Bayer-Vorstandschef Werner Baumann sieht in einem ausgeprägtem Risikobewusstsein eine Gefahr für den Wohlstand in Deutschland. Es fehle an „Chancenorientierung“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Pharmakonzerns der Welt am Sonntag und fügte hinzu: „Wir sind immer zuallererst vom Risiko beseelt. Hätte Amerika unsere Vorschriften, wären Amazon oder Google dort wahrscheinlich nie so erfolgreich geworden. Mit voller Hose gewinnen Sie eben keinen 100-Meter-Lauf.“
Die Deutschen pflegen nach den Worten des Bayer-Chefs bei Zukunftstechnologien „eine extreme Betonung des Vorsorgeprinzips“. In Deutschland brüste man sich damit, die umfassendste Regulierung zu haben. Die kommerziellen Chancen, die Wohlstand und Arbeitsplätze brächten, würden dann woanders wahrgenommen.
In bestimmten Bereichen gibt es laut Baumann „eine Dauerbespielung von Themen, die dazu führt, dass Leute manche Aussagen für unumstößlich halten und gar nicht mehr hinterfragen“. Als Beispiel nannte er die Diskussion über grüne Gentechnologie und das Thema genmodifiziertes Saatgut: „Das war in einigen Ländern lange Zeit ein Thema, über das man nicht sachlich sprechen konnte.“ Mittlerweile sei eine zunehmend konstruktiv-kritische Diskussion zu beobachten.
Bayer ist nach der Übernahme des US-Konzerns Monsanto einer der führenden Anbieter von Saatgut und Pflanzenschutzmitteln. Mit dem Monsanto-Kauf hat sich der Dax-Konzern aber auch Tausende Klagen eingehandelt.
Überlegungen der Bundesregierung zu einer neuen Industriepolitik begrüßte Baumann. Das Papier von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sei „ein guter Startpunkt“. Auf europäischer Ebene sollten Schlüsseltechnologien identifiziert werden: „Diese Technologien sollte sich Europa in einem offenen Freihandelsumfeld zu eigen machen und Führungspositionen entwickeln.“
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