Biomo steigt mit gleich zwei Produkten in den Markt der valproinsäurehaltigen Epilepsiemittel ein: Im Januar kommt das Generikum Valproat biomo, außerdem hat der Hersteller die Lizenz für das Markenprodukt Convulex erworben. Es wird ebenfalls ab Anfang des Jahres erhältlich sein.
Valproinsäure ist seit 1967 auf dem Markt und schon lange patentfrei, es sind zahlreiche Generika verfügbar. In dieser Situation ein Altoriginal zu kaufen, ist ein ungewöhnlicher Schritt für ein Unternehmen. Doch Biomo ist optimistisch, dass sich der Neuerwerb trotzdem lohnt. Zum einen sei da der Faktor des Markennamens: „Ärzte sind es gewohnt, bei Verschreibungen nach Convulex zu suchen und verordnen dieses Produkt darum häufig.“
Der zweite Grund sei die Darreichungsform des Präparats: Convulex kommt in Form magensaftresistenter Kapseln, der Generikamarkt sei aber von Retardtabletten dominiert. Diese stehen auf der Substitutionsausschlussliste. Die Kapseln sind vom Austauschverbot nicht betroffen, allerdings gibt es hier weniger Konkurrenz. Elf weitere Hersteller haben die Präparate im Portfolio, darunter Riemser, Desitin und Ratiopharm.
Drittens sei Convulex das einzige Produkt am Markt, für das es keinen Reimport gebe. Auch hiervon erhofft sich Biomo einen Vorteil für sein neues Markenmedikament.
Valproinsäurehaltige Arzneimittel werden zur Behandlung von Epilepsie, bipolaren Störungen und in einigen EU-Mitgliedsstaaten auch zur Therapie von Migräne eingesetzt. Dem Wirkstoff wird eine Erhöhung der GABA-vermittelten Inhibition zugesprochen. Die Wirkung kommt durch einen präsynaptischen Effekt auf den GABA-Metabolismus zustande. Zusätzlich wird eine postsynaptische Wirkung auf die Ionenkanälchen der neuronalen Membran angenommen.
In der Schwangerschaft gilt für Valproinsäure eine Kontraindikation, da es schwere Nebenwirkungen auf den Embryo im Mutterleib haben kann. In Frankreich war der Wirkstoff zuletzt in die Schlagzeilen geraten, weil Ärzte ihn offenbar großzügig verordneten. Einem Untersuchungsbericht zufolge soll das valproinsäurehaltige Altoriginal Depakine (Sanofi) zwischen 2007 und 2014 an rund 14.000 Schwangere verschrieben worden sein. Die Arzneimittel müssen hierzulande mit einer Patientenkarte vertrieben werden, damit vor allem Schwangere, Frauen im gebärfähigen Alter und weibliche Jugendliche regelmäßig über die Risiken für das Ungeborene informiert werden.
In Deutschland werden laut Arzneiverordnungsreport (AVR) werden pro Jahr rund 54 Millionen Tagestherapiedosen (DDD) valproinsäurehaltiger Medikamente zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung ausgestellt. Convulex, vor drei Jahren noch mit 1,1 Millionen DDD auf Rang 10, ist zuletzt auf weniger als 500.000 DDD abgerutscht.
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