Bei VISION.A, der Digitalkonferenz powered by NOVENTI und APOTHEKE ADHOC, lieferten sich am 29. Juni Peter Menk (pro AvO) und Dr. Jan-Florian Schlapfner (Zukunftspakt Apotheke) einen „Battle der Plattformen“ und erklärten, was die Apothekenplattformen ausmachen und mitbringen sollten.
Die Plattform Ihre.Apotheken.de (ia.de) des Zukunftspakts von Noweda und Burda ist bereits seit Frühjahr 2019 am Start. Etwa 7000 Apotheken haben sich angeschlossen. „Wir wollten die Zeit nutzen. Trockenschwimmen ist die Pflicht zu Beginn, wie es funktioniert, merkt man erst, wenn man ins Wasser geht“, so Schlapfner.
Konkrete Zahlen, wie oft die Plattform tatsächlich von Kunden genutzt wird, gibt der Zukunftspakt nicht heraus. Schlapfner verriet im APOTHEKE ADHOC Lunch Treff so viel: „Wir sind sehr sehr zufrieden. Wir bekommen viele tausende Bestellungen im Monat.“ Wichtig sei vor allem, dass man jetzt schon sehr viel Erfahrung gesammelt habe, was die Endkundenseite betrifft. Denn die großen Versandapotheken seien schon 20 Jahre am Markt, die Online-Angebote der Vor-Ort-Apotheken vielen Endkunden dagegen gar nicht bekannt.
Die Initioative Pro AvO ist einen anderen Weg gegangen und will erst kurz vor der Einführung des E-Rezepts an den Start gehen, um die Marke nicht zu früh zu verbrauchen. Wichtig sei, jetzt zunächst Apotheken einzusammeln, damit die Plattform etwas zu bieten habe, wenn sie vom Kunden genutzt werde, so der Pro AvO-Geschäftsführer. „Der Endkunde muss eine Erfahrung machen, die ihn zufriedenstellt.“
Bei Pro AvO wurde die Einführung des E-Rezepts als der maßgebliche Zeitpunkt für den Start der Plattform gesehen. „Wenn der Kunde merkt, ich muss gar keinen rosa Zettel in die Apotheke tragen, ab da wird für ihn die Apotheke digital interessant“, so Menk. Für die teilnehmenden Apotheken soll Apora auch deshalb interessant sein, weil sie über eine noch zu gründende Genossenschaft am Erfolg beteiligt werden sollen.
Noch nicht verraten wird, was Apotheken die Teilnahme an Apora kosten wird. Zumindest zum Start soll die Nutzung dem Vernehmen nach kostenlos sein, Menk äußerte sich hierzu beim Lunch Treff nicht. Nur so viel: „Uns geht es nicht darum, dass wir das nächste Amazon werden und möglichst profitabel sind.“ Der Erfolg der Plattform sei dann erreicht, wenn ein Großteil der digitalen Bestellungen in den Apotheken vor Ort lande.
Hier haben die Versandapotheken aktuell noch einen Vorsprung. DocMorris etwa habe mit der bundesweiten Plakatkampagne versucht, beim Kunden E-Rezept mit eApotheke zu verknüpfen, erinnert Schlapfner. Das konkrete Ergebnis: DocMorris sei der Google-Suche nach „E-Rezept“ der erste Treffer. Der Zukunftspakt will dagegenhalten, mit einer SEO-Kampagne und aktuell mit Google-Anzeigen. „Wir kommen langsam aber sicher in die Köpfe der Endkunden“, so der Gesamtverantwortliche des Zukunftspakts.
