Pharmagrosshandel

Auslaufmodell Anzag

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Berlin -

Ein neuer Mutterkonzern, ein neuer Name und etwas Wehmut. Bei der Anzag sitzt man neuerdings in zweiter Reihe, wenn Alliance Boots seinen großen Auftritt hat. Während in London die Korken knallen, erfährt man in Frankfurt manches erst aus der Presse. Trotzdem ist Anzag-Chef Dr. Thomas Trümper voll des Lobes. Doch hinter allem Überschwang lässt sich nicht verbergen, dass sich die Zeiten geändert haben und dass bei der Anzag nicht jeder glücklich darüber ist.

 

Als Trümper in dieser Woche Banker und Journalisten zur Präsentation seiner Jahreszahlen empfing, wurde auch ein Imagefilm über Alliance Boots abgespult. Bildgewaltig wurde der Pharmahändler in Szene gesetzt. „Wir sind aufrichtig froh, dass wir Teil dieses Konzerns sind“, sagte Trümper dazu. Denn angesichts des Kostendrucks im Gesundheitswesen müsse man sich strategisch weiterentwickeln.

Worüber Trümper nicht sprach, waren die Sorgen, die sich so mancher bei der Anzag spätestens seit der Übernahme von Alliance Boots durch Walgreens macht. „Wir sehen es extrem positiv. Hier entwickeln sich für die Anzag Perspektiven, an die wir noch nicht einmal im Traum gedacht hätten.“

Es sei schon alles überraschend gekommen, räumte Trümper ein. Einige Mitarbeiter hätten zunächst erschrocken reagiert; durch viele Gespräche habe man die Belegschaft jedoch auf den neuen Eigentümer einschwören können. „Wir versprechen uns jetzt erhebliche Vorteile.“

 

 

Tatsächlich wird bei der Anzag nicht von Übernahme gesprochen, sondern von Kooperation und Zusammenarbeit. Intern soll den erschrockeneren Mitarbeitern offenbar das Gefühl gegeben werden, sie seien Teil einer internationalen Allianz, die sich als globaler Konzern etabliere.

Trümper dürfte bewusst sein, wie gefährlich es für die Anzag werden könnte, Teil des größten Kettenkonzerns der Welt zu sein. Bei Gehe/Celesio waren die Kunden 2007 in Scharen abgewandert. Auch wenn die Apotheker dickfelliger geworden sind als noch vor fünf Jahren: Trümper dürfte wenig daran gelegen sein, in seinem letzten Amtsjahr seinen Kopf für das hinhalten zu müssen, was in London besiegelt wurde.

In Deutschland schwächelt die Anzag: Nach den Umstellungen und Personalwechseln fehlt im Außendienst derzeit eine Reihe bewährter Mitarbeiter, die das Vertrauen der Apotheker genießen. Angeblich soll die Anzag auch deshalb derzeit mit guten Konditionen unterwegs sein. In der Zentrale wiederum sollen wichtige Stellen nicht besetzt sein – die Ankündigung von Walgreens, eine Milliarde US-Dollar einsparen zu wollen, sorgt zusätzlich für Unruhe.

Der Anzag-Führung dürfte es derzeit schwer fallen, die Mitarbeiter zu beruhigen. Bislang hatte Trümper die Neuausrichtung immerhin als eigene Idee verkauft. Doch diese Taktik wurde jetzt von den Ereignissen überrollt. Anfang Juli sollte eigentlich mit den Führungskräften über die geplante Umfirmierung gesprochen werden. Dann kam Walgreens.

 

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