Bionorica hat die Auswirkungen der Coronakrise im vergangenen Jahr deutlich gespürt. Besonders der Absatz des Topsellers Sinupret ging zurück. Der Gesamtumsatz des bayerischen Herstellers lag bei rund 287,7 Millionen Euro, ein Minus von 13,4 Prozent. „Einen echten Umsatzrückgang hatten wir noch nie, höchstens Stagnation“, sagte Firmenchef Professor Dr. Michael A. Popp. Einen stabilisierenden Effekt lieferten Präparate in den Bereichen Urologie und Gynäkologie und die Entwicklung in Russland und der Ukraine.
Das staatlich verordnete „Social Distancing“ sowie die Abstands- und Hygienemaßnahmen, das Tragen von Masken, Homeoffice-Regelungen und die Lockdowns führten laut Bionorica zu einem nahezu kompletten Ausbleiben der üblichen Wellen von Atemwegserkrankungen – speziell in Deutschland, wo der Großteil des Bionorica-Umsatzes durch Atemwegsprärate wie Sinupret und Bronchipret zustande kommt. Hierzulande machen die Verkäufe von Sinupret 51 Prozent des Umsatzes aus, Bronchipret steuert 29 Prozent bei. Es habe bis zu 75 Prozent weniger Patienten mit Sinusitis gegeben, so Popp. Auch aktuell fehlten bis zu 80 Prozent.
In Deutschland wurden insgesamt 14 Millionen Packungen verkauft, das waren 5 Millionen weniger als im Vorjahr. Der Umsatz ging von 121 auf 94 Millionen Euro zurück, bei Sinupret machten die Verluste 33 Prozent aus. Auch die teils stark verringerten Arztbesuche und eine reduzierte Beratungstätigkeit in Apotheken sorgten für den Einbruch. „Der Apotheke vor Ort kommt eine besondere Bedeutung in der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung und bei der Empfehlung unserer Präparate zu“, sagte Popp.
Nach einem starken ersten Quartal sei der Einbruch gekommen. „Im April wurde uns bewusst, dass sich die Welt verändern wird“, so Popp. Die Entwicklung zeigt sich auch in den Marktanteilen. Sinupret lag im vergangenen Jahr bei 22,3 Prozent; 2019 waren es noch knapp 27 Prozent. Bronchipret blieb stabil bei 10,6 Prozent. „In Deutschland sind wir sehr abhängig von den Atemwegstherapeutika.“ Verluste gab es auch bei Imupret (12,6; 10,2) und Agnucaston (12,9; 10,9). Leicht positiv entwickelte sich Canephron gegen Blasenentzündungen (10,9; 10,6).
Neben der positiven Entwicklung gynäkologischer Präparate stach laut Bionorica das generelle Marktwachstum des Harnwegsmedikaments Canephron hervor, auch in Deutschland. Den Grund dafür sieht Bionorica in den Ergebnissen einer internationalen klinischen Studie. Mit werde gezeigt, dass das Präparat in der Therapie von akuten unkomplizierten Harnwegsinfektionen einem Antibiotikum nicht unterlegen ist. „Mit unseren pflanzlichen Arzneimitteln können wir so einen Beitrag zur Eindämmung der weltweit zunehmenden Antibiotika-Resistenzen leisten“, so Popp.
Aufgrund einer stabilen Geschäftsentwicklung im internationalen Hauptmarkt Russland, der Ukraine sowie weiteren osteuropäischen Märkten konnten die Umsatzrückgänge in Deutschland und Österreich mit dem hohen Anteil von Atemwegspräparaten teilweise aufgefangen werden. Bereinigt um starke, negative Wechselkurseffekte des Rubel und des ukrainischen Hrywnja liegt der Umsatz der Bionorica-Gruppe in 2020 bei 304,3 Millionen Euro (minus 8,3 Prozent). Weltweit lag der Absatz bei 57 Millionen Packungen.
Im vergangenen Jahr wurden in-vitro-Untersuchungen mit Medikamenten aus dem Atemwegsportfolio gegen Covid-19 begonnen. Die ersten Erkenntnisse lägen vor. Sie seien aber noch nicht komplett auf den Menschen übertragbar, so Popp. „Wir wissen, dass wir sicherlich einen Beitrag leisten könnten, bei einer Coronainfektion“, so Popp. Derzeit würden Kooperationen angestrebt, um mit anderen Pflanzen und Naturstoffen eine Präventivlösung zu finden.
Trotz des insgesamt gesunkenen Umsatzes hielt der Vorstand die Stellen bei Bionorica stabil. Von den weltweit 1823 Mitarbeitern (Vorjahr: 1820) waren Ende 2020 rund 1000 in Deutschland am Standort Neumarkt beschäftigt.
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