In vielen Regionen Deutschlands ist die Babynahrung des Herstellers Milupa knapp. Betroffen ist vor allem die Marke Aptamil. Ein Grund für leeren Regale ist die starke Nachfrage aus China. Denn obwohl das hessische Unternehmen nicht exportiert, findet die Babynahrung ihren Weg nach Fernost. Die Produkte sind jedoch nicht überall knapp: Milupa verweist auf die „Apotheken als letzte Anlaufstelle“, die neben Kliniken bevorzugt beliefert werden.
Seit Oktober verzeichnet die Tochterfirma des französischen Lebensmittelkonzerns Danone (Volvic, Evian, Dany Sahne, Actimel, Activia, Fruchtzwerge, Nutricia) verstärkt Lieferengpässe bei den Produkten Aptamil Pre 1 bis 3. Besonders in Ballungszentren wie Berlin, Nordrhein-Westfalen oder dem Rhein-Main-Gebiet sei die Babynahrung knapp, so ein Unternehmenssprecher.
In den Apotheken sind die Produkte vorrätig. Krankenhäuser und Apotheken würden aus „ethischen Gründen“ bevorzugt beliefert, sagt der Sprecher. Besonders auf dem Land seien Apotheken wichtig.
Diesen Vertriebskanal hat Milupa nach der Schlecker-Pleite wieder entdeckt: Früher sei die Versorgung in ländlichen Regionen durch die Drogeriemärkte von Anton Schlecker gewährleistet gewesen. „Diese Rolle müssen die Apotheken bedienen“, so der Sprecher.
Milupa will die Engpässe durch ein Verbot von Hamsterkäufen verhindern. Man sei mit dem Handel in Kontakt, so ein Sprecher. Auch eine neue Produktionslinie werde eingerichtet. Die Babynahrung wird in Fulda hergestellt, die Anlagen sind mittlerweile täglich 24 Stunden in Betrieb.
Mit dem Verkauf in Apotheken erwirtschaftet Milupa etwa 1,5 Prozent seines Gesamtumsatzes. Die meisten Erlöse würden mit Produkten erzielt, die bestimmte Beschwerden wie Aufstoßen und Spucken lindern sollen. Das Angebot verschiebe sich momentan jedoch zum Standardsortiment, so der Sprecher.
Milupa wurde 1921 von dem Unternehmer Emil Pauly gegründet. Insgesamt arbeiten rund 450 Mitarbeiter für den Hersteller. 1995 wurde die Firma an Numico verkauft. Seit 2007 gehört Milupa zu Danone.
Der Hauptgrund für die Engpässe ist die gestiegene Nachfrage aus China. „Wir erhalten Anfragen von chinesischen Exportunternehmen und auch von Einzelpersonen“, so der Sprecher. In Asien seien Produkte „made in Germany“ besonders begehrt. Die Babynahrung gelangt offenbar über den Graumarkt und Privatpersonen nach Asien.
Zudem gab es in China 2008 einen Lebensmittelskandal: In der Milch wurde die verbotene Chemikalie Melamin (Triaminotriazin) nachgewiesen. Medienberichten zufolge starben daran mindestens sechs Babys, rund 300.000 erkrankten.
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