Automatenhersteller

Rowa: Bestellterminal im Einkaufszentrum

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Berlin -

Die beste Werbung nützt nichts, wenn am Ende die Konkurrenz profitiert. BD Rowa bietet Apotheken die Möglichkeit, Kunden mit interaktiven Bildschirmen an zentralen Knotenpunkten abzufangen. Der Automatenhersteller testet sein Modul Vshelf derzeit in zwei Pilotprojekten.

Seit gestern können Kunden im Einkaufszentrum Feilenfabrik in Duderstadt Medikamente vorbestellen. In der Ladenpassage hat Apotheker Rüdiger Stetskamp zwei 55 Zoll große Bildschirme aufgestellt, die eine „digitale Verlängerung“ seiner Löwen-Apotheke darstellen sollen: Passanten können sich auf den Touchscreens über OTC-Medikamente und Freiwahlartikel informieren und diese auch bestellen.

Wie beim Smartphone oder Tablet können die Nutzer sich durch Berühren der Bildschirme durch das Menü bewegen. Einstieg ist entweder ein virtuelles Warenregal oder die Silhouette einer Person. Wird beispielsweise der Kopf berührt, bietet Vshelf Produkte gegen Kopfschmerzen und Erkältung, aber auch Hautpflegeprodukte und Arzneimittel zur Unterstützung der Gedächtnisleistung an.

Über eine weitere Kategorisierung kann der Kunde genau aussuchen, was er braucht. Hat er sein Produkt gefunden, scannt er mit seinem Smartphone den QR-Code ab und kommt so automatisch auf den Online-Shop der Löwen-Apotheke, wo er seine Bestellung bestätigen und bezahlen kann. Stetskamp bietet seinen Kunden an, die Arzneimittel entweder in der Apotheke abzuholen oder sie sich bis 22 Uhr nach Hause oder an den Arbeitsplatz liefern zu lassen.

Sechs Monate lang sollen nun die Erfahrungen getestet werden. Dirk Bockelmann, Sales Director International bei BD Rowa, sieht Vshelf als einen weiteren Schritt, um Offizin-Apotheken auch digital verfügbar zu machen. „Gerade nach dem jüngsten EuGH-Urteil ist es wichtig, der Präsenzapotheke weitere Wettbewerbsvorteile zu verschaffen“, sagt er. Mit Vshelf sei eine einfache und schnelle Produktauswahl und die Lieferung am selben Tag möglich. „Da kann keine Versandapotheke mithalten.“

Rowa hatte Vshelf bei der Expopharm 2015 vorgestellt; eigentlich hätten die Pilotprojekte schon im Februar starten sollen. Neben der Technik liefert Rowa auch die Inhalte; auch der Webshop wird vom Hersteller bereitgestellt.

Laut Bockelmann geht es bei Vshelf darum, die Reichweite und Erreichbarkeit der Apotheken gegenüber den Kunden zu erhöhen. „Omnichannel“ lautet das Zauberwort: die Nutzung verschiedener Kanäle für ein- und denselben Verkaufsvorgang.

Auf Gegenwind hat man sich in Kelberg eingestellt: Denn die Werbebildschirme in Einkaufszentren oder in Eingangsbereichen von Firmen oder in Hotelfoyers werden womöglich die Konkurrenz auf den Plan rufen. Aus diesem Grund will Rowa alle Installationen vorab von den zuständigen Pharmazieräten bewerten und freigeben lassen.

Die Gefahr, dass Versandapotheken Vshelf nutzen könnten, um etwa im Eingangsbereich von Ärztehäusern Bestellungen einzusammeln, sieht Rowa-Geschäftsführer Dirk Wingenter nicht. Einerseits würden nur pharmazeutisch unkritische Präparate angezeigt, andererseits sei Vshelf gerade als Chance für die niedergelassenen Apotheken zu sehen: „Wir schaffen eine lokale Infrastruktur, die eine zeitnahe Belieferung gewährleistet. Das kann der Versandhandel nicht leisten“, sagt er.

Um den Service in vollem Umfang nutzen zu können, müssen die teilnehmenden Apotheken allerdings selbst eine Versanderlaubnis vorweisen. Wingenter will nicht, dass sich einer seiner Kunden mit unzulässigen Bezahlvorgängen außerhalb der Apotheke oder Botendiensten auf rechtliches Glatteis begibt.

Rowa beschäftigt sich schon seit längerer Zeit mit der Digitalisierung im Apothekenmarkt. Nach der virtuellen Sichtwahl Vmotion wurde mit Vpoint ein Beratungs- und Self-Checkout-Terminal entwickelt. An der Stele können Kunden anhand einer Körpersilhouette nach Produkten suchen, sich Selbstdiagnosetests anzeigen lassen und Themenwelten mit Produktempfehlungen erkunden. Optional gibt es eine Bezahlfunktion.

Am Service- und Abgabeterminal können Kunden neuerdings auch den Barcode eines Produkts einscannen und sich über die Inhaltsstoffe informieren. Rowa hat eine Vereinbarung mit Codecheck unterzeichnet. Das Unternehmen aus Zürich verfügt über eine Datenbank mit rund 34 Millionen Produkteinträgen – von Lebensmitteln und Haushaltsprodukten über Kosmetika bis hin zu Nahrungsergänzungsmitteln.

Bockelmann will für mehr Transparenz im Markt sorgen, auch wenn er sich bewusst ist, dass es Diskussionen mit den Herstellern geben wird und dass auch nicht jeder Apotheker von der Idee begeistert sein wird. Daher kann jeder Inhaber selbst entscheiden, ob der Rowa Vpoint die Inhaltsstoffdetails und deren Einstufung für die Gesundheit für Produkte von Marken wie Vichy, Caudalie, frei, Eucerin & Co. aufzeigen soll oder nicht.

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