Apothekenkosmetik

Avène rückt einen Platz nach vorn Yvette Meißner, 18.03.2011 10:19 Uhr

Berlin - 

Thermalwasserspray, Cremes und Lotionen der Marke Avène sind inzwischen in vielen deutschen Apotheken vertreten. Innerhalb von wenigen Jahren hat sich der französische Hersteller Pierre Fabre einen Namen mit seinen Produkten gemacht und Marktanteile gewonnen.

Nach Zahlen des Marktforschungsunternehmens IMS Health stehen die Produkte aus dem Hause Fabre seit zwei Monaten auf Platz 4 – nach Vichy, La Roche Posay (beide L'Oréal) sowie Eucerin (Beiersdorf) und vor Dr. Theiss/Medipharma. Zu Hause ist das Unternehmen sogar Marktführer.

Neben Avène, der Linie für empfindliche Haut, gibt es in den deutschen Apotheken die Haar- und Hautpflegeserie Ducray, die Körperpflegeprodukte von Elancyl sowie „Pierre Fabre Dermatology“ mit Präparaten zur Behandlung von Nagelmykosen, Neurodermitis und Rosacea. Die unter der Marke René Furterer vertriebenen Pflanzenextrakte zur Haar- und Kopfhautpflege sind auch in Friseurgeschäften erhältlich.

Der Ursprung des Unternehmens „Laboratoires Pierre Fabre“ liegt im pharmazeutischen Bereich: In seiner Apotheke in der Stadt Castres östlich von Toulouse entwickelte der Apotheker Pierre Fabre Anfang der 1960er Jahre das pflanzliche Venenpräparat Phlebodril – ein Extrakt aus dem Wurzelstock des Mäusedorn, der im Mittelmeerraum heimisch ist. Heute ist die Firma zweitgrößter französischer Pharmahersteller in privater Hand. Mit 84 Jahren führt der Apotheker sein Unternehmen nach wie vor selbst.

Während die Arzneimittel aus den eigenen Laboren stammen, wurden die Kosmetikprodukte über die Jahre zugekauft. 1965 übernahm Fabre die Haut- und Haarpflegeprodukte der Marke Klorane, vier Jahre später die Firma Laboratoires Ducray. 1975 ließ der Apotheker die Thermalquelle Sainte Odile im 100 Kilometer entfernten Dorf Avène restaurieren und baute schließlich 1990 in der Nähe des mehr als 200 Jahre alten Thermalbads eine Kurklinik sowie ein Produktionsstätte für die Kosmetikserie „Eau Thermale Avène“. René Furterer hatte Fabre bereits 1978 erworben.

Der weltweite Umsatz von zwei Milliarden Euro wird zu 48 Prozent von den Kosmetiklinien getragen, 32 Prozent machen Arzneimittel aus. Ein Fünftel entfällt auf Gesundheitsprodukte, zu denen unter anderem Zahnpflegepräparate und Desinfektionsmittel zählen.

Die Hälfte des Umsatzes wird im Ausland generiert: Das Pharma- und Kosmetikunternehmen ist in 130 Ländern weltweit präsent und beschäftigt rund 10.000 Mitarbeiter.

Als eine der ersten Niederlassungen außerhalb von Frankreich wurde 1970 Pierre Fabre Pharma in Freiburg aufgebaut. Dort arbeiten 105 Angestellte. Zum Arzneimittelportfolio zählen nicht nur die apothekenpflichtigen Präparate Phlebodril und Fluimucil (Acetylcystein), sondern beispielsweise auch das Zytostatikum Navelbine (Vinorelbin) und die Vaginaltabletten Gynoflor (Lactobacillus acidophilus).

Den Erfolg der Kosmetiklinien in Deuschland – in den vergangenen Jahren ist das Segment zweistellig gewachsen, zuletzt wurden 41 Millionen Euro umgesetzt – führt Pierre Fabre unter anderem auf die Empfehlung durch Dermatologen zurück. Außendienstmitarbeiter gibt es nicht nur für Apotheken, sondern auch für die Hautärzte. Insgesamt arbeiten in der Kosmetiksparte 122 Beschäftigte.