„Mediverse“ lautet der etwas großspurige Name der Bestellplatfform von Arvato Supply Chain Solutions, mit der Apotheken und Kliniken benötigte Arzneimittel und Medizinprodukte bei den Herstellern ordern sollen. Der Konzern sieht nicht nur einen großen Bedarf, sondern auch eine optimale Ergänzung zu seinem jhauseigenen Logistikservice.

Als Plattform dient „Mediverse“ ausschließlich der Vermittlung von Aufträgen, die Verträge kommen zwischen Apotheke und Lieferant zustande. Die Registrierung erfolgt in zwei Schritten: Zunächst wird ein Benutzerkonto angelegt, danach müssen die Details zur Apotheke erfasst und die Betriebserlaubnis zur Validierung an den Kundenservice übermittelt werden. Nach Freischaltung kann der Inhaber oder die Inhaberin weitere Zugänge für Mitarbeitende anlegen.

Benötigte Produkte können nach Name, PZN oder Wirkstoff herstellerübergreifend gesucht und in den Warenkorb gelegt werden. Bei Bestellung werktags bis 15 Uhr erfolgt der Versand laut Arvato noch am selben Tag, sodass am Folgetag mit der Lieferung zu rechnen sei. „In Ausnahmefällen und bei Bestellungen nach 15 Uhr kann die Lieferung zwei Tage dauern.“

Außerdem erhielten registrierte Apotheken stets umfassende Informationen zu Produktverfügbarkeit und -preisen, Auftragsstatus, Zugang zur gesamten Bestell- und Kommunikationshistorie sowie zu sämtlichen auftragsbezogenen Dokumenten wie etwa Rechnungen und Ablieferbelegen, verspricht Arvato. Perspektivisch ist neben dem Zugang über den Webshop auch eine Anbindung an die Warenwirtschaft geplant.

„Handverlesene“ Testapotheken

In den vergangenen Monaten wurde das Modell durch eine „handverlesene zweistellige Auswahl von Apotheken“ und einen Hersteller getestet, um detailliertes Nutzerfeedback zu erhalten. Um welches Unternehmen es sich handelt, wollte Arvato nicht verraten. Nur so viel: Es handele sich um einen Hersteller verschreibungspflichtiger Arzneimittel und langjährigen Arvato-Klienten für die europaweite Order-to-Cash Logistikabwicklung. Nach Informationen von APOTHEKE ADHOC ist es der japanische Konzern Otsuka, der nicht bei Pharma Mall vertreten ist.

Die Apotheken wurden demnach aus dem Kreis der Herstellers rekrutiert und nach Schulung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anhand standardisierter Fragebögen und Interviews begleitet mit dem Ziel, „Rückschlüsse für eine reibungslose Prozessabwicklung und Benutzerfreundlichkeit zu ziehen“.

Oberer zweistelliger Prozentbereich

Jetzt sollen weitere Unternehmen und auch Apotheken als Partner gewonnen werden. Dadurch soll zeitnah eine „Skalierung auf eine bereits heute absehbare Abdeckung des deutschen Apothekenmarktes im oberen zweistelligen Prozentbereichs bis zum Ende des ersten Quartals 2024“ erfolgen. Aus der zwei- soll also innerhalb der kommenden Monate eine fünfstellige Zahl an Apotheken werden. Das dürfte freilich nur gelingen, wenn genügend Hersteller zusammenkommen. Auch hier will sich der Konzern noch nicht in die Karten gucken lassen: „Mit den Herstellern, welche die Plattform nutzen beziehungsweise sich aktuell in der Integration befinden, wurde Stillschweigen vereinbart.“

Für Apotheken ist der Service kostenlos, da er sich aus Beiträgen der Hersteller finanzieren wird. Wie teuer es für die Unternehmen ist, bleibt ebenfalls geheim: „Die Herstellerkonditionen werden individuell ausgestaltet, um auf deren jeweilige Strukturen und Bedürfnisse einzugehen.“

Kaum Standards für Direktgeschäft

Bisher hätten sich kaum Standards für diesen Bestellkanal etabliert, insbesondere nicht auf europäischer Ebene, argumentiert Arvato. „Wenn Apotheken oder Krankenhäuser Gesundheitsprodukte wie Arzneimittel oder Medizinprodukte direkt von Herstellern und nicht über Großhändler beziehen, läuft die Bestellabwicklung bislang bei Weitem nicht so effizient und digital ab, wie es in anderen Wirtschaftszweigen längst Standard ist. Hersteller setzen in der Regel nach wie vor auf Telefon, E-Mail und Fax.“

Den Unternehmen verspricht der Konzern eine „zuverlässige und skalierbare Betreuung ihrer Kunden“. „Dies wirkt sich positiv auf die Kundenzufriedenheit aus“, so Fabian Treese, Vice President Healthcare bei Arvato. „Auch künftig wird die persönliche Betreuung von Apotheken und Kliniken eine wichtige Rolle spielen. Dafür müssen Kundenbetreuungsteams durch neue und die Integration bestehender digitaler Lösungen entlastet werden, durch die die Bearbeitung vermeidbarer Kundenanfragen entfällt.“ Dadurch werde auch dem zunehmenden Mangel an qualifizierten Mitarbeitern entgegengewirkt, der auch die Kundenbetreuungskapazitäten der Hersteller betreffe.

„Mit Mediverse bieten wir Herstellern die Möglichkeit, ihren Kunden einen zeitgemäßen digitalen Servicekanal bereit zu stellen, ohne die aufwendige eigene IT-Entwicklung und die selbständige, nachgelagerte Bekanntmachung und Betreuung stemmen zu müssen“, sagt Oliver Schlink, Produktmanager Mediverse bei Arvato. Mit Mediverse würden die digitalen Angebote der Hersteller für Apotheken und Kliniken schneller auffindbar und nutzbar. „Denn sobald sie einmal auf der Bestellplattform registriert sind, haben sie Zugang zu sämtlichen Mediverse-Partnern.“

Verzahnung mit Logistik

Mediverse werde kontinuierlich weiterentwickelt, um zusätzliche Funktionen zu integrieren. Dabei werde man sich nicht nur auf Deutschland fokussieren, sondern die Plattform künftig in weiteren europäischen Märkten bereitstellen und mit den Lösungen zur Logistikabwicklung verzahnen. „Somit können Hersteller Mediverse nicht nur als eigenständigen Service nutzen, sondern auch eine vollstufig integrierte und digitalisierte Order-to-Cash-Distributionslösung aus einer Hand erhalten. Das unterscheidet uns von sämtlichen international agierenden Supply Chain-Dienstleistern in Europa“, so Treese.