OTC-Hersteller

Bayer will Phyto-Spezialist sein

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Berlin -

Monsanto hin oder her: Bayer will im OTC-Bereich stärker im Phytopharmaka investieren. Am neu gegründeten Kompetenzzentrum in Darmstadt will der Konzern die Forschung und Entwicklung intensivieren, wie OTC-Chef Stefan Meyer beim Jahrespressegespräch erklärte.

Bayer ist noch nicht lange im Phytogeschäft. Im Mai 2013 hatte der Konzern den Hersteller Steigerwald mit Produkten wie Iberogast und Laif übernommen. Der Kaufpreis von 218 Millionen Euro lag bei mehr als dem Dreifachen des Umsatzes von 61 Millionen Euro. Doch in Leverkusen sah man das Potenzial, die Marken ins Ausland zu exportieren. Der Konzern hatte Glück: Dank des MCP-Rückrufs florierte das Geschäft auch auf dem heimischen Markt.

Ende vergangenen Jahres lief die mit den alten Eigentümern vereinbarte Schonfrist ab. Steigerwald wurde integriert, auf den Packungen prangt seitdem das Logo des Pharma- und Chemiekonzerns. Kein Widerspruch, wie Meyer findet: „Die Übernahme und inzwischen abgeschlossene Integration von Steigerwald entspricht unserer Strategie im Geschäftsbereich Consumer Health.“ Negative Reaktionen gab es offenbar nicht: „Wir konnten unsere Marktposition in Deutschland stärken, insbesondere mit Iberogast bei Magen-Darmerkrankungen.“

Nach Ansicht von Meyer erfreuen sich pflanzliche Arzneimittel wachsender Beliebtheit, vor allem in der Selbstmedikation. Aber auch Ärzte verordneten sie entsprechend der jeweiligen Leitlinien zunehmend. Für ihn ist klar, dass es sich um einen nachhaltigen Trend handelt.

Respekt hat man bei Bayer spätestens seit den Problemen bei Laif, was die Herstellung der pflanzlichen Präparate angeht: Die Produktion von Phytopharmaka sei ein komplexer Prozess mit der besonderen Herausforderung Arzneimittel herzustellen, die die Forderung nach gleichbleibender und nachvollziehbarer Qualität erfüllen.

Durch natürliche Schwankungen klimatischer Bedingungen variierten die Inhaltsstoffe von Ernte zu Ernte; die geforderte gleichbleibende Qualität der Extrakte müsse durch Selektion der Pflanzen und die Steuerung der weiteren Prozesse gewährleistet werden. Für Iberogast etwa würden zwei verschiedene Extraktionstechniken angewandt. „Für jede einzelne Heilpflanze ist das Extraktionsverfahren optimiert, validiert und behördlich genehmigt“, so Dr. Ulrike Fröhlich, Leiterin Phytomedicines Supply & Development Center bei Steigerwald.

Durch die verschiedenen Schritte des Extraktionsprozess komme es zu einem Zeitbedarf von bis zu zwei Monaten für die Herstellung eines Extrakts. Bei Betrachtung der landwirtschaftlich notwendigen Erzeugerzeit der Pflanze, verlängere sich der gesamte Zeitbedarf auf deutlich über ein Jahr.

Aktuell arbeitet man in Darmstadt an einer neuen Formulierung für das Johanniskraut-Präparat Laif. Man habe „Maßnahmen zur Optimierung des Produktes“ vorgenommen, die „in Kürze in die Produktion einfließen“, hieß es unlängst von Bayer. Neben Schwierigkeiten bei der Rohstoffqualität gibt es auch Probleme mit aufgequollenen Tabletten. Seit fast einem Jahr hält der Lieferengpass an.

Ein Problem sieht Bayer noch im Image der Phytopharmazie: Während pflanzliche Arzneimittel von den Verbrauchern als mild wirksam und gut verträglich eingeschätzt würden, fehle vor allem bei Schulmedizinern und Zulassungsbehörden häufig die Akzeptanz – auch bei Indikationen, in denen die Wirksamkeit bereits durch viele wissenschaftliche Erkenntnisse belegt sei.

„Nach den Kriterien der evidenzbasierten Medizin ist Iberogast als Arzneimittel zugelassen und gilt als eines der am besten wissenschaftlich untersuchten pflanzlichen Arzneimittel“, sagte Dr. Christoph Theurer, Leiter Scientific Affairs Consumer Health. „So wurden 2016 bisher über 40 wissenschaftliche Beiträge aus der präklinischen und klinischen Forschung publiziert.“

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