Beiersdorf hat das Geschäft mit Pflastern gestärkt. Der Hamburger Hersteller greift mit einem neuen Wärmepflaster nicht nur Marktführer Thermacare an – Thermaplast soll auch über Drogerien verkauft werden. Zudem werden Produkte für den professionellen Bedarf zur Wundversorgung künftig wieder von der eigenen Mannschaft statt von Smith & Nephew vertrieben.
Fast 100 Jahre ist die Marke Hansaplast bereits erhältlich: 1922 kam das erste wirkstofffreie Pflaster zum Schutz von Hautverletzungen auf den Markt. In den vergangenen Jahren lag der Fokus von Beiersdorf jedoch mehr auf Kosmetika. 2000 gab es noch knapp 60 verschiedene Produkte der Professional-Serie. Ein Jahr später wurde der Bereich an ein Joint Venture mit Smith & Nephew ausgegliedert und seitdem über BSN Medical (Leukoplast, Leukotape, Elastomull) vertrieben.
2006 verkaufte Beiersdorf seine Anteile. Während Beiersdorf noch die Markenrechte Hansaplast hielt, war Smith & Nephew bis 2017 für den Vertrieb zuständig. Heute gehört BSN zum Hygieneartikelhersteller Essity (Tena). Seit diesem Jahr vertreiben die Hamburger die Marken Hansapor steril, Guttaplast sowie die Großpackungen wieder selbst in Praxen und Kliniken sowie Apotheken. Das Packungsdesign von Hansapor wurde von Gelb auf Blau und Weiß umgestellt.
Angesichts der rückläufigen Aufenthaltsdauer in Kliniken nach Operationen steigt die Bedeutung der sterilen Wundversorgung für zu Hause. Zudem wächst die Zahl der Patienten. Dadurch gibt es laut Beiersdorf auch eine steigende Bedeutung der Produkte in der Apotheke. Der Markt für sterile Wundverbände ist laut Iqvia-Zahlen im vergangenen Jahr um etwa 8 Prozent gewachsen. Weitere Anbieter sind Hartmann, B. Braun, Plum sowie Urgo.
In Apotheken und bei Ärzten bewirbt der 40-köpfige Außendienst aktuell Produkte aus den drei Bereichen Großpackungen, Wundverbände und Fixierpflaster. Insgesamt gehören 35 Artikel zum Sortiment. Im kommenden Jahr sollen Neueinführungen folgen. Die Professional-Serie ist dem Unternehmen zufolge nicht nur für Heilberufler, sondern auch für Pflegeeinrichtungen und öffentliche Einrichtungen sowie Großbetriebe gedacht.
Im Bereich der Wärmepflaster bringt Beiersdorf im Herbst eine Alternative zu Thermacare von Pfizer auf den Markt. Ende August wird Thermaplast an Apotheken ausgeliefert. Erhältlich sind ein Rücken- und Nackenpflaster sowie ein ovales Pad. Die Produkte wirken mit einer Wärmspirale statt einzelnen, ovale Wärmekammern. Im Gegensatz zum Pfizer-Produkt klebt bei Beiersdorf das große Pad für Rücken und Schultern durchgängig. Zudem wirbt der Konzern für den Neueinsteiger mit mehr Flexibilität und langanhaltender Wärme.
Den Markennamen testete der Konzern zuvor im Mass Market. Die im Herbst 2017 eingeführten Drogerieprodukte werden von dem neuen Pflaster abgelöst. Denn die ovalen Pads werden auch bei dm, Rossmann & Co. erhältlich sein. Nur an Apotheken werden zusätzlich Multipackungen ausgeliefert.
Bei manchem Apotheker kommt diese Strategie nicht gut an. Die Produkte auch in Drogerien zu verkaufen sei „eine Frechheit“, sagt ein Pharmazeut aus Süddeutschland. Die Verbraucher holten sich die Wärmepflaster zum Kennenlernen bei dm oder Rossmann und bestellten im Anschluss die Multipacks bei Versandapotheken, befürchtet er. Der Verbraucher gehe grundsätzlich davon aus, dass die Preise in der Vor-Ort-Apotheke für das gleiche Produkt teurer seien.
Beiersdorf plant zur Markteinführung eine große TV-Kampagne. Für Apothekenangestellte soll es spezielle Trainings und POS-Materialien geben. Der neue Geschäftsbereich wird von Enno Martini geleitet. Der 34-Jährige ist für Deutschland und die Schweiz zuständig und seit 2009 bei Beiersdorf tätig. Für das Marketing ist Jennie Bengelsdorf verantwortlich. Ende August sollen 5000 Apotheken bevorratet sein; bisher haben rund 3500 bestellt.
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