Unruhestifter im Beruhigungsmittelmarkt Carolin Bauer, 16.12.2013 15:11 Uhr
Kaum ein Abend ohne dass im TV für Beruhigungsmittel geworben wird. Der Markt mit Arzneimitteln gegen nervöse Unruhe ist umkämpft. OTC-Produkte gibt es etwa von Stada, Heel, Pfizer oder Dr. Willmar Schwabe. Jährlich werden rund 200 Millionen Euro mit den Präparaten erwirtschaftet. Vor eineinhalb Jahren kam mit Lioran von Niehaus Pharma ein pflanzliches Monopräparat mit Passionsblume auf den Markt. Das Unternehmen aus Ingelheim hat sein Produkt dank erheblicher Werbeausgaben mittlerweile in die Top 5 gebracht.
Lioran wird von der Herdecker Firma Pharma-Zentrale produziert und von Niehaus Pharma vertrieben. Firmengründer Andreas Niehaus hat lange nach einem passenden Geschäftspartner gesucht. Rezeptur und Zulassung liegen in den Händen des Lohnherstellers.
Das Marketing übernimmt er mit seinen zwei Mitarbeitern selbst. Investoren gebe es keine, sagt Niehaus. „Ich habe alles aus meinen eigenen Rücklagen finanziert. Man trägt zwar das eigene Risiko, entscheidet aber auch selbst.“ Allein für Werbung seien seit Markteinführung rund 7 Millionen Euro ausgegeben worden.
Der Betriebswirt kennt den OTC-Markt. Vor seiner Selbstständigkeit war er zwölf Jahre bei Boehringer Ingelheim tätig, zuerst als Produktgruppenleiter, später als Marketing- sowie Vertriebsleiter im Bereich Selbstmedikation. Aus seiner Sicht war in der Branche Platz für ein weiteres Beruhigungsmittel. Laut IMS Health liegt Lioran mittlerweile auf Platz 4 der meistverkauften pflanzlichen Beruhigungsmittel.
Auf dem ersten Platz rangiert Neurexan von Heel. Im Oktober erreichte das homöopathische Medikament, das neben Passionsblume auch Hafer oder Kaffeesamen enthält, einen Marktanteil von 12 Prozent. Der baden-württembergische Hersteller hatte das Produkt vor zehn Jahren eingeführt und ihm 2010 ein neues Design verpasst.
Auf dem zweiten und dritten Platz landen Baldriparan (knapp 11 Prozent) von Pfizer beziehungsweise Lasea (6 Prozent) von Schwabe. Nach Lioran teilen sich Merck (Kytta Sedativum), Aristo/Steiner (Sedariston) und Hevert (Calmvalera) die Verkäufe. Insgesamt wurden zwischen November 2012 und Oktober 2013 15,5 Millionen Packungen Beruhigungsmittel verkauft. Bei den chemischen Beruhigungsmitteln ist Hoggar Night von Stada das meistgekaufte Produkt.
Bundesweit gebe es knapp zehn Millionen Endverbraucher, die regelmäßig Schlafmittel einnähmen, so Niehaus. Der Markt wachse und alle Hersteller würden derzeit von den Auswirkungen von Stress profitieren. Für das laufende Jahr erwartet Niehaus einen Umsatz im siebenstelligen Bereich. Momentan ist der Unternehmer auf der Suche nach einem neuen Kassenschlager. „Ich schaue nach Produkten, die andersartig sind und dem Patienten einen Nutzen bringen.“