Apothekenkosmetik

Aus der Rezeptur in die Freiwahl

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Für ihr Kosmetiksortiment haben Apotheken die Wahl zwischen zahlreichen Herstellern und Produkten. Hinter vielen Marken stecken große Konzerne - einige Produktlinien haben ihren Ursprung allerdings auch in der Rezeptur eines Pharmazeuten. So wurden die ersten Cremes der Marken Frei und Dr. Theiss von Apothekern selbst gerührt.

Im Jahre 1951 gründete Apotheker Walter Bouhon das gleichnamige Unternehmen, das später mit seiner Marke „Freiöl“ bekannt wurde. Bouhon war Inhaber von Nürnbergs ältester Apotheke, der Mohren-Apotheke zu St. Lorenz. Eigentlich wollte Bouhon nur Fertigarzneimittel herstellen. Noch heute sind die pflanzlichen Beruhigungsmittel Moradorm S (Baldrianwurzel, Passionsblumenkraut und Hopfenzapfen) und das Schlafmittel Moradorm (Diphenhydramin) auf dem Markt.

Doch 1966 wurde der Grundstein für das Geschäft mit Kosmetika gelegt: Damals verkaufte Bouhon erstmals Massageöl für Schwangere, das heute als „frei PflegeÖl“ in beinahe jeder Apotheke erhältlich ist. Ursprünglich hatte Bouhon das Produkt für seine Frau und seine Familie entwickelt - und eine Marktlücke entdeckt. Noch heute ist das Öl gegen Schwangerschaftsstreifen nach Unternehmensangaben Marktführer in diesem Bereich. Neben Schwangeren greifen auch Bodybuilder und Teenager in der Pubertät zu der Marke, die heute nur noch „Frei“ heißt.

Inzwischen beschäftigt die Firma Apotheker Walter Bouhon knapp 50 Mitarbeiter. Über Kooperationspartner ist das Unternehmen im Ausland aktiv, darunter Österreich, Polen, Griechenland und Korea. Allerdings musste Bouhon in den vergangenen Jahren sinkende Marktanteile verkraften. Depotverträge sind kein Thema, denn der Firmengründer hatte sie stets abgelehnt: Seine Ware sollte möglichst breit zugänglich sein. Und so sind Frei-Produkte in allen Apotheken erhältlich, die schriftlich auf den Weiterkauf an Drogeriemärkte verzichten.


Einer der schärfsten Kontrahenten von Bouhon ist Dr. Theiss. Die Firma aus dem Saarland ist mit den Marken medipharma cosmetics, Allgäuer Latschenkiefer und Lacalut in den Apotheken vertreten. Vor allem mit seiner Olivenöl-Serie hat Dr. Theiss in den vergangenen Jahren Marktanteile gewonnen.

Gegründet wurde das Unternehmen 1978 von dem Homburger Apotheker Professor Dr. Peter Theiss. Zwei Jahre zuvor hatte Theiss die Apotheke seines Vaters übernommen und sich seitdem mit alternativen Heilmethoden und Pflanzenheilkunde beschäftigt.

Inzwischen beschäftigt das Unternehmen in Homburg rund 450 Mitarbeiter, weltweit sind es mehr als 1000. Im vergangenen Jahr wurden laut Unternehmensangaben 210 Million Euro umgesetzt, 9 Millionen Euro wurden investiert. Für seine Leistungen wurde Theiss im November vom saarländischen Ministerpräsidenten Peter Müller (CDU) mit dem Ehrentitel „Professor“ ausgezeichnet - zusammen mit dem Reimporteur Edwin Kohl.

Auch die französische Marke Nuxe hat ihren Ursprung in einer Apotheke. Ein Apotheker aus Paris hatte sie 1957 als Eigenmarke eingeführt und zahlreiche Rezepturen entwickelt. Ende der 1980er-Jahre musste die Wirtschaftsprüferin Aliza Jabès die Firma unter die Lupe nehmen. Sie entschloss sich, die Firma, für die es keinen Nachfolger gab, aufzukaufen.

Die damals etwa 100 vorhandenen Rezepturen wurden stark reduziert und neue Linien entwickelt. Eines der bekanntesten Produkte ist das Huile Prodigeuse, ein Multifunktions-Öl für Körper und Haare, das in Frankreich und weltweit der Bestseller von Nuxe ist. In Deutschland ist die Marke seit 13 Jahren auf dem Markt und wird derzeit von mehr als 600 Apotheken angeboten. Im vergangenen Jahr machte Nuxe nach eigenen Angaben knapp 3 Millionen Euro Umsatz.

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