Noweda schreibt an Einwohner von Hüffenhardt APOTHEKE ADHOC, 07.07.2017 12:17 Uhr
Im Streit um den Arzneimittel-Automaten gibt sich DocMorris gerne als Freund der Verbraucher. Auf eine „Rechtsprechung im Sinne der Einwohner Hüffenhardts“ habe man gehofft, gab die Versandapotheke nach dem Verbot des Terminals durch das Landgericht Mosbach zu Protokoll. Jetzt hat sich die Noweda an die Einwohner der Gemeinde gewendet, um die Sache einmal klarzustellen.
Am vergangenen Wochenende erschien in der Rhein-Neckar-Zeitung eine Anzeige mit dem offenen Brief der Noweda: „Liebe Bürgerinnen und Bürger in Hüffenhardt, sicher glauben Sie nicht alles, was man Ihnen so erzählt. Deshalb sollten Sie sich auch von dem niederländischen Arzneimittelversender DocMorris keinen Bären aufbinden lassen.“
Zwar behaupte DocMorris, für die Abgabestelle zu kämpfen, damit die Einwohner von Hüffenhardt wohnortnah und kompetent mit Arzneimitteln versorgt würden. Aber natürlich wisse auch DocMorris, dass die Versorgung „voll und ganz durch die umliegenden Apotheken der Nachbarorte gewährleistet ist“.
„Diese Apotheken halten nicht nur Medikamente und fachliche Hinweise für Sie bereit. Sie kümmern sich auch um den Nacht- und Notdienst an Sonn- und Feiertagen. Sie fertigen vom Arzt verschriebene Salben und andere Arzneimittel an. Und sie geben Ihnen menschliche Zuwendung, Verständnis und Beratung im persönlichen Gespräch, wenn Sie einmal ernsthaft krank sind und die Sache mit den Arzneimitteln nicht mehr ganz so einfach ist.“
In Wirklichkeit gehe es DocMorris um ganz andere Dinge, schreibt die Noweda: „Die Kapitalgesellschaft will die anerkannt gute Arzneimittleversorgung durch die inhabergeführten Vor-Ort-Apotheken in Deutschland weiter aufbrechen. Mit aller Macht. Natürlich, um die eigenen Gewinne zu steigern. Die illegale Abgabestelle in Hüffenhardt ist da nur ein erster Schritt.“
„Die Vor-Ort-Apotheken versorgen und beraten jeden Tag rund 3,6 Millionen Patienten. Jeden Tag liefern Vor-Ort-Apotheken 250.000-mal mit ihren Boten Medikamente nach Hause zu ihren Patienten und ersparen kranken und gebrechlichen Menschen viele Wege. Und so überrascht es nicht, dass 90 Prozent aller Bundesbürger hohes Vertrauen zu ihren Apothekerinnen und Apothekern vor Ort haben. Die Menschen wissen eben, wie wichtig Vor-Ort-Apotheken für ihre Versorgung sind.“
Die Noweda schließt mit dem Fazit: „Kein Wunder also, dass Vor-Ort-Apotheken den Vergleich mit dem niederländischen Versender nicht fürchten. Fair sollte der Wettbewerb allerdings schon sein. Ist das zu viel verlangt?“
„Im Zusammenhang mit der automatisierten Arzneimittel-Abgabestelle von DocMorris wurde in der regionalen Presse im Wesentlichen unkritisch berichtet“, sagt Noweda-Vorstandschef Dr. Michael P. Kuck. „Tenor war, dass DocMorris mit der Abgabestelle Versorgungslücken in Hüffenhardt schließt. Auf diese Weise wird die Selbstdarstellung von DocMorris befeuert, Problemlöser bei der Arzneimittelversorgung der Bevölkerung in Deutschland zu sein. Diese Probleme gibt es jedoch nicht – auch nicht in Hüffenhardt: Hier ist die Versorgung bereits seit einiger Zeit durch eine Rezeptsammelstelle der umliegenden Präsenzapotheken sichergestellt.“
Wichtig sei es daher aufzuklären: „DocMorris ist eben nicht der selbstlose Helfer, sondern verfolgt eine knallharte Wachstumsstrategie, die die funktionierenden Versorgungsstrukturen der Präzenzapotheken zum eigenen Vorteil verändern will. So plant die Versandapotheke Zur Rose, zu der DocMorris gehört, laut dem Schweizer Wirtschaftsmagazin 'Bilanz' eine Vervielfachung des eigenen Marktanteils auf mindestens 9 Prozent im verschreibungspflichtigen Bereich.“
Als apothekereigenes Unternehmen sehe sich die Noweda in der Pflicht, bei dieser Aufklärung mitzuwirken. Es sei längst überfällig, ein Gegengewicht herzustellen zur Selbstdarstellung von DocMorris als ein Unternehmen, ohne dass die Versorgung der Bevölkerung nicht sichergestellt ist.
„Die funktionierende Arzneimittelversorgung in all ihren Facetten ist eben nicht DocMorris mit seinem selbst geschneiderten 'Robin-Hood-Mäntelchen' zu verdanken. Diese Errungenschaft ist das Werk der niedergelassenen Apotheken in Deutschland.“