Pharmagroßhandel

Betriebsräte klagen über Rabattschlacht

, Uhr

Bei den Großhändlern hängt der Haussegen schief: In einem gemeinsamen Brief an die Vorstände und Geschäftsführer der „fünf Großen“ regen sich die Betriebsratsvorsitzenden von Phoenix, Anzag, Gehe, Noweda und Sanacorp über die Rabattpolitik der Spitzenmanager auf. Sie fürchten um Arbeitsplätze in den Unternehmen und fordern ein Ende der Rabattschlacht. Ob das Schreiben aus dem Juni Wirkung gezeigt hat, ist nicht bekannt: Die Großhändler wollen sich zu dem Fall nicht äußern.

Die fünf Betriebsräte appellieren gemeinsam an die unternehmerische Verantwortung der Großhandelsbosse: „Eigentum verpflichtet - Eigentum verpflichtet nicht, sich gegenseitig in den Ruin zu treiben.“ Aus ihrer Sicht befinden sich die Großhändler derzeit in der einzigartigen Lage, „in der die Marktteilnehmer mit zum Teil unlauteren Mitteln versuchen, sich gegenseitig aus dem Markt zu drängen“, heißt es im Brief. Es sei Alltag geworden, den Kunden Rabatte zu geben, die erheblich über der eigenen Spanne lägen, monieren die Betriebsräte. Mit normaler Konkurrenz habe das nichts mehr zu tun.

Die traditionell nicht besonders hohen Margen im Pharmagroßhandel seien seit Beginn des Jahres unter die Nulllinie gefallen, heißt es in dem Brief. Unternehmen reagierten darauf reflexhaft: „Sie kürzen Löhne, Gehälter und Sozialleistungen, streichen den Service für die Kunden zusammen und bauen Arbeitsplätze ab, um noch mehr Rabatte geben zu können.“ Das nütze auf Dauer weder den Firmen noch den Menschen, die bei ihnen arbeiteten, heißt es im Schreiben.

Zwar erkennen die Betriebsräte an, dass das Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) Wirkung zeige. Das sei aber kein Grund, „sich gegenseitig das Wasser abzugraben und sowohl Kapital als auch Arbeitsplätze zu vernichten“. Die gegenwärtige Situation ist aus Sicht der Arbeitnehmervertreter nicht ursächlich durch die Politik verursacht. Trotzdem bieten sich die Betriebsräte an, zusammen mit der Gewerkschaft ver.di öffentlich gegen die Sparpläne der Bundesregierung zu protestieren.

Die Großhändler hüllen sich in Schweigen: „Das sind Interna und die kommentieren wir grundsätzlich nicht“, sagte ein Gehe-Sprecher auf Nachfrage. „Kein Kommentar“ auch von der Sanacorp oder der Anzag. Ein Sprecher des Frankfurter Großhändlers bestätigte aber, dass der Brief auch an alle Mitarbeiter gegangen sei. Von den Betriebsratsvorsitzenden war bislang niemand zu sprechen.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
Apotheker schreibt Zettel an Täter
Nach 4. Einbruch: „Es nervt nur noch“
„Auffällig höhere Fallzahlen“
Corona: Sommerwelle ist da
„Ich mag alte Häuser“
Lieber historische Apotheke als Neubau
Mehr aus Ressort
Podcast NUR MAL SO ZUM WISSEN
MAYD(ay), wir sinken!
Dominante Marktposition missbraucht?
Vifor muss Aussagen über Konkurrenten zurücknehmen

APOTHEKE ADHOC Debatte