Noweda-Generalversammlung

„Bevor alles den Lauterbach runtergeht ...“

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Berlin -

Das Unternehmensergebnis ist solide, aber das Umfeld schwierig. Bei der Noweda-Generalversammlung rechnete Vorstandschef Dr. Michael P. Kuck mit der Politik von Karl Lauterbach (SPD) ab. Seine Botschaft: Wenn der Gesundheitsminister nicht endlich echte Reformen anstößt, wird sich die Versorgung massiv verschlechtern.

Beratungsresistent und weniger interessiert an den tatsächlichen Problemen der Versorgung, fehle Lauterbach offensichtlich der Mut für echte Agenda 2030. Die Lieferengpässe hätten eine Größenordnung, die noch vor Kurzem unvorstellbar gewesen sei. Das Ausmaß, in dem die Apothekenzahl zurückgehe, müsse jedem Gesundheitspolitiker die Sorgenfalten auf die Stirn treiben. „Deutschland ist heute wieder auf dem besten Weg, der kranke Mann Europas zu werden. In der Arzneimittelversorgung auf jeden Fall.“

Laut Kuck müsste Lauterbach politischen Mut beweisen und sich auf das konzentrieren, was Deutschland wirklich brauche. Aber: „Herr Lauterbach reagiert hektisch, kommt aber über Stückwerk nicht hinaus.“ Das Engpass-Gesetz (ALBVVG) greife viel zu kurz. Die Aufforderung an den Großhandel, bei kritischen Arzneimitteln Lagerbestände aufzubauen, sei fast schon Realsatire.

Statt die Probleme anzugehen, würden lieber die Apothekerinnen und Apotheker beschimpft – Stichwort: „Panikmache“. Eine Verbesserung der Situation sei mit diesem Minister offensichtlich nicht drin. „Der mediale und politische Druck ist offenbar immer noch nicht groß genug.“ Deshalb müsse man weiter für Aufmerksamkeit sorgen, die Noweda unterstütze die Apotheken an dieser Stelle – unter anderem mit zahlreichen Beiträgen in den Medien.

Sonderheft der MyLife

In Kürze werde es ein Sonderheft der MyLife in einer Auflage von 1,3 Millionen Exemplaren geben, kündigte Kuck an. Alle Apotheken erhielten je 150 Exemplare, sodass sie ihre Kundinnen und Kunden informieren könnten. Parallel werde die neue Kampagne der Noweda starten – Titel: „Bevor alles den Lauterbach runtergeht.“

„Wir fordern das, was es in Deutschland derzeit nicht gibt und was wir uns alle wünschen: eine verlässliche Gesundheitspolitik“, sagte Kuck. „Über den größten Hebel aber verfügen Apothekerinnen und Apotheker. Jeden Tag werden drei Millionen Menschen in den Apotheken versorgt – sagen Sie ihnen doch, was schief läuft. Nutzen Sie das Vertrauen, das die Menschen in Sie haben.“

Der Noweda-Chef warnte vor Lauterbachs Plänen für Light-Apotheken: „Setzt er sich damit durch, werden wir eine neue Realität der Versorgung sehen.“ Er warnte vor Mangelverwaltung und einer Zwei-Klassen-Medizin zwischen Stadt und Land. „Eine Versorgung auf dem derzeitigen Qualitätsniveau wird es dann nicht mehr geben. Da hilft es dann auch nicht, dass den Apotheken weitere Aufgaben übertragen werden sollen.“

Katastrophe mit Ansage

Die Rahmenbedingungen seien sicher nicht leicht, aber als Minister habe sich Lauterbach eben verpflichtet, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden. Und von einem Schaden müsse man bei den Problemen in der Arzneimittelversorgung sprechen. Anders als bei der Corona-Pandemie seien die Engpässe aber kein unvorhersehbares Ereignis gewesen: „Die aktuelle Versorgungssituation war eine Katastrophe mit Ansage.“

Die Noweda habe die Probleme schon vor Jahren mit einem Flyer beschrieben, der damalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) habe aber nur abgewiegelt und ebenfalls nur von „Panikmache“ gesprochen.

Aufsichtsratschef Dr. Matthias Lempka ging auch auf die Apothekenproteste ein. „Wer hätte gedacht, dass sich der gesamte Berufsstand so geschlossen gegen die Gesundheitspolitik stellen würde?“ 80 Millionen Euro geben die Kassen laut Lempka pro Jahr für Werbung aus – genau den Betrag, den das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz bei den Apotheken abgreife. Ohne Werbung könne man bei den Kassen sparen, ohne dass es jemandem schade.

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