Generikahersteller

Salutas-Betriebsrat kritisiert Sandoz/Hexal

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Berlin -

Für die Mitarbeiter im Salutas-Werk im baden-württembergischen Gerlingen war die Nachricht ein Schock: Das Werk des Tochterunternehmens von Sandoz/Hexal soll Ende 2016 geschlossen werden. Die Betriebsratsvorsitzende Gabriele Eisinger ist von der Geschäftsleitung enttäuscht, will aber noch für den Erhalt des Verpackungswerkes kämpfen.

Eisinger hat nach eigenen Angaben erst Anfang vergangener Woche von der geplanten Schließung erfahren. Die Geschäftsleitung habe dies mit der Kostenstruktur begründet, die nicht mehr wettbewerbsfähig sei, berichtet Eisinger. So sei Sandoz/Hexal etwa bei den Rabattverträgen der Krankenkassen vielfach nicht mehr zum Zuge gekommen, da Mitbewerber günstiger in Indien produzierten. Nach der geplanten Verlagerung der Produktion von Gerlingen nach Polen und Slowenien will der Hersteller demnach knapp 60 Prozent der Kosten sparen.

Dabei hatten die rund 300 Mitarbeiter im Werk Eisinger zufolge alles getan, um eine Schließung zu vermeiden. Der Ausstoß der Fabrik sei im vergangenen Jahr um fast 50 Prozent gesteigert worden. „Es hat Mehrarbeit und massiv Überstunden in allen Bereichen gegeben“, berichtet Eisinger. Man habe „Feuerwehr gespielt“, da Hexal einen großen Bedarf angemeldet habe. Im März hätte es noch eine Bonuszahlung für das Team gegeben, wenige Wochen später sei die Schließung verkündet worden. „Das ist schwer für die Mitarbeiter“, sagt Eisinger. Eigentlich sollte im Herbst das 40-jährige Bestehen des Werks groß gefeiert werden.

Besonders verärgert ist sie, dass die Geschäftsleitung anscheinend nichts unternommen hat, um das Werk gegebenenfalls an einen anderen Hersteller – etwa aus der Kosmetikbranche – zu veräußern. Auf ihre Nachfrage sei ihr von der Geschäftsleitung mitgeteilt worden, ein Verkauf des Werks sei schon vor drei Jahren mangels Interessenten gescheitert. Deshalb habe man es nicht erneut versucht. „Das verurteilen wir sehr, so mit 300 Menschen umzugehen“, sagt die Betriebsratsvorsitzende.

Eisinger will die Entscheidung nicht einfach so hinnehmen: „Wir werden auf jeden Fall kämpfen.“ Dabei werde man zweigleisig fahren. Zum Einen will der Betriebsrat selbst nach einem Käufer für das Werk suchen. Die Kontakte im Wirtschaftsministerium und der Bürgermeister sollen dabei helfen. „Wir übernehmen also die Arbeit der Geschäftsleitung“, konstatiert Eisinger. Allzu große Hoffnungen macht sie sich war nicht, „aber wir wollen es wenigstens versuchen“.

Parallel werden Vorbereitungen getroffen, um mit der Geschäftsleitung einen Sozialplan auszuarbeiten. So sollen auch die Mitarbeiter, die sich schnell etwas Neues suchen, wenigstens Geld bekommen. Einen engen Austausch hält der Betriebsrat dabei mit der Gewerkschaft IG Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE).

Ein Treffen diesbezüglich ist lose für Mitte Juni verabredet. Daran sollen neben dem Standortleiter aus Gerlingen, Christian Caderas, auch die Chef-Personaler von Salutas, Peter Lagally, und Sandoz/Hexal, Rainer Witte, teilnehmen sollen.

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