Datenskandal

Barmer überprüft Rezeptprüfer Alexander Müller, 13.02.2012 15:39 Uhr

Berlin - 

In dem mutmaßlichen Skandal um die Weitergabe von Rezeptdaten zieht die Barmer GEK erste Konsequenzen: „Wir prüfen natürlich jetzt, ob die Zusammenarbeit mit der GFS fortgesetzt werden kann“, sagte ein Sprecher der Kasse auf Nachfrage. Die Gesellschaft für Statistik im Gesundheitswesen (GFS) kontrolliert für die Barmer die Rezepte. Das Unternehmen hatte über einen gesicherten Kanal Artzdaten an die Gesellschaft für Datenverarbeitung (GFD) geliefert.

 

Die GFD erhält seit Jahren von mehreren Apothekenrechenzentren Verordnungsdaten zur Auswertung. Laut einem Beitrag des Nachrichtenmagazins Spiegel soll die GFD nicht nur unverschlüsselte Daten gesammelt und gespeichert haben. Anonymisierte Datensätze sollen demnach mit den Arztdaten der GFS dechiffriert worden sein.

Die Barmer GEK hatte dem Sprecher zufolge schon nach Bekanntwerden der ersten Vorwürfe eine Revision beim eigenen Dienstleister durchgeführt. „Dabei ist herausgekommen, dass die GFS tatsächlich Arztdaten weitergegeben hat“, so der Sprecher.

Diese Daten – etwa die Betriebsstättennummer der Praxis oder die lebenslange Artznummer – sind auch öffentlich zugänglich. „Die Weitergabe von Daten ist aber grundsätzlich verboten, egal wie sensibel sie sind“, sagte der Barmer-Sprecher. „Deshalb prüfen wir jetzt auch eine Vertragsstrafe.“ Der Sprecher betonte aber auch, dass dieser Fall mit dem vermeintlichen Verkauf von Rezeptdaten an die Pharmaindustrie nicht zu verwechseln sei.

 

 

GFS-Geschäftsführer Dr. Jamshid Javdani bestätigte auf Nachfrage, dass man der GFD „zur Qualitätssicherung ihrer Arztdaten“ einen Zugang über eine gesicherte Datenleitung eingerichtet habe. „Es handelt sich hierbei um Daten, die sich die GFD auch aus dem Internet hätte sammeln können“, so Javdani.

Bis zum Jahr 2010 habe die GFD zudem Daten über monatliche Rezeptzahlen von Ärzten erhalten. Eine Verschlüsselung oder Anonymisierung dieser Arztdaten bei der Übermittlung sei gesetzlich nicht erforderlich, so der GFS-Chef. „Weitere Daten, insbesondere Patientendaten, Sozialdaten oder ein „Entschlüsselungs-Schlüssel“, wurden nicht ausgetauscht“, betont Javdani. Dies hätten in der Vergangenheit durchgeführte Audits von Krankenkassen bestätigt.

Bei der GFS lassen neben der Barmer weitere Kassen ihre Rezepte prüfen. Darunter sind die DAK Gesundheit, mehrere Betriebskrankenkassen sowie namhafte private Krankenversicherungen.