Seit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn seinen Plan B zur Reform des Apothekenmarktes vorgestellt hat, rumort es an der Apothekerbasis. Daher wunderten sich Awinta-Kunden in den letzten Tagen nicht schlecht, als sie die Weihnachtsgrüße von ihrem Softwarehaus lasen. Darin bejubelt das zu Noventi gehörende Unternehmen Spahns Vorschläge als politischen Erfolg. Alles nicht so gemeint, rudert ein Firmensprecher zurück.
„Das Jahr endet mit guten Aussichten für die Zukunft der Apotheke. Mit den acht Eckpunkten hat der Bundesgesundheitsminister die Stärkung der Apotheken vor Ort und ihre Stellung im Gesundheitsmarkt betont. Als apothekereigenes Unternehmen in der Noventi-Gruppe freuen wir uns mit Ihnen über diesen politischen Erfolg“, leitetet Awinta seine Weihnachtspost unter der Überschrift „Frohe Weihnachten“ geradezu euphorisch ein. Diese Einschätzung teilt allerdings ein nennenswerter Teil der Apothekerschaft nicht, wie nicht nur die Reaktionen aus Kammern und Verbänden belegen. Vor allem die vorgeschlagenen Verankerung von Rx-Boni im deutschen Sozialrecht betrachten Apotheker als Frontalangriff.
Mit diesen Zeilen sei „keine politische Bewertung der Vorschläge von Gesundheitsminister Jens Spahn beabsichtigt“, erklärt ein Awinta-Sprecher entschuldigend. Es sei nicht beabsichtigt gewesen, den Eindruck zu vermitteln, dass Awinta Spahns Reformvorschläge begrüße. Man unterstütze hingegen alle Ansätze, die Vor-Ort-Apotheken stärkten, so der Sprecher weiter. Wie die missverständliche Formulierung in die Weihnachtspost gerutscht ist, wollte Awinta nicht näher erläutern.
Im weiteren Text der Weihnachtspost setzt sich Awinta mit dem Thema Digitalisierung auseinander: Noventi setze im Rahmen ihrer Digitalisierungsstrategie auf „vielfältige Stoßrichtungen“. Neben dem Ausbau der eigenen digitalen Lösungen schärfe das Unternehmen sein Profil als „Innovationstreiber im deutschen Apothekenmarkt auch durch starke Partnerschaften“. Vor diesem Hintergrund beteilige sich Noventi als einer von fünf Unterstützern an der neuen Initiative „Pro AvO“ (Pro Apotheke vor Ort). „Die Initiative will die Wettbewerbsfähigkeit von stationären, inhabergeführten Apotheken durch digitale Lösungen erhöhen“, so die frohe Botschaft.
Nach Noweda/Burda hatte sich Anfang Dezember Gehe, Noventi, Rowa, Sanacorp und der Wort & Bild Verlag zusammengeschlossen. Ziel sei die „Stärkung der inhabergeführten Apotheken, um digitale Anwendungen der Apotheker zu harmonisieren“. Es geht um neue digitale Angebote und bundesweite Handelsplattformen für den Apothekenmarkt. „Die Teilnehmer der neuen Initiative verbindet eines: Stärken und Ressourcen bündeln im Dienste der stationären Apotheken. Damit soll der Grundstein für die Zusammenarbeit vieler innovativer Unternehmen gelegt werden, um eine neuartige Lösung zu entwickeln und gemeinsam mit weiteren Partnern umzusetzen“, hießt es in einer gemeinsamen Erklärung.
Der Verlag hatte erst kurz zuvor mit Curacado eine Handelsplattform übernommen. Ziel der Initiative ist es, in einem „engen Zusammenspiel mit weiteren Teilnehmern, Verbänden und Apothekern ein Konzept zu erstellen, das den Apothekern die Möglichkeit eines gemeinsamen Standards, sei es als Marktplatz, Plattform oder nur einer speziellen Anwendung gibt“. Hinter der „speziellen Anwendung“ können sich Apps verbergen, allerdings auch E-Rezept-Angebote.
Im Frühjahr wollen Noweda und Burda mit ihren „Zukunftspakt Apotheke“ starten. Bislang haben sich nach Noweda-Angaben mehr als 5000 Apotheken eingetragen. Ein Kernelement ist die Vorbestellplattform IhreApotheken.de. Der Medienkonzern Burda soll über seine mehr als 100 Titel im Zeitschriftenmarkt die Reichweite bringen. Neu dazu kommt ja noch das Apothekenmagazin „My Life“, Nowedas neues Konkurrenzblatt zur Apotheken Umschau. Heft und Plattform sollen sich gegenseitig bekannt machen.
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