Cetirizin Vividrin: Eine Saison voraus Torsten Bless, 03.05.2017 14:53 Uhr
Seiner Zeit weit voraus zeigt sich Bausch + Lomb: Bis Ende Mai können sich Apotheken mit einem Vorrat an Cetirizin Vividrin eindecken – für die kommende Allergiesaison. Während die Kunden gerade mit den typischen Symptomen am HV-Tisch stehen, lockt der Hersteller bereits mit „Top-Konditionen“ für 2018. Die Valeant-Tochter hatte unter der prominenten Dachmarke den populärsten Wirkstoff in der Heuschnupfenzeit eingeführt.
Im Jahr 2008 erlosch das bis dato vom belgischen Pharmakonzern UCB gehaltene Patent für Cetirizin. Seit dieser Zeit liefern sich Generikahersteller wie Hexal, Ratiopharm oder KSK einen heißen Kampf um die Marktanteile in den Apotheken. Mit Cetirizin Vividrin in Tablettenform ergänzt Bausch + Lomb seine Produktpalette, die bisher aus antiallergischen Nasenspray und Augentropfen bestand. Im August 2016 begann die Bevorratung. „Die Kunden haben uns zurückgespielt, dass wir damit für 2017 viel zu spät dran waren“, sagt Vertriebsleiter Peter Jütte. „Die Mitbewerber waren schon lange vor uns da.“
So räumt er ein, dass Bausch + Lomb mit der aktuellen Promotion der Konkurrenz zuvorkommen wolle. Allerdings hätten auch andere Unternehmen schon am 1. April entsprechende Aktionen gestartet. Der Barrabatt ist gestaffelt: Wer 400 Packungen und mehr bestellt, kann 70 Prozent erreichen. Dazu kommen 3 Prozent Skonto und eine lange Valuta bis zum 15. Juni 2018. „Das sind durchaus marktübliche Konditionen“, sagt Jütte.
Bis Ende Mai ist dieses erste Angebot gültig. „Aber wir verstehen, wenn Apotheker uns sagen, dass sie jetzt ihren Bedarf für 2018 noch nicht absehen können“, sagt der Vertriebschef. Eine Bestellmöglichkeit gebe es auch nach Ablauf der ersten Frist. Zu welchen Bedingungen dann bestellt werden kann, sei noch nicht in Stein gemeißelt. „Es wird aber auch danach keine schlechten Konditionen geben.“ Ab dem 1. Juni lassen sich Dekorationen und Serviceartikel ordern, dann startet auch die Bevorratung für Nasenspray und Augentropfen.
Für die Unternehmen geht es darum, in dem hoch generischen Bereich die ersten Anbietern in den Apotheken zu sein und so Aufträge abzufischen. Schon in vergangenen Jahren hatten sich die Hersteller von Antiallergika bei den Apothekern einen Wettlauf mit immer früheren Rabattaktionen geliefert. Den Start machte 2014 Ratiopharm: Damals verschickte der Konzern aus Ulm bereits im August Angebote zu einer frühen Bevorratung von Antihistaminika für die Allergiesaison 2015. Konkurrent Hexal konnte sich einen Seitenhieb nicht verkneifen: „Gerade genießen wir eine lange Periode schönsten Wetters und denken an Urlaub, Strand, Sonne, Meer, Berge oder Balkon. Aber an Weihnachten oder die nächste Allergiesaison denken wir momentan nicht“.
Doch ein Jahr später waren die Holzkirchener selbst vom sommerlichen Allergiefieber angesteckt: Ende Juli 2016 verschickte Hexal Bevorratungsangebote für 2017. Die Apotheken sollten ihre Bestellungen für Produkte wie Cetirizin Hexal oder Cromo Hexal bis Ende August einreichen. In den selben Tagen startete wiederum Ratiopharm seine Aktion.
In diesem Jahr dürfte der Markt gehörig durcheinander gewirbelt werden. Im Herbst hatten Hexal und Galen Nasensprays mit Mometason eingeführt; der Wirkstoff war zuvor aus der Verschreibungspflicht entlassen worden. Pro Jahr werden in den Apotheken rund 5,7 Millionen Packungen topisch wirksamer Produkte verkauft. Bei den Tabletten kommen 14,4 Millionen Einheiten zusammen. Hier entfallen 9,5 Millionen auf Cetirizin und 3 Millionen Packungen auf Loratadin. Dimetinden ist mit 1,7 Millionen Stück von untergeordneter Bedeutung.