Lieferengpässe

Arzneimittelpreise: „Made in Germany“ darf extra kosten

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Berlin -

Das Coronavirus hat die Politik wachgerüttelt: Wichtige Arzneimittel müssen zumindest teilweise wieder in Deutschland und Europa produziert werden. Dass es für die Kassen unter Umständen teurer wird, ist mittlerweile akzeptiert. Auch die Verbraucher sind laut einer Umfrage der Robert-Bosch-Stiftung bereit, für Medikamente „made in Germany“ mehr zu zahlen.

92 Prozent der mehr als 1000 Befragten sind der Meinung, dass bestimmte Medikamente und Schutzmaterialien künftig verstärkt in Deutschland oder Europa produziert werden sollten – auch wenn die Preise dadurch steigen. Nur 5 Prozent sind anderer Meinung. Unter Frauen liegt die Zustimmungsquote mit 95 Prozent höher als bei Männern (90 Prozent).

Das grundsätzliche Vertrauen in das deutsche Gesundheitssystem wird durch die Angst vor Lieferengpässen bislang kaum erschüttert. So haben zwei Drittel der Deutschen (69 Prozent) großes (55 Prozent) oder sogar sehr großes Vertrauen (14 Prozent) darin, dass die Politik auch in Zukunft eine qualitativ hochwertige und bezahlbare medizinische Versorgung für alle Bürger sicherstellt.

Zu den konkreten Folgen der Corona-Krise befragt, fordern zwei Drittel mehr Personal und Ausrüstung für die Gesundheitsämter, 23 Prozent halten das nicht für nötig. Und was die Möglichkeit der telefonischen Krankschreibung angeht, finden nur 36 Prozent, dass dies auch künftig bei leichteren Erkrankungen wie Erkältungen generell möglich sein sollte. 60 Prozent finden, dass wieder eine Untersuchung in der Praxis Voraussetzung sein sollte.

„Das deutsche Gesundheitssystem hat den Corona-Stresstest bisher gut gemeistert. Das weiß die Bevölkerung zu schätzen. Sie sieht aber durchaus, dass unser Gesundheitssystem an vielen Stellen unter Druck steht“, sagt Dr. Bernadette Klapper, Leiterin des Bereichs Gesundheit der Robert-Bosch-Stiftung.

So will zwar nur eine Minderheit (16 Prozent) das Gesundheitssystem von Grund auf verändert sehen, Reformbedarf in einigen Bereichen sieht aber die große Mehrheit der Bürger (69 Prozent).

An erster Stelle stehen dabei eine bezahlbare Gesundheitsversorgung (76 Prozent), bessere Arbeitsbedingungen für Pflegepersonal (75 Prozent) sowie der gleiche Zugang aller Bürger zu einer hochwertigen medizinischen Versorgung (72 Prozent). Unterschiede zeigen sich in den Altersgruppen: Investitionen in die Ausbildung von medizinischem Personal sehen vor allem Menschen unter 30 Jahren als sehr wichtig an, mehr Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung vor Pandemien hingegen die über 60-Jährigen. Beim Thema Prävention und Gesundheitskompetenz hingegen herrscht Einigkeit: 89 Prozent sind der Meinung, dass Grundkenntnisse zum Thema Gesundheit künftig als fester Bestandteil an Kitas und Schulen vermittelt werden sollten.

„Das starke Vertrauen der Bevölkerung in die Politik sollte Mut machen, große Baustellen und Reformen jetzt anzugehen. Nach der Krise müssen Themen wie die Weiterentwicklung der Pflegeberufe, die Stärkung der Versorgungsstrukturen in der Fläche und eine Überarbeitung der Sozialgesetzgebung ganz oben auf der Agenda stehen“, so Klapper.

 

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