Apotheken-EDV

Awinta, VSA und das Erbe von Pro Medisoft Patrick Hollstein, 19.02.2010 18:29 Uhr

Berlin - 

Mit der VSA und Pro Medisoft haben sich im vergangenen Jahr zwei Anbieter für Apotheken-EDV zusammengetan, deren strategische Ausrichtung unterschiedlicher kaum sein könnte: Während dem apothekereigenen Unternehmen aus München von Natur aus gewisse Leitplanken gesetzt sind, hatten die Eigentümer von Pro Medisoft in der Vergangenheit die Möglichkeiten des Marktes ausgelotet und enge Geschäftsbeziehungen beispielsweise zu Versandapotheken aufgebaut. Unter dem gemeinsamen Dach könnte es Gesprächsbedarf geben.

Mit dem Prokas-Shop hatte Pro Medisoft frühzeitig ein Modul für Versandapotheken entwickelt, das einige Beobachter heute für das ausgereifteste Angebot in diesem Bereich halten. Um den Webshop nach den Wünschen der Nutzer weiterzuentwickeln, rief das Unternehmen vor einem Jahr gemeinsam mit dem Bundesverband Deutscher Versandapotheken (BVDVA) eine „BVDVA-Arbeitsgruppe Pro Medisoft“ ins Leben. Die Anliegen von Sanicare, Aponeo & Co. waren bei Pro Medisoft Chefsache: Für die Aufnahme der Kundenwünsche war Vorstandsmitglied und Chefentwickler Horst Blass persönlich zuständig.

Der EDV-Dienstleister engagierte sich für seine Kunden sogar auf politischer Ebene: Noch im September - also einen Monat nach der Fusion mit der VSA - wandte sich Pro Medisoft nach Informationen von APOTHEKE ADHOC an das Bundesgesundheitsministerium: Um Versandapotheken vor Abmahnungen zu schützen, sollte das Ministerium über eine Liste mit kennzeichnungspflichtigen Gefahrstoffen informieren.

Auf Nachfrage wollte Pro Medisoft-Chef Manfred Seibold das Vorgehen gegenüber APOTHEKE ADHOC nicht kommentieren; stattdessen drohte er mit seinem Anwalt. Seine neuen Partner dürften aber noch weitere Positionen aus den Büchern interessieren, etwa der Projektvertrag mit dem Stuttgarter Pharmagroßhändler Gehe, der Darlehensvertrag mit einer Apotheke oder die Bürgschaft für ein Blisterzentrum.

Außerdem hatte Pro Medisoft in den vergangenen Jahren verschiedene Datenlieferverträge geschlossen - nicht nur mit Marktforschungsunternehmen wie IMS, Insight Health und der Cegedim-Tochter Medimed oder Apotheken-Kooperationen wie Vivesco. Zu den Abnehmern zählen außerdem Pharmahersteller wie Hexal/Sandoz, Ratiopharm und Kohlpharma. Welche Daten im Rahmen der Vereinbarungen flossen oder noch fließen, war ebenfalls nicht zu erfahren.

Jeweils rund 26 Millionen Euro haben VSA und Pro Medisoft an Umsatz in Awinta eingebracht; die VSA vielleicht in der Hoffnung, nach Jahren wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen. Wie auch immer die neue Ausrichtung aussehen wird; der Marktführer steht unter Beobachtung: Immerhin 7000 Kunden nutzen eines der Warenwirtschaftssysteme Prokas, Stahl/Infopharm, CSE/Pharmasoft, Wabe und Jump.