Axios-Insolvenz: Apotheken sollen zahlen Carolin Ciulli, 14.06.2019 14:47 Uhr
Der Generikahersteller Axios ist insolvent. Das hat schon jetzt unmittelbare Folgen für die Apotheken. Denn das auf onkologische Präparate spezialisierte Unternehmen hat Rabattverträge mit mehreren Kassen geschlossen und Apotheken werden jetzt wegen der Herstellerabschläge retaxiert. Eine bayerische Pharmazeutin kritisiert, dass die Kassen sich nicht gegen solche Fälle absichern und die Apotheken jetzt auf den Kosten sitzenblieben.
Axios wurde 2001 gegründet und listet auf der Internetseite rund 20 Wirkstoffe auf. Rabattverträge wurden mit zahlreichen Kassen über die Wirkstoffe Pamidronsäure und Granisetron in verschiedenen Wirkstärken geschlossen, darunter AOK, Barmer GEK, DAK und verschiedenen Betriebskrankenkassen. Der Bielefelder Hersteller wird seit April vom vorläufigen Insolvenzverwalter Axel Geese aus Bielefeld vertreten.
Mehrere Apotheken erhielten unterdessen Post von ihrer Abrechnungsstelle. Sie werden wegen der Herstellerabschläge retaxiert. „Wir haben keine Information über die Insolvenz bekommen, sondern nur die Abrechnung“, sagt Antonette Müller von der Fontane-Apotheke in Ansbach. Die Pharmazeutin ist sauer. Es habe keine Einspruchmöglichkeit gegeben. Die Forderung sei einfach über die Rechenstelle gekommen.
Insgesamt geht es um rund 200 Euro. Die Apothekerin hat sich vom bayerischen Apothekerverband beraten lassen. Dort habe es lediglich geheißen, dass sie es akzeptieren müsse. Denn bei einer Insolvenz sei die Apotheke nur einer von vielen Gläubigern und könne nur einen Prozentsatz der Summe zurückerhalten. „Das geht aber nicht“, ärgert sich Müller. „Wir wollen uns das nicht gefallen lassen.“
Die Apotheken erfüllten die Rabattverträge und gäben gezwungenermaßen Arzneimitteln von Herstellern ab, die man nicht kenne und nicht wisse, wie seriös diese seien, so Müller. Wenn Kassen diese Rabattverträge mit den Firmen ausmachten, sollten sie sich für solche Fälle absichern. „Sie müssten Rücklagen bilden.“ Die Insolvenz eines Herstellers dürfe nicht auf Kosten der Apotheken gehen, die nur ihre Pflicht erledigt hätten.
Müller geht es nicht um den Betrag. Die 200 Euro seien verschmerzbar, sagt sie. Wichtiger sei, die Art und Weise, wie mit Vertragspartnern umgegangen werde. „Immerhin müssen wir die Rabattverträge erfüllen, die andere aushandeln.“ Momentan wartet sie auf eine Einschätzung ihres Steuerberaters, wie sie mit dem Fall umgehen soll.
Auch Apotheker Franz Stuckenberger soll rund 40 Euro zahlen. „Ich kann nicht nachvollziehen, wieso Apotheke für die Insolvenz einer Firma gerade stehen sollen“, sagt der Inhaber der Vitalis Apotheke in Taufkirchen. Er informierte die AOK über den Fall. „Die Mitarbeiterin konnte es selbst nicht fassen.“ Es sei eine Unverschämtheit, dass die eigene Standesvertretung überhaupt solche Verträge abschließe. Vom vorläufigen Insolvenzverwalter habe er keine Informationen erhalten. Dort werde der Fall noch geprüft.
Das Unternehmen will sich nicht zu dem Fall äußern. Es handele sich um ein laufendes Insolvenzantragsverfahren, das nichtöffentlich sei, sagt Axios-Geschäftsführerin Gabriele Polesny. Aktuell hat der vorläufige Insolvenzverwalter die Verantwortung über Bankguthaben und sonstige Forderungen. Erfahrungsgemäß werden bei einem Insolvenzverfahren zunächst die großen Gläubiger wie das Arbeitsamt bedient.
Der Deutsche Apothekerverband (DAV) kritisiert seit Jahren, dass die Apotheken für die Krankenkassen kostenlos eine Inkasso-Aufgabe übernehmen und fordert Entschädigung. In der Vergangeneheit ware die Apotheker zudem immer wieder zwischen die Fronten geraten, wenn Hersteller mit den Kassen über die Einteilung ihrer Produkte stritten. Meist fordern die Kassen den Generikaabschlag, die Hersteller erstatten den Rechenzentren aber nur den geringeren Abschlag.