Arzneimittelautomat im Edeka Carolin Ciulli, 12.06.2019 13:51 Uhr
Die Abgabe von OTC- und Rx-Medikamenten außerhalb von Apotheken ist verboten. Automaten sind tabu, verschiedene Pick-up-Konzepte gescheitert. In einem Edeka-Markt im baden-württembergischen Baltmannsweiler wird auf einem Automaten im Kassenbereich für die Abgabe von „rezeptfreier Medizin“ geworben. Im Gerät befinden sich jedoch keine Gesundheitsprodukte. Die Supermarktkunden stören sich nicht an dem Schild.
Im Edeka Daiber werden Kunden auf die Abgabe von freiverkäuflichen Gesundheitsprodukten durch einen Automaten hingewiesen. Auf dem Gerät im Kassenbereich heißt es: „Ausgabe hier, rezeptfreie Medizin, Zigaretten.“ Über einen Bon, der beim Bezahlen freigeschaltet wird, können Kunden Produkte aus dem Automaten erhalten.
Doch Arzneimittel befinden sich nicht in dem Gerät: „Da sind nur Zigaretten, Kondome und Schwangerschaftstests drin“, sagt Marktleiterin Annette Bareiß. „Bei Arzneimitteln haben wir momentan keinen Bedarf. Vielleicht kommt das irgendwann.“ Noch sei das Angebot an freiverkäuflichen Medikamenten in der Filiale gering. „Für Zigaretten ist es eine gute Lösung.“
Der Automat steht bei der Leergutannahme und hat Platz für rund 120 Produkte. Seit der Eröffnung des Edeka in Baltmannsweiler in 2016 steht er bei der Kasse. Verbunden ist das Gerät der Marke Vensafe mit einem „Kiosk“ im Markt. Dort können Kunden an einem Display Produkte auswählen und sich den Bon holen. Auch an der Kasse kann der entsprechende Bon ausgedruckt werden.
Der Automat soll auch Diebstähle reduzieren. „Für Zigaretten ist das eine gute Lösung“, sagt Bareiß. Das Gerät ist voll. „Arzneimittel können wir auch regulär anbieten.“ Die Kunden seien nicht verwirrt über die Aufkleber mit dem Hinweis „rezeptfreie Medizin“, so die Marktleiterin.
Hersteller des Automaten ist das norwegische Unternehmen Strongpoint, zu dem auch das Kassensystem Cashguard gehört. „In Deutschland gibt es rund 700 Vensafe-Automaten“, sagt Serviceleiter Michael Fritz. Arzneimittel könnten zwar darüber abgegeben werden, da die Geräte auch über eine Kühlung verfügten. Angesichts der gesetzlichen Vorgaben kämen die Hauptprodukte hierzulande aus dem Tabakbereich. „Auch Rasierklingen und Kondome werden eingeordnet.“
Alles, was gerne gestohlen werde oder Diskretion benötige, komme in Frage. „Man kann alles rein machen, manchmal sind es auch USB-Sticks oder Speicherkarten.“ In Schweden und Norwegen seien die Apotheken häufiger mit Arzneimitteln bestückt. Bei deutschen Kunden sei es nicht üblich, dass sie Arzneimittel in einem Automaten erwarteten.