Bahnhof-Apotheke sperrt Amazon-Händler Carolin Bauer, 15.04.2014 08:23 Uhr
Die Bahnhof-Apotheke in Kempten hat sich mit ihren Aromamischungen eine Marke geschaffen. Inhaber Dietmar Wolz stellt die Produkte seit 26 Jahren her und verkauft sie über Apotheken und den Einzelhandel. Besonderen Wert legt er auf die Beratung. Zuletzt hat er eine Versandapotheke gesperrt, weil sie die Präparate über Amazon angeboten hatte.
Wolz will seine Produkte „Original IS Aromamischungen“ nicht bei Internetportalen wie Amazon, ebay & Co. sehen. „Ich habe mich bewusst dagegen entschieden, da der Verkauf dezentral über Apotheken sein soll“, sagt er. Amazon habe bereits selbst angefragt. Diesen Vertriebskanal lehne er generell ab.
Die Produkte benötigten eine „intensive Beratung“. Bei Online-Plattformen sei die Beratungsqualität nicht gewährleistet, da nicht auf dem ersten Blick der Kontakt zum Anbieter erkennbar sei.
Diesen Protest bekommen auch die eigenen Kunden zu spüren: Eine Versandapotheke aus Norddeutschland hatte die Mischungen seit Dezember über Amazon angeboten. Die Bahnhof-Apotheke ließ den Inhaber aber wissen, dass der Vertriebskanal nicht erwünscht sei. Nachdem der Versender erneut die Ware über das Portal angeboten hatte, wurde er gesperrt.
Laut Wolz ist der Lieferstopp keine endgültige Entscheidung. Man könne miteinander reden und die Geschäftsbeziehung unter Umständen wieder aufnehmen. Auf Apotheken, denen es hauptsächlich um Umsatz gehe, könne er aber verzichten, betont er. „Wenn ich den Verkauf über Amazon wollen würde, würde ich es dort selbst anbieten.“
Die Bahnhof-Apotheke verkauft die rund 300 Produkte wie Bäder, Balsame und Öle über einen eigenen Internetshop. Auch im Einzelhandel oder in Hebammenpraxen sind die Mischungen erhältlich. Bei allen Vertriebskanälen werde die Beratung kontrolliert. Die Mitarbeiter sollten etwa eine aromatherapeutische Ausbildung nachweisen. Seine eigenen Angestellten würden ebenfalls speziell geschult.
Der Vertrieb über den Einzelhandel werde heute nicht mehr fokussiert, sagt Wolz. Die Kundenbeziehungen gingen auf die ersten Jahre des Vertriebs zurück, als die Apotheken noch kein Interesse an seinen Produkten hatten.
Wolz hat die Bahnhof-Apotheke 1985 übernommen. Kurz darauf lernte er die Hebamme Ingeborg Stadelmann kennen. Für ihre Praxis stellte er drei Jahre später die ersten Ölmischungen her. Weitere Rezepturen kamen hinzu, die der Apotheker auch Kollegen anbieten wollte.
Heute wird laut Wolz jede zweite Apotheke beliefert. Über den Großhandel würden die Präparate wegen der teils kurzen Haltbarkeit nicht angeboten. „Wir bieten eine 100-prozentige Rücknahmegarantie bis zur Hälfte der Laufzeit an“, so Wolz.
Wolz beschäftigt in seinen drei Apotheken und einem Naturkostladen insgesamt 210 Mitarbeiter. Zwei Drittel sind allein in der Produktion tätig. „Wir sind eine echte Manufaktur. Bei uns wird jede Flasche mit der Hand abgefüllt.“ Neben Aromamischungen stellt der Apotheker auch homöopathische Präparate her. Außerdem vertreibt die Bahnhof-Apotheke Teerezepturen der Hebamme Stadelmann, Wickel oder Bücher.