Avène sperrt Zalando aus Carolin Ciulli, 29.03.2021 14:45 Uhr
Die apothekenexklusive Kosmetikmarke Avène soll nicht über Plattformen vertrieben werden. Diese Regelung hat sich der Hersteller Pierre Fabre im Selektivertrag unterschreiben lassen. Die Beratungsqualität könne ein Online-Marktplatz nicht bieten, sagt Philippe Coudiere, Deutschlandchef von Pierre Fabre Dermo-Kosmetik. Die Anfrage der Versandapotheke Medikamente per Klick, die Marke über Zalando zu vertreiben, habe man entschieden abgelehnt.
Fast drei Jahre ist es her, dass Pierre Fabre angesichts des Vertriebs von Avéne über den Webshop von Douglas einen Selektivvertrag eingeführt hat. Die Allgemeinen Geschäftsbedingungen, die der Zusammenarbeit bislang den rechtlichen Rahmen gaben, reichten nicht mehr aus. Mit der Vereinbarung sollte rechtlich sichergestellt werden, dass die Kosmetik nur von Fachhändlern wie Apotheken vertrieben wird, die den qualitativen Standard und Beratung bieten können.
Die Vermarktung der Dermokosmetik über Marktplätze wie Zalando wird nicht unterstützt: „Auch wir wurden aktiv darauf angesprochen, ob wir unsere Produkte auf Zalando vermarkten möchten“, sagt Coudiere. Es sei für das Unternehmen wichtig, dass die Produkte der Marken Eau Thermale Avène, Ducray und A-Derma von Fachpersonal wie Apotheker, PTA und Ärzte geschätzt und mit Kompetenz empfohlen würden.
„Diese Qualität in der Beratung kann ein Marktplatz wie Zalando nicht bieten.“ Auch wenn dieser Vertriebsweg neue Perspektiven aufzeige, um Verbraucher zu erreichen, setze die Pierre Fabre-Gruppe weiterhin auf die fachkundige Expertise der Dermatologen und Apotheker. „Die aktive Vermarktung unserer Produkte auf Marktplätzen wie Zalando wird durch unsere selektiven AGBs ausgeschlossen“, sagt er.
Die Versandapotheke Medikamente-per-Klick von Karlheinz Ilius verkauft über Zalando als Plattform verschiedene Kosmetikmarken aus der Apotheke, darunter Eucerin und Vichy. Der Versender ging auf die Hersteller zu und hat laut eigenen Angaben grünes Licht für die Kooperation erhalten. Die Selektivverträge seien vorab geprüft und sämtliche Vorgaben von der Produktpräsentation über die Logistik bis zur Beratung sauber umgesetzt worden.
Die Kosmetikhersteller sind von dem neuen Vertriebsweg wenig begeistert, sehen aber wenig Eingriffsmöglichkeit: „Wir sind überzeugter Partner der stationären Apotheke und bestehen auf die Einhaltung unseres Eucerin-Selektivvertrages. Da auf dem Zalando Marktplatz eine Apotheke als Verkäufer auftritt, liegt kein Verstoß unseres Selektivvertrages vor“, sagte Enno Martini, Geschäftsführers Pharmacy Deutschland bei Beiersdorf. L’Oréal teilte mit: „Solche Marktplatzmodelle sind grundsätzlich für Apotheken als Vertriebskanal zulässig und rechtskonform. L’Oréal liefert für diese Marktplätze keine Materialien zur Verkaufs- oder Beratungsunterstützung wie Muster, Tester, Schulungen und dergleichen.“
Der Markt für Apothekenkosmetik war zuletzt leicht rückläufig: Im vergangenen Jahr haben Vor-Ort-Apotheken insgesamt 5 Prozent weniger umgesetzt als 2019. Der Gesamtmarkt war um 2 Prozent rückläufig. Die Versandapotheken verzeichneten ein Plus von 13 Prozent. Im Präsenzgeschäft verschoben sich die Marktanteile leicht. Eucerin wuchs besser als der Gesamtmarkt und bleibt auf Platz 1 mit knapp16 Prozent. Dahinter rangieren La Roche-Posay (knapp 11 Prozent), Avène (knapp 8 Prozent) und Vichy (7 Prozent). Linola kommt auf 6 Prozent.