ARZ Haan übernimmt Teile von AvP Alexander Müller, 29.09.2020 11:41 Uhr
Das Geschäft mit Apotheken hat das insolvente Rechenzentrum AvP vollständig eingestellt. Nach den massenhaften Kündigungen war eine Fortführung schlicht unmöglich. Andere Bereiche sollen gerettet werden, und hier war der vorläufiger Insolvenzverwalter Dr. Jan-Philipp Hoos offenbar schon erfolgreich: Das ARZ Haan übernimmt nach Informationen von APOTHEKE ADHOC die Abrechnung der sonstigen Leistungserbringer und sichert damit bis zu 35 Arbeitsplätze am Standort Hünxe. Eine offizielle Bestätigung des Deals steht noch aus, allerdings wurden bereits Sanitätshäuser angeschrieben.
Die AvP Deutschland GmbH war als erste in die Insolvenz gegangen. Insolvenzverwalter Hoos und der BaFin-Sonderbeauftragte Dr. Ralf Bauer teilten mit, dass das klassische Abrechnungsgeschäft mit Apotheken eingestellt wird. Die Klärung der offenen Ansprüche könnte noch Jahre dauern. Am vergangenen Freitag hat auch die AvP Dienstleistung GmbH Insolvenz angemeldet, gestern schließlich die AvP Service AG – also die Dachgesellschaft der Gruppe.
In der AvP Dienstleistung GmbH ist unter anderem das Geschäft mit den sonstigen Leistungserbringern verortet. Hier ist dem ARZ Haan dem Vernehmen nach ein erster Coup im laufenden Insolvenzverfahren gelungen. Das Geschäft mit den Sanitätshäusern kann demnach übernommen werden.
In einem Schreiben an Sanitätshäuser heißt es: „Ab sofort übernehmen wir auf Ihren Wunsch Ihre laufenden Abrechnungsverträge. Denn wir verstehen die Sorgen und Unsicherheiten, die sich Ihnen durch die AvP-Krise ergeben haben, nur zu gut und möchten Ihnen versichern, dass wir Sie bestmöglich unterstützen wollen und können. Dass wir dazu in der Lage sind, haben wir in den vergangenen Wochen bereits bei hunderten Apotheken gezeigt, für die wir ebenso schnell und sicher die Übernahme der Rezeptverarbeitung geleistet haben.“
Nicht nur für die Sanitätshäuser ist das eine gute Nachricht, sondern auch für die 35 Beschäftigten von AvP, die jetzt eine neue Heimat bekommen. Das ARZ Haan ist gewissermaßen der natürliche Abnehmer für dieses Geschäft: In der Gruppe ist das Rechenzentrum für Heilberuf (RZH) für die sonstigen Leistungserbringer zuständig. Die ARZ-Tochter hat ihren Sitz im nordrhein-westfälischen Wesel, keine 15 Kilometer entfernt von Hünxe, wo AvP dieses Geschäft bislang abgewickelt hat.
In dem Schreiben des RZH sowie der ebenfalls zur Gruppe gehörenden Styra heißt es: „Deshalb sind wir hocherfreut, dass wir Ihnen nicht nur unsere professionellen Strukturen zur Verfügung stellen können, sondern dass Sie zusätzlich auf bekannte, vertraute und verlässliche Mitarbeiter bauen können.“ Ein Großteil der AvP-Mitarbeiter sollen demnach in den ARZ-Standort nach Wesel wechseln.
Ebenfalls Teil der AvP Dienstleistung GmbH ist das Krankenhausgeschäft – deutlich größer als die Abrechnung der sonstigen Leistungserbringer. Hier würde ARZ Haan ebenfalls gern aushelfen, auf das Filetstück des Unternehmens haben aber auch andere Anbieter ein Auge geworfen. Insolvenzverwalter Hoos dürfte also gute Aussichten haben, hier mindestens 40 weitere Arbeitsplätze zu sichern.
Für die dem Vernehmen nach rund 70 betroffenen Klinikapotheken wäre eine Weiterführung ebenfalls eine extrem gute Nachricht. Denn AvP hat im Krankenhausgeschäft gerade mit Blick auf die Software einen guten Job gemacht. Und eine Umstellung der Klinikteams auf eine neue EDV wäre im laufenden Betrieb ein alles andere als angenehmes Unterfangen.