen Euro genommen. „Wir hätten sogar noch mehr verkaufen können, wenn unsere Produktionsanlagen nicht an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen wären“, sagt Firmenchef Professor Dr. Michael Popp. Inzwischen habe man die Anlagen nachgerüstet, sodass zukünftig die Lager nicht mehr leer bleiben müssten.
Bionorica ist laut Popp deutlich über Markt gewachsen: Der Pharmamarkt legte nach seinen Angaben um 0,8 Prozent zu, der OTC-Markt um 1,7 Prozent, der Phytomarkt um 3,5 Prozent und die Produktgruppen, die Bionorica bedient, um 5,8 Prozent.
Den größten Anteil am Umsatz hat mit etwa 65 Prozent Sinupret, vor Bronchipret mit 15 Prozent. Dabei entwickelt sich Sinupret extract zum führenden Produkt der Marke: Seit Februar hat der 2012 eingeführte Newcomer den Klassiker Sinupret forte überflügelt und macht etwa 32 Prozent des Gesamtgeschäfts in Deutschland aus.
Der Hersteller sieht das gerne, hat er doch mit dem „besten und ertragreichsten Sinupret aller Zeiten“ ein Produkt auf dem Markt, das noch bis 2032 patentgeschützt ist. Demnächst werden die ersten Generika zu Sinupret forte erwartet. Dem sieht Popp aber gelassen entgegen: Angesichts der wissenschaftlichen Datenlage geht der Firmenchef nicht davon aus, dass die künftigen Konkurrenten dem Original das Wasser reichen können.
Die Produkte der Konkurrenten könnten in ihren Inhaltsstoffen nicht identisch mit Sinupret sein, da durch unterschiedliche, Kultivierung und Behandlung der Pflanzen nach der Ernte keine Bioäquivalenz erreicht werden könne. Nachahmer ohne Äquivalenznachweis könnten sich also nicht auf die Ergebnisse der wissenschaftlichen Studien zu Sinupret beziehen, argumentiert Popp.
„Ärzte, Apotheker und Patienten werden daher ihre positiven Erfahrungen und die wissenschaftliche Evidenz von Sinupret nicht auf Nachahmerprodukte übertragen, da diese entsprechende Wirknachweise gerade nicht erbringen können.“ Lediglich eine Registrierung als traditionelles Arzneimittel sei möglich, ein echtes Generikum mit der gleichen Qualität sei aber nicht zu erwarten.
Während Sinupret nach Absatz um 10 Prozent zulegte, wuch Bronchipret sogar um 22 Prozent. Allerdings hatten die beiden Erkältungsmarken im Vorjahr in ähnlichem Umfang Federn lassen müssen. Canephron steigerte den Marktanteil auf 9,4 Prozent und ist mittlerweile Marktführer in seinem Bereich. Rückläufig entwickelten sich Tonsipret, Agnucaston, Mastodynon und Allunapret. Die Zahl der Phytotheken konnte auf 914 ausgebaut werden.
Insgesamt konnte Bionorica die Erlöse um 5 Prozent auf 244 Millionen Euro steigern. Das Auslandsgeschäft stagnierte; ohne die negativen Wechselkurseffekte des Rubels hätten die Gesamterlöse um 11 Prozent auf 271 Millionen Euro steigen können. An seinen Plänen, im russischen Voronezh eine Produktionsstätte zu errichten und so Zoll- und Transportkostenvorteile erzielen zu können, hält Popp fest.
Dennoch plant der Hersteller mit weiterem Umsatzwachstum in den kommenden Jahren, nicht zuletzt durch eine starke Erweiterung seiner Aktivitäten im Ausland. „Wir planen mit einem Markteintritt in Brasilien noch in diesem Jahr“, berichtet Popp. Außerdem wolle man seine Präsenz in China und Indien verstärken. Trotz wirtschaftlich schwieriger Zeiten soll auch am Ausbau des Portfolios in Osteuropa gearbeitet werden. „Dort herrscht, ähnlich wie in Deutschland, eine hohe Loyalität gegenüber unserer Produkte. Es wird eben gekauft, was tatsächlich wirkt.“
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