Großhandelskonditionen

Auch die Privaten müssen kürzen

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Berlin -

Illegale Absprachen konnte das Bundeskartellamt den Großhändlern nicht nachweisen. Die oft synchron verlaufenden Kürzungswellen verlaufen offenbar nach demselben Muster wie die Anpassungen der Benzinpreise – die Wettbewerber haben sich einfach gut im Blick. Aktuell erhalten wieder viele Apotheker unerfreuliche Post von ihren Großhändlern. Die privaten Großhändler halten sich mit solchen pauschalen Kürzungsdrohungen noch zurück. Unter Druck stehen sie trotzdem. Pharma Privat-Chef Hanns-Heinrich Kehr erklärt gegenüber APOTHEKE ADHOC, warum vermutlich alle Marktteilnehmer den Rotstift ansetzen werden.

Kehr moniert, dass die Großhändler von vielen Seiten – meist von der EU – neue Vorschriften bekommen. Die temperaturgeführte Transportlogistik im Bereich von 15 bis 25°C ist so ein Thema. „Nicht nur die Umrüstung der Fahrzeuge, sondern auch die umfangreichen Dokumentationspflichten werden uns auferlegt und erfordern mehr Personal. Beides kostest Geld“, so Kehr.

Auch das Mindestlohngesetz sei politisch gewollt, koste die Großhändler aber in der Transport- als auch in der Lagerlogistik zusätzlich Geld. Allein für den Kehr-Standort in Braunschweig sei das jährlich ein jährlicher Betrag von mehr als 600.000 Euro.

Daher kann auch Kehr nicht versprechen, die aktuell gewährten Konditionen halten zu können: „Angesichts der in den vergangenen Jahren deutlich gesunkenen Roherträge sind auch wir gefordert, mit unseren Kunden die einzelnen Leistungen unter Kostengesichtspunkten neu zu bewerten. So stehen natürlich auch wir vor der Frage, welche Leistungen noch unabdingbar gewünscht sind und welche vielleicht doch disponibel sind.“

Nach Kehrs Kenntnis wird aber kein Mitglied von Pharma Privat Kürzungen pauschal verkünden. Man pflege „sehr individuelle Kundenbeziehungen, die wir nicht durch allgemein gehaltene Ankündigungen stören möchten“, so der Chef der Privatgroßhändler. Man werde das Thema „punktuell ansprechen“ und im Gespräch „nach einvernehmlichen Lösungen suchen“, so Kehr. Die Richtung dürfte aber klar sein: „Dabei werden wir unseren wirtschaftlichen Hintergrund darstellen.“

Mit dem Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) wurde die gesetzliche Spanne der Großhändler im Jahr 2012 umgestellt. Kehr zufolge ist die Spanne der Großhändler in den vergangenen vier Jahren um 0,5 Prozentpunkte gesunken. „Der Trend setzt sich fort – und das bei einem Branchengewinn von 0,2 Prozent. Da kann man Verständnis für Gesprächsbedarf entwickeln“, findet Kehr. Er ist aber zuversichtlich, dass man mit den Apothekern eine einvernehmliche Lösung findet.

Mit Securpharm, der gesetzlichen Initiative zur Verbesserung des Schutzes vor Arzneimittelfälschungen, kommt auf die Großhändler eine weitere Herausforderung zu. Durch die Umstellung auf die packungsindividuelle Seriennummer und der Packungscodierung mit DataMatrix-Code müssen die Grossisten laut Kehr ihre gesamte Lagerlogistik umstellen. „Das ist in einem hocheffizienten, durchrationalisierten Logistik-System ein ebenso komplexer wie teurer Eingriff. Wir sind darauf vorbereitet, müssen den zusätzlichen Aufwand aber aus unserer Spanne darstellen“, beschreibt der Pharma Privat-Chef.

Diese uns andere neue Kosten sind laut Kehr mit der im AMNOG festgelegten Marge nicht abgedeckt. Insofern müsste aus seiner Sicht auch der Gesetzgeber nachbessern. Natürlich werde man mit aller Kraft bei der Politik dafür kämpfe, der Ausgang sei aber ungewiss. „Als Unternehmer würden wir fahrlässig handeln, wenn wir darauf warten würden“, so Kehr.

Dringenden Handlungsbedarf sieht Kehr in Sachen Wettbewerbsverzerrung durch das EuGH-Urteil zu den Rx-Boni ausländischer Versandapotheken. Die Apotheken hierzulande seien dadurch diskriminiert. „Ich hoffe, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hier mit höchster Priorität an die Arbeit gehen. Die Apotheker wissen uns dabei an ihrer Seite“, so Kehr.

Andere Großhändler haben sich schon bei ihren Kunden gemeldet: Branchenprimus Phoenix hatte im Februar mitgeteilt „unter Berücksichtigung unserer Spanne das derzeitige Rabattniveau reduzieren“. Die Sanacorp hatte ebenfalls im Februar die eigene „Basisspanne“ auf 6,33 Prozent erhöht. Und die Noweda ist mit verschiedenen Maßnahmen zur Konditionenkürzung unterwegs.

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