Dem Phytohersteller Bionorica setzten 2014 die ausgebliebene Erkältungssaison und der schwache russische Rubel zu – entsprechend gab es zum ersten Mal seit Jahren kein Wachstum. Die Umsätze lagen mit 232 Millionen Euro knapp unter Vorjahresniveau. Trotzdem schlug sich das Unternehmen aus Neumarkt nach eigenen Angaben besser als die Konkurrenz und konnte seine Marktanteile damit ausbauen.
Hierzulande erlöst Bionorica 90 Millionen Euro, rund 95 Prozent entfallen auf Erkältungsmittel. Der Blockbuster Sinupret büßte 9 Prozent auf 61 Millionen Euro ein. Auch das Geschäft mit Bronchipret, das bislang als zweitstärkstes Präparat 16 Prozent des Umsatzes brachte, Imupret und Tonsipret hängt von der Intensität der Erkältungswelle ab – weil die Saison schlecht lief, lagen die Umsätze insgesamt 1,5 Prozent unter Vorjahresniveau.
Immerhin hatte die Konkurrenz dieselben Probleme: Während Bionorica nach Packungen um 6 Prozent verlor, sackte das Geschäft im gesamten Vergleichsmarkt um 12 Prozent ab. Laut Insight Health war das Segment Husten- und Erkältungsmittel im ersten Quartal 2014 um 27 Prozent rückläufig.
Damit konnte Bionorica seinen Marktanteil über alle Produkte hinweg bei 13 Prozent stabil halten. Sinupret kletterte von 15,3 auf 17,2 Prozent; hier liegt seit Senkung der Altersgrenze auf zwölf Jahre im Oktober das neue Produkt Sinupret extract vor dem Klassiker. Bronchipret wuchs von 5,2 auf 6,1 Prozent, Imupret von 6,8 auf 8,3 Prozent und Tonsipret von 3,5 auf 3,8 Prozent.
Canephron legte sogar noch einmal um 51 Prozent zu auf rund 4,5 Millionen Euro. Damit überholte das Produkt gegen Harnwegsinfektionen, das seit zwei Jahren im Fokus steht, erstmals den bisherigen Marktführer Cystinol von Schaper & Brümmer.
Leicht rückläufig waren dagegen die Marktanteile von Agnucaston, Mastodynon und Allunapret. Auch für Russland präsentierte Firmenchef Professor Dr. Michael Popp stolz ein Wachstum beim Absatz und den entsprechenden Marktanteilen. Allerdings habe man die Preise nicht in dem Maß angepasst, in dem der Rubel zuletzt verfiel – um die Kunden nicht zu verprellen. Hier hofft Popp auf einen Vertrauensgewinn, der auch dazu führt, dass Bionorica gestärkt aus der Krise hervorgeht.
Ohne Währungseffekte hätte Bionorica insgesamt um 12 Prozent zugelegt, was dem eigentlichen Ziel zumindest auf dem Papier näher kommt als das tatsächliche Ergebnis. Aktuell wird in Neumarkt gespart; 2014 hatte das Unternehmen trotz der sich abzeichnenden Probleme knapp 260 neue Mitarbeiter eingestellt, die Hälfte davon in Deutschland. Am Stammsitz werden gerade neue Produktionsflächen geschaffen.
Nach wie vor setzt das Familienunternehmen auf internationale Expansion: In China gibt es seit zwei Jahren Bionorica-Produkte, in Indien hat Popp im Februar gemeinsam mit einem lokalen Partner eine Produktionsstätte eingeweiht. Im dritten Quartal soll der Vertrieb beginnen. In Russland soll demnächst mit dem Bau eines Werks begonnen werden. Außerdem sollen bestehende Produkte in anderen Märkten eingeführt werden.
In Deutschland sollen nach den Phyto-PTA – derzeit knapp 1400 – nun auch Phyto-Apotheker zertifiziert werden. Punkte dafür gibt es von der bayerischen Apothekerkammer. Bei der Phytothek sind zusätzlich zu den 750 bestehenden Installationen 200 neue geplant.
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