DocMorris plant aber selbst ein Konzept mit Beteiligung von Vor-Ort-Apotheken. Aus Menks Sicht nachvollziehbar, denn der Versand aus einem Zentrallager sei nicht nur sehr teuer, sondern auch wahnsinnig klimaschädlich. „Und das ist genau das Konzept von diesen Versendern, Partnerschaften einzugehen mit Apotheken vor Ort. Nur muss sich da jede einzelne Apotheke fragen: Möchte ich so eine Partnerschaft und was wird die Perspektive für mich sein?“
Auch wenn Menk an den eigenen genossenschaftlichen Weg glaubt, sieht er durchaus ein Risiko: „Wenn ein paar wenige Kollegen in wenigen Städten da mitmachen, dann reicht das natürlich schon, um etwas ins Rollen zu bringen.“ Deshalb sei es für Apora wichtig, sich an erfolgreichen Plattformen zu orientieren: „Wir müssen unser Portal so gestalten, das der Kunde mindestens das gleiche bekommt, wie das auch bei den Versendern der Fall ist.“
Schlapfner schloss sich dem an: Das DocMorris-Konzept sei eher die Variante booking.com mit einem starken Partner und auf der anderen Seite die Hotels, die hohe Gebühren abgeben. Bezogen auf den Apothekenmarkt – mit einem zentralen Versender und einigen wenigen Partnern in der Fläche vor Ort, sei das mit Blick auf die Gesundheitsversorgung der falsche Weg.
Beide Plattformen stehen zudem vor der Herausforderung, sowohl die Apotheken zu überzeugen, als auch die Endkunden. Und da kann es durchaus gegenläufige Interessen geben – Stichwort Preisvergleich. Menk wendet ein, dass der Preis nur dann eine Rolle spielt, wenn ein Arzneimittel nicht akut benötigt wird oder der Kunde größeren Bedarf hat. Das sei aber eine relativ begrenzte Anzahl, solange der Rx-Markt ausgespart bleibe. Aber natürlich müsse der Kunde den Preis auf der Plattform angezeigt bekommen, bevor er bestellt.
Der Preis sei aber auch nur ein Faktor für die Patienten: Neben dem schnellen Weg zum Medikament habe die Apotheke die Möglichkeit, gut zu beraten – auch digital über eine Chatfunktion und Angebote der Telepharmazie. „Letztlich wird sich der Kunde immer für die Apotheke entscheiden, bei der er den besten Service bekommt, das wird sich auch in digitalen Zeiten nicht ändern“, ist Menk überzeugt.
Bei ia.de wird das Angebot deshalb jetzt erweitert. Die Online-Bezahlfunktion wird nachgezogen und noch in diesem Jahr soll es zusätzlich zur webbasierten Plattform eine App mit weiteren Funktionen geben. Ein weiterer zentraler Punkt ist Schlapfner zufolge die Anbindung an Warenwirtschaftshäuser, damit der Kunde die Verfügbarkeit sieht. Deshalb sollen noch im Juli bei IhreApotheken.de zwei weitere Softwarehäuser angeschlossen werden.
Mittwoch, 1. Juli – 12.30 Uhr: Apps auf Rezept
Die Kassen sollen Gesundheitsapps bezahlen, sofern sie vom BfArM für gut befunden werden. Henrik Emmert vom Arbeitskreisleiter Erstattung SpiV DigGesV weiß, wie und unter welchen Umständen es künftig Apps auf Rezept gibt.
Donnerstag, 2. Juli – 12.30 Uhr: Check24 für Apotheken
Stefan Odenbach will mit eRixa eine interoperable E-Rezept-Plattform schaffen. Dort sollen Patienten auf einen Blick sehen können, wo sie ihre elektronische Verordnung am schnellsten und am einfachsten einlösen können.
Alle Lunchtreffs werden live bei APOTHEKE ADHOC übertragen. Um Fragen zu stellen, kann die Kommentarfunktion genutzt werden (Achtung! Vorherige Anmeldung bei Disqus erforderlich!) Teilnehmer von VISION.A können wie gewohnt über den internen Bereich oder die App zusehen. Die Mitschnitte werden später im Youtube-Kanal von APOTHEKE ADHOC archiviert.
APOTHEKE ADHOC Debatte