Arcoxia: Original-Generikum von Grünenthal Nadine Tröbitscher, 13.03.2017 07:51 Uhr
Arcoxia (Etoricoxib) ist seit 2004 auf dem deutschen Markt. Zehn Jahre nach der Einführung hatte der Hersteller MSD Sharp & Dohme Vermarktung und Vertrieb an Grünenthal übertragen. Mitte März bringt Libra-Pharm als Tochtergesellschaft des Aachener Herstellers das erste Generikum auf den Markt.
Bereits in der kommenden Woche soll das Arcoxia-Generikum aus dem eigenen Hause verfügbar sein. Gelistet werden die einzelnen Präparate jedoch erst zum 1. April. Etoricoxib Libra-Pharm wird in den Stärken 30 mg, 60 mg, 90 mg und 120 mg auf den Markt kommen. Das Unternehmen wirbt für sein Produkt als einziges echtes Arcoxia-Generikum. Schließlich habe man den gleichen Hersteller, die gleiche Zusammensetzung und Qualität sowie den gleichen Service.
Einzig der Preis werde sich vom Original unterschieden. Libra-Pharm spricht gar von einer doppelten Wirtschaftlichkeit: Man werde durch zahlreiche Rabattverträge etwa 80 Prozent der Patienten versorgen. Nach dem Early Entry des Originalherstellers werden in den nächsten Wochen oder Monaten weitere Firmen nachziehen.
Der Markt ist groß – laut Arzneimittelverordnungsreport wurde Arcoxia 2015 rund 1,6 Millionen Mal auf Kassenrezept verordnet. Die Ausgaben der Kassen beliefen sich auf 88 Millionen Euro. Mit 82 Millionen Tagestherapiedosen (DDD) liegt Etoricoxib vor Celecoxib. Vom bereits im Jahr 2000 eingeführten Hemmer der Cyclooxygenase-2 (COX-2) wurden nur 28 Millionen DDD verordnet. Die Stoffgruppe macht etwa 10 Prozent der Gesamtverordnungen der nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR) aus.
Etoricoxib wird einmal täglich eingenommen und kann zur Behandlung von Symptomen bei Reizzuständen degenerativer und entzündlicher Gelenkerkrankungen wie Arthrose und rheumatoider Arthritis eingesetzt werden. Indiziert ist der Wirkstoff ebenfalls zur Behandlung der Spondylitis ankylosans sowie von Schmerzen und Entzündungszeichen bei einer akuten Gichtarthritis. Für die Kurzzeitbehandlung kann das Coxib auch bei mäßig starken Schmerzen nach Zahnoperationen angewendet werden.
Celecoxib wird gegen Schmerzen, Entzündungen und rheumatische Erkrankungen eingesetzt und hemmt COX-2 und die Prostaglandin-Synthese. Der Wirkstoff ist seit einigen Jahren generisch und als Kapsel im Handel. Das Arzneimittel wird ein- bis zweimal täglich unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen. Celebrex und die entsprechenden Generika sind in den Stärken 100 und 200 mg im Handel.
Im Zuge des Vioxx-Skandals 2004 wurde der erste Vertreter der Coxibe – Vioxx (Rofecoxib) – aufgrund schwerwiegender Nebenwirkungen während einer Langzeitstudie vom Markt genommen. Es bestand vor allem die Gefahr eines Herzinfarktes, Schlaganfