Bei der Razzia des Bundeskartellamts gestern wurden auch die Hauptverwaltungen von Gehe in Stuttgart und Noweda in Essen durchsucht. Bis zum späten Nachmittag wurden Daten sichergestellt. Die Großhändler sind sich keiner Schuld bewusst.
Nach Informationen von APOTHEKE ADHOC war von den Durchsuchungen bei Gehe nur die Hauptverwaltung betroffen; demnach wurden die Büros von Firmenchef André Blümel sowie den beiden Vertriebsleitern Jens Fischer (Kooperationen) und Andreas Thiede (Individualapotheken) durchsucht. Außerdem wurde bei einer Mitarbeiterin, die die Konditionen eingibt, die Festplatte gespiegelt.
Sichtbar bewaffnete Beamte suchten in den Büros nach belastendem Material; sie kontrollierten auch den Drucker, um nichts zu verpassen. Selbst zur Toilette wurden die Manager begleitet; kein Telefonat sollte für den Zeitraum der Durchsuchung nach draußen gehen.
Während Blümel und Fischer sich später in ein Meeting verabschieden durften, blieben die Beamten bei Thiede bis zum späten Nachmittag. Erst am Abend konnte er das Büro in Bad Cannstatt verlassen.
Noweda-Chef Wilfried Hollmann sagte: „Der Vorwurf, Marktabsprachen getätigt zu haben, trifft die Noweda nicht, da wir an Absprachen jeglicher Art nicht beteiligt und uns auch keinerlei Absprachen im Markt bekannt sind.“
Dass auch die Noweda im Zuge der Ermittlungen durchsucht wurde, sei allenfalls insoweit nachvollziehbar, als die Genossenschaft zu den führenden Großhändlern zähle. „Da wir ein apothekeneigenes Wirtschaftsunternehmen sind, kam die Durchsuchung für uns dennoch überraschend. Die uneingeschränkte Kooperation ist für uns selbstverständlich. Ein schnelles Voranschreiten der Ermittlungen ist in unserem Sinne, damit alle Vorwürfe so schnell wie möglich entkräftet werden.“
Außer Gehe und Noweda wurden auch Phoenix, Sanacorp, Alliance, Hageda-Stumpf und die Zentrale von Pharma Privat bei Richard Kehr in Braunschweig durchsucht. Die Vorwürfe wiegen schwer: Nach dem Ende der Rabattschlacht Anfang 2016 sollen sich die Großhändler darauf verständigt haben, sich gegenseitig keine Apotheken mit Erstlieferantenverhältnis mehr abspenstig zu machen. Konkret sollen ab Juli keine neuen Angebote als Hauptlieferant mehr angenommen worden sein.
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