FAZ-Bericht über Scheinrechnungen

ARZ Haan: Nicht in Betrug verwickelt

, Uhr
Berlin -

Welche Geschäfte hat das ARZ Haan mit der Firma WDS gemacht? Wer wusste davon, welche Rechnungen hatten überhaupt Substanz, wie hoch sind die Schäden für das Unternehmen und seine beiden Gesellschafter? All das soll jetzt zunächst intern aufgearbeitet werden. Nur so viel: In etwaige Betrügereien sei man als Unternehmensgruppen nicht involviert, heißt es in einer Stellungnahme.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) hatte über Unregelmäßigkeiten beim ARZ Haan berichtet: So sollen an WDS hohe Beträge ausgezahlt worden seien, ohne dass es Belege für die Werthaltigkeit der Forderungen gab. Ein Vorwurf, den die Staatsanwaltschaft Dortmund jetzt prüfen soll, ist demnach, dass sogar Scheinrechnungen eingereicht worden seien – womöglich sogar unter Mitwirkung von Mitarbeitern aus dem Konzernverbund und mit Wissen des Vorstands.

Dass bei WDS etwas nicht stimmte, wusste man beim ARZ Haan schon im vergangenen Jahr. Denn in der Bilanz mussten wegen eines „größeren Falls von Abrechnungsbetrug im Bereich der Sonstigen Leistungserbringer“ Wertberichtigungen auf Forderungen in Höhe von 4,4 Millionen Euro vorgenommen werden. Laut FAZ waren am Ende allerdings Forderungen von 16 Millionen Euro aufgelaufen, und für die Übernahme der mittlerweile insolventen Firma und die Auszahlung der anderen Gläubiger sollen im März sogar 20 Millionen Euro aufgewendet worden sein.

Zu dem, was passiert ist, macht das ARZ Haan keine Angaben. Auch nicht dazu, ob man Opfer von Betrügern ist und ob die internen Kontrollen versagt haben.

Stattdessen weist man die Vorwürfe in Bezug auf Abrechnungsbetrug bei ARZ oder der Tochterfirma RZH zurück: „Es liegen uns dazu keinerlei Hinweise oder gar Beweise vor.“ Gegen anderslautende Behauptungen werde man sich entschieden zur Wehr setzen. Zu eventuellen Verdachtsmomenten gegen Mitarbeiter im eigenen Haus gibt es in der Stellungnahme keine Aussage.

Forderungen korrekt ausgewiesen

Auch der im Bericht geäußerte Verdacht, Rechnungen seien storniert und dann teilweise zu höheren Beträgen auf einen anderen Empfänger umgeschrieben worden, um zum Bilanzstichtag 2021 keine zu hohen Bestände überfälliger Forderungen in den Bilanzen der RZH zu haben, sei nicht korrekt: „Sämtliche Forderungen sind in den Jahresabschlüssen der ARZ-Gesellschaften korrekt ausgewiesen.“

Dementiert werden die Unregelmäßigkeiten aber nicht: Sollten sich im Zuge der Ermittlungen gegen ehemalige Verantwortliche bei WDS die Vorwürfe erhärten, werde man „natürlich vollumfänglich zur Aufklärung beitragen und etwaige Ansprüche geltend machen“, heißt es stattdessen.

Die seinerzeit Verantwortlichen, gegen die jetzt ermittelt werde, seien nicht mehr im Unternehmen; sämtliche Prozesse innerhalb der WDS seien im Zuge einer Neustrukturierung den üblichen Standards angepasst worden. „Hier wird nach denselben verbindlichen Richtlinien und Anweisungen hinsichtlich Prozessen und Verhaltensweisen gearbeitet wie in der gesamten ARZ Unternehmensgruppe.“

Die Übernahme der WDS im März wird als „strategisch bedeutsamer Schritt“ verteidigt. Pflege sei ein spannender und chancenreicher Markt, den man mithilfe der Expertise der WDS-Mitarbeitenden bearbeiten wolle. Mit der Übernahme habe man mehr als 70 Fachkräften eine Weiterbeschäftigung garantieren können und seither mehreren tausend Pflegebedürftigen und deren Angehörigen Beratungen angeboten. „Die erfreuliche Entwicklung der WDS seit Übernahme zeigt: Die Übernahme war strategisch wie wirtschaftlich der richtige Schritt.“

Blick nach vorn statt zurück

Wie sich die Aufwendungen rechnen sollen für ein Unternehmen, das 2021 in der Spitze 13 Millionen Euro umgesetzt hatte und 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigte, dazu gibt es ebenfalls keine Aussage. Auch zu den Schäden für das Unternehmen, aber auch den Apothekerverband Nordrhein (AVNR) und die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) als Gesellschafter äußert sich das ARZ Haan nicht.

Stattdessen wird im Statement auf die „sehr erfolgreiche Unternehmensstrategie“ verwiesen, die man weiterverfolgen werde. „Die Ergebnisse der vergangenen Jahre waren hervorragend, unsere Eigenkapitaldecke und die Liquiditätsposition sind stark.“ Die Unternehmensgruppe befinde sich auf Wachstumskurs, das gelte nicht nur für das aktuelle Jahr: „Die Planungen für 2024 und weiter setzen weiter auf Wachstum mit soliden Kennzahlen und hervorragender Eigenkapitalquote.“

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch

APOTHEKE ADHOC Debatte