Sparwahn im Gesundheitswesen

Bahr diskutierte bei Burda

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Berlin -

Kann und soll im Gesundheitswesen gespart werden? Oder was darf und muss eine gute Versorgung wert sein? Diese Frage diskutierten prominente Experten beim Burda Health Lab in München. Mit dabei: Ex-Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr.

Mehr als 350 Gäste, darunter Top-Entscheider:innen und Kund:innen aus der Healthcare- und Pharmabranche, waren der Einladung des Burda-Verlags in die Münchner Allianz Arena gefolgt; Partner des Veranstalters waren der Zukunftspakt Apotheke und die Klambt Mediengruppe. Es war die siebte Veranstaltung; das Health Lab hat sich als wichtiger Branchentreff etabliert.

Erstmals stand das große Branchenevent aber unter einem politischen Zeichen. Nicht nur das Sparpaket, sondern auch die tiefgreifenden ökonomischen Veränderungen stellen Politik und Wirtschaft vor die Frage, wie das deutsche Gesundheitswesen mit den Herausforderungen umgehen soll.

Burda-Vorstand und Gastgeber Philipp Welte brachte es schon in seiner Opening-Keynote auf den Punkt: „Nie zuvor war dieser Impuls zu einem gemeinsamen Austausch von Wissen, Erfahrungen und Strategien wichtiger als heute. Gerade in einer Zeit des Umbruchs, der Transformation vieler Bereiche von Wirtschaft und Gesellschaft, sind Kooperation und Kollaboration bis hin zu strategischen Allianzen von entscheidender Bedeutung“, so Welte mit Blick auf den Zukunftspakt mit Noweda und die Plattform IhreApotheken.de.“ Uns muss uns allen klar sein: Egal, für wie groß wir uns halten – die Krise vor uns zu überstehen wird schwer für jeden, wenn er alleine kämpfen muss.“

Was ist uns unser Gesundheitssystem wert?

Ein Spargesetz mitten in der größten wirtschaftlichen Krise Europas seit Jahrzehnten sei das vollkommen falsche Signal: Man müsse künftig nicht die Frage stellen, was das Gesundheitssystem koste, sondern was es der Gesellschaft wert sei, gab Jörg Wieczorek, Vorsitzender des Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) zu Protokoll.

Dem stimmte Professor Dr. Dietrich Grönemeyer zu: „Unser Gesundheitssystem ist leistungsstark und hat immer noch einen guten Ruf – aber den drohen wir mehr und mehr zu verspielen.“ Bahr verwies auf das, was in der Corona-Pandemie in kürzester Zeit in Deutschland entwickelt wurde – von Antigen- und PCR-Tests bis hin zum Corona-Impfstoff: „Das stellt doch die starke Innovationskraft der Pharmaindustrie unter Beweis.“

Dr. Stefan Eder, Europachef von Stada, erinnerte daran, dass man vor zehn Jahren zum ersten Mal einen Versorgungsengpass bei einem Arzneimittel hatte: Damals sei 5FU knapp geworden – ein Krebsmittel, ein Chemotherapeutikum. Engpässe seien leider inzwischen normal geworden, Stichwort Tamoxifen. „Das alles ist nicht mehr hinnehmbar. Was wir jetzt brauchen, ist eine Lösung der strukturellen Probleme. Leider hat sich die Politik dieses Themas noch nicht vorgenommen. Im Gegenteil: Sie hat uns mit der Gesetzespassage zur automatischen Substitution ein weiteres Problem beschert.“

Aus Sicht von Dr. Friedrich von Bohlen und Halbach könnten die Kosten gesenkt werden, wenn die Forschung erleichtert würde. Er forderte, dass Daten aus der elektronischen Patientenakte (ePa) anonymisiert gesammelt und genutzt werden können – mit Opt-out für die Versicherten. Dafür könne die Pharmaindustrie dann einen gewissen Betrag einzahlen; gleichzeitig könnten Medikamente schneller und günstiger entwickelt werden.

Kay Labinsky, CPO im Burda-Verlag und Gastgeber des Health Lab, zog eine positive Resonanz: „Das Health Lab hat in diesem Jahr mehr Top-Entscheider:innen aus der Branche angezogen denn je. Sie haben diese Kommunikationsplattform genutzt, um in hochkarätig besetzten Diskussionsforen Lösungen für die, in dieser Dimension auch in der Pharmaindustrie noch nie dagewesenen Herausforderungen zu finden. Besonders gefreut habe ich mich über die spürbare Entschlossenheit und einen – trotz allem – positiven Blick in die Zukunft.“

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