Bayer schnürt womöglich nach dem kostspieligen Monsanto-Kauf den Gürtel enger: Laut einem Bericht des „Handelsblatt“ will der Konzern Ausgaben sparen und dafür auch Arbeitsplätze abbauen. Besonders betroffen sei die kriselnde Sparte für OTC-Arzneimittel (Consumer Health), schrieb die Zeitung. Aber auch in der Pharmaforschung und in der Agrarsparte sollen dem Blatt zufolge Jobs wegfallen. Konkrete Zahlen wurden in dem Bericht nicht genannt, und ein Sprecher wollte die Informationen auf Nachfrage auch nicht kommentieren.
Nach Informationen von dpa-AFX haben Arbeitnehmervertreter in der kommenden Woche in betroffenen Bereichen zu Betriebsversammlungen eingeladen. Wie es in dem Zeitungsbericht weiter hieß, wird es zumindest in Deutschland aber nicht zu betriebsbedingten Kündigungen kommen, da hier noch bis mindestens 2020 Standortgarantien gelten. Diese beträfen allerdings nicht die Zentrale von Consumer Health, die ihren Sitz in Basel hat. Zudem sei der Verkauf kleinerer Marken vorgesehen, die Bayer nicht mehr weiterführen wolle. Für das Geschäft mit Tierarzneimitteln (Animal Health) halte man sich die Option zum Verkauf offen.
Das Geschäft mit verschreibungsfreien Medikamenten hatte Bayer im dritten Quartal keine Freude gemacht. Bayer kämpfte dort mit höheren Produktionskosten und Lieferengpässen bei Medikamenten wie Aspirin. Hier belasteten weiterhin Produktionsanpassungen nach einem Rüffel der US-Gesundheitsbehörde FDA. Im Zusammenhang mit der Rüge kalkulierte Bayer-Chef Werner Baumann zuletzt für das Gesamtjahr mit Kosten von rund 300 Millionen Euro.
Zur Unzeit kam ein Engpass bei Aspirin complex: Apotheken in Deutschland musste die Lieferproblemen des Erkältungsmittels mitten in der Grippesaison hinnehmen. Mittlerweile hat Bayer die Situation nach eigenen Angaben zumindest teilweise im Griff. Der Leverkusener Konzern setzt in dieser Erkältungssaison bei seinem Kombipräparat auf die 10er-Packungsgröße. Wegen Korrektur- und Modernisierungsmaßnahmen am Produktionsstandort in Bitterfeld hatte es Ausfälle gegeben. Lieferschwierigkeiten gibt es aktuell mit dem Granulat Aspirin Effect.
Ohnehin hat Bayer nach der rund 63 Milliarden US-Dollar schweren Übernahme des US-Saatgutkonzerns Monsanto aktuell nicht viel Grund zum Jubeln. Zwar bescherten die Amerikaner den Leverkusenern in der Agrarsparte zuletzt im Quartal einen kräftigen Umsatz- und Gewinnanstieg; doch mit dem Zukauf kam auch der Unkrautvernichter Glyphosat unter das Bayer-Dach – und damit tausende Klagen.
Nachdem im August ein Geschworenen-Gericht einem Krebspatienten einen Schadensersatz in dreistelliger Millionenhöhe zugesprochen hatte, ist die Zahl der Kläger gegen den Dax-Konzern in die Höhe geschnellt. Bayer hat bislang keinen Zusammenhang zwischen Glyphosat und einer Krebserkrankung eingeräumt und verweist auf „mehr als 800 wissenschaftliche Studien“, die belegten, dass der Unkrautvernichter sicher sei. Erst kürzlich hatte der Konzern Berufung im ersten Glyphosat-Prozess eingelegt, in dem eine Richterin die Schadensersatzsumme zuvor auf einen zweistelligen Millionenbetrag reduziert hatte.
Abseits der Klagen hat Bayer einen Kapitalmarkttag für Mittwoch kommende Woche in London angesetzt. Analyst Markus Mayer von der Baader Bank rechnet damit, dass die Leverkusener die Investoren zu beruhigen versuchen werden. So könnte Bayer Einsparungen von bis zu zwei Milliarden Euro ankündigen, schrieb der Experte. Zudem könnte Bayer zum Beispiel mit neuen, ambitionierten mittelfristigen Zielen aufwarten.
Die Börse gab dem Konzern am Mittwoch kleinere Vorschusslorbeeren: Das vor allem wegen der Glyphosat-Klagen in den USA gegen den Konzern schwer gerupfte Papier konnte sich stabilisieren. Zeitweise kletterte der Aktienkurs um knapp zwei Prozent – und ist damit erstmals seit gut zwei Wochen wieder zurück über 65 Euro. Im bisherigen Jahresverlauf hat die Aktie gleichwohl mehr als ein Drittel an Wert eingebüßt.
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