Die Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen (Armin) geht ihrem Ende entgegen. Oder nicht? Am 31. März endet das Projekt nach knapp sechs Jahren ordnungsgemäß. Ob das Projekt weitergeführt wird, ist aber noch nicht entschieden.
Seit 2016 arbeiten in Sachsen und Thüringen Apotheker und Ärzte für eine höhere Arzneimittelsicherheit der Patienten zusammen. Armin war kein ungetrübter Erfolg, mehrfach hatte das Projekt mit technischen Schwierigkeiten zu kämpfen. Ob sich das System dennoch bewährt hat, darüber müssen sich die Projektpartner – die Landesapothekerverbände Sachsen und Thüringen sowie die AOK Plus – nun einig werden.
Am 31. März endet Armin ordnungsgemäß, es besteht aber weiterhin die Möglichkeit, dass das Projekt entweder verlängert wird oder gar in die Regelversorgung der AOK Plus übergeht. Wie hoch die Chancen dafür stehen, wollte der Thüringer Verbandschef Stefan Fink auf Anfrage nicht verraten. Vermutlich gegen Ende des Monats würden diesbezüglich Entscheidungen verkündet.
Tatsächlich könnte Armin angesichts der politischen Weichenstellungen eine Zukunft haben: Genau solche Angebote werden schließlich von den Pharmazeutischen Dienstleistungen (PharmDL) erfasst, die in den Apotheken bald vergütet werden sollen und für die seit Dezember schon Geld gesammelt wird. Die Erfahrungen mit Armin könnten dabei als Blaupause für bezahlte Dienstleistungen zur Erhöhung der Arzneimitteltherapiesicherheit dienen.
Nach zweijähriger Vorbereitungszeit war 2016 das Herzstück des Projekts, das Medikationsmanagement, gestartet. Patienten, die dauerhaft mindestens fünf Medikamente gleichzeitig einnehmen, können sich dabei von Apotheker und Arzt einen individuellen Medikationsplan erstellen lassen. Die Kasse liefert dazu die Abrechnungsdaten, alle Beteiligten sind digital vernetzt. Ziel war, durch enge Abstimmung die Wirtschaftlichkeit der Arzneimittelversorgung zu verbessern und Patienten besser vor Wechselwirkungen zu schützen.
Doch es begann mit technischen Schwierigkeiten: Vielerorts war die Praxissoftware noch nicht fit gemacht und auch die Internetleitungen waren nicht überall schnell genug. Die Folge: Nur wenige Ärzte, Apotheker und Patienten konnten das Herzstück von Armin überhaupt nutzen. Doch die Abda hielt an dem Projekt fest und verkündete bereits 2017 die Verlängerung bis in dieses Jahr hinein. Offenbar zurecht: Bereits im Folgejahr zogen Verbände und Versicherung eine positive Zwischenbilanz.
Die Abda nahm das Projekt 2019 genauer unter die Lupe und kam ebenfalls zu überwiegend positiven Ergebnissen: Rund zwei Drittel der 24 Apotheken in Sachsen und Thüringen, die an Armin teilnahmen und durch die Abda befragt wurden, waren zufrieden mit den Prozessen. Auch die Kommunikation zwischen Apothekern und Ärzten schätzten 80 Prozent der Befragten positiv ein – negative Erfahrungen seien dabei größtenteils auf technische Probleme zurückzuführen gewesen.
Bei den dabei auftretenden Problemen handelte es sich vor allem um technische und AMTS-relevante Fehler, abweichende Darstellungen, mangelnde Benutzerfreundlichkeit und begrenzte Speicherkapazität des Barcodes. Besonders ärgerlich für die Beteiligten waren neben Programmierfehlern wie fehlenden Zeilen offenbar Darstellungsprobleme bei der Übertragung der Medikationspläne von Arztpraxis- zum Apothekenverwaltungssystem und umgekehrt. Dabei wurden inhaltlich identische Beiträge nämlich oftmals unterschiedlich dargestellt.
Doch auch die Corona-Pandemie traf Armin zuletzt – nicht nur, weil zeitweise weniger Kund:innen in die Apotheke kamen, sondern auch, weil man dort mit anderen Aufgaben beschäftigt war. Die abschließenden Zahlen zum Modellprojekt sollten eigentlich Anfang des Jahres vorgestellt werden, also vermutlich im Zusammenhang mit Informationen darüber, wie es damit weitergeht.
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