Digitaler Personalausweis vorgeschrieben

Bild: „dm drangsaliert Mitarbeiter“

, Uhr
Berlin -

Die Drogeriekette dm wirbt gerne damit, wie außerordentlich zufrieden die Mitarbeiter:innen in den Filialen mit ihrem Unternehmen sind. Vereinzelt gibt es hier aber auch Gegenstimmen – so wie auch jetzt. Grund dafür sei eine Verpflichtung zum ständigen Tragen des digitalen Personalausweises mit aktivierter elektronischer ID (eID). Das berichtet die Bild-Zeitung – und dass die Mitarbeitenden nun Sorge um ihre Daten hätten.

Während ihrer Schicht sollen die Mitarbeiter:innen künftig immer ihren Personalausweis mit sich tragen. Wer sich nicht an die neue Vorgabe halte, soll laut der Boulevard-Zeitung drangsaliert werden. Grund für die neue Vorgabe sei, dass die Mitarbeiter:innen für Kund:innen digital biometrische Passfotos ausstellen können sollen. Das geht ab Mai digital, sodass man künftig nicht mehr mit ausgedrucktem Passbild zum Bürgeramt muss, um einen Pass zu beantragen oder zu verlängern.

Wie es bisher schon zum Portfolio der Drogeriekette gehörte, sollen Kund:innen auch weiter Passbilder bei dm machen können. Künftig können die Mitarbeiter:innen die Bilder dann direkt verschlüsselt an das zuständige Amt weiterleiten – hierfür brauchen die Angestellten aber ihren eigenen Personalausweis mit aktivierter eID.

Auch in den aktuellen Stellenausschreibungen schlägt sich das bereits nieder. So heißt es in einer aktuellen Anzeige für eine Aushilfe im Verkauf im Stellenprofil unter „deine Aufgaben“: „Passbildservice: Nach biometrischen Vorgaben fertigst Du Passbilder für Ausweise & Co. an.“ Ergänzend hierzu taucht dann unter „deine Qualifikationen und Fähigkeiten“ Folgendes auf: „eID-Freischaltung für Passbildservice: Um die Passbilder für unseren Passbildservice in unseren Märkten digital an die Bürgerbüros übermitteln zu können, benötigst Du die Freischaltung der eID auf Deinem Ausweisdokument.“

Angestellte beschweren sich laut „Bild“ bereits; haben Angst, ihren Ausweis im Arbeitsalltag zu verlieren. Auch auf der Arbeitgeberbewertungsplattform Kununu finden sich erste Anmerkungen hierzu: „Schlecht am Arbeitgeber finde ich […] Mitarbeiter werden mit eID unter Druck gesetzt, wenn sie diese nicht hergeben für Passbilder“, ist in einer aktuellen Bewertung zu lesen.

Druck und Wut in den Teams

Gegen das mögliche Verlieren des Ausweises soll es bereits Ideen aus der Unternehmensspitze geben: Die Angestellten sollen Handyhüllen mit Kartenfach bekommen haben, so „Bild“. Dass die Vorgabe kommt, sei den Teams im Oktober per Videocall mit der dm-Führung und jeweils einer Vertretung aus jeder Filiale näher gebracht worden. Hier habe es bereits den beschriebenen Druck seitens der Unternehmensspitze gegeben. Einzelne Mitarbeiter:innen hätten den Call wütend verlassen. Die jeweiligen Vertreter:innen seien angewiesen worden, Druck ins Team weiterzugeben. Zu groß sei die Angst, beim offenbar lukrativen Passbild-Geschäft zu verlieren.

Zur Aktivierung der Mitarbeitenden gebe es sogar einen 40-Euro-dm-Gutschein für alle, die beim Amt ihre eID aktivieren. Wer nicht mitmache, solle teils mit drastischen Konsequenzen zu rechnen haben, wie der Kürzung der Arbeitsstunden; in den Filialen würden Listen geführt, wer eine eID besitzt und wer nicht.

dm beschwichtigt

„Bild“ ruft nun dm-Mitarbeiter:innen dazu auf, sich mit ihren Erfahrungen zu melden. Bei dm versucht man die Debatte hingegen zu beschwichtigen: „Die Beteiligung am neuen Passbild-Prozess ist für unsere Mitarbeiter freiwillig“, zitiert das Blatt Sebastian Bayer, dm-Geschäftsführer und verantwortlich für den Bereich Marketing und Beschaffung. „Mitarbeiter, die sich zunächst für eine Beteiligung entschieden haben, können ihre Entscheidung auch zu einem späteren Zeitpunkt revidieren“, heißt es zudem. Sanktionen oder Listen seien nicht veranlasst worden.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch
Mehr zum Thema
Testphase angeblich abgespeckt
dm-Apotheke muss wohl ohne OTC starten
Mehr aus Ressort
Nach den angedrohten US-Zöllen
USA: Novartis kündigt Milliardeninvest an
Streit um Zulassung für Generika
Nilotinib: Novartis kann Aliud nicht stoppen
Temperaturkontrolle im Koalitionsvertrag
Kühlkette: DocMorris-Chef ätzt gegen Apotheken
Weiteres
Nach den angedrohten US-Zöllen
USA: Novartis kündigt Milliardeninvest an»
Streit um Zulassung für Generika
Nilotinib: Novartis kann Aliud nicht stoppen»
Temperaturkontrolle im Koalitionsvertrag
Kühlkette: DocMorris-Chef ätzt gegen Apotheken»
Propofol & Ketamin – Vorwurf nicht nachweisbar
Tote Krankenschwester: Arzt freigesprochen»
DAK: „Hitzeschutz ist Kinderschutz“
13-fach höheres Risiko für Hitzeschäden bei Kindern»