Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will den Aufkauf von Arztpraxen durch Investoren eindämmen. Denn seit einigen Jahren sind gleich mehrere extrem gut finanzierte Ketten auf Akquisetour. Patient21 hat jetzt frisches Geld von Bertelsmann bekommen – und gibt sich kämpferisch.
Gegründet 2019 von Christian Muhr (Citydeal, Auto1, McMakler) und Nicolas Hantzsch (Veganz) hat das Start-up, das mittlerweile in der Rechtsform einer europäischen Aktiengesellschaft (SE) firmiert, schon mehr als 50 Arzpraxen (Patient21) und Zahnarztpraxen (Dental21) in ganz Deutschland aufgekauft und in MVZ umgewandelt. In mehreren Finanzierungsrunden wurde ein mittlerer dreistelliger Millionenbetrag eingesammelt. Die Investoren kommen zum größten Teil aus dem Ausland und arbeiten mit Finanzdrehscheiben in den einschlägigen Steueroasen.
Die jüngste Finanzspritze kommt von Bertelsmann und Artian. Insgesamt summiert sich die Kapitalrunde laut einem Bericht des Handelsblatts auf 100 Millionen Euro. Zu den weiteren Investoren gehören Target Global, Piton Capital und die israelische Pico Venture Partners.
Gebraucht wird das Geld nicht nur für den Zukauf von Arztsitzen, sondern auch für Investitionen. Einheitliche Standards und eine einheitliche Software sollen für reibungslose Abläufe und Einsparungen sorgen. Ähnliche Geschäftsmodelle haben Doktor.de und Avi Medical.
Dass Lauterbach die Übernahme von Praxen durch externe Investoren eindämmen will, schreckt offensichtlich weder die Gründer noch die Investoren ab: „Wenn das Gesetz kommt, was ich nicht glaube, dann halten wir hierzulande unseren Bestand und konzentrieren uns auf das Ausland“, so Muhr gegenüber dem „Handelsblatt”.
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