Bayer ist nach wie vor im Glyphosat-Streit gefangen. Während das operative Geschäft läuft, belasten die Sorgen vor Milliardenstrafen den Börsenkurs seit längerem. Aufsichtsratschef Norbert Winkeljohann hat einer Aufspaltung des Konzerns in ein Pharma- und ein Agrarunternehmen jetzt eine Absage erteilt.
„Eine Teilung des Unternehmens würde keine Werte schaffen, sondern vernichten“, sagte Winkeljohann in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview des Manager Magazins. Bayer sei in attraktiven Wachstumsmärkten unterwegs und verfüge über alle Geschäfte hinweg über eine starke naturwissenschaftliche Basis.
Aufspaltungsüberlegungen hatten Analysten und wohl auch Investoren angesichts des niedrigen Kursniveaus immer mal wieder ins Spiel gebracht. Das Pharmageschäft wäre dann von der Leine und könnte mehr Geld ins Wachstums investieren, was wegen auslaufender Patente für Kassenschlager wichtig wäre, so das Kalkül.
Am Vorstandsvorsitzenden Werner Baumann hält der Aufsichtsratschef trotz des Glyphosat-Debakels in den USA und einer zuletzt mit Enttäuschung aufgenommenen Geschäftsentwicklung fest. Auf die Frage, ob Baumann angesichts des Vertrauensverlustes bei vielen Aktionären noch der richtige Mann an der Konzernspitze sei, sagte Winkeljohann dem Magazin: „So eine Frage ist mit alleinigem Blick auf den aktuellen Aktienkurs sicherlich naheliegend, aber zu kurz gesprungen. Wir stehen zu der vereinbarten Vertragslaufzeit“ bis Ende April 2024.
Winkeljohann verweist unter anderem auf den Fünf-Punkte-Plan, den Baumann im Mai vorgelegt hatte. Mit dem will das Management das Problem möglicher künftiger Klagen in den Griff bekommen. In diesem Zusammenhang stockte das Management zuletzt aber auch das Gesamtpaket für die Beilegung der Rechtsstreitigkeiten rund um angebliche Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter von mehr als elf Milliarden Dollar um weitere 4,5 Milliarden Dollar auf. Das Kalkül dahinter: Den Aktionären sollten so die nach Einschätzung des Konzerns verbliebenen Risiken klar aufgezeigt werden und damit der Weg für eine Kurserholung geebnet werden.
Investoren überzeugte das bislang nicht. Seit der Vorstellung des Plans Ende Mai haben die Aktien fast 15 Prozent an Wert verloren. Aktuell kosten die Papiere in etwa halb so viel wie vor der ersten Niederlage in einem US-Glyphosatprozess im Sommer 2018.
„Dennoch, wir haben eine Strategie festgelegt, mit der sich die Risiken künftiger Klagen beherrschen lassen“, sagte Winkeljohann mit Blick auf die Kursverluste der vergangen Wochen. „Die realistisch zu erwartenden finanziellen Auswirkungen sowohl der aktuellen als auch möglicher künftiger Schadensersatzprozesse und -ansprüche sind damit in der Bilanz verarbeitet. Der Vorstand kann sich deshalb jetzt völlig auf die beschleunigte Umsetzung der Unternehmensstrategie konzentrieren.“ Bayer müsse nun in den kommenden Quartalen im Tagesgeschäft gute Resultate liefern, das werde dann auch dem Aktienkurs helfen.
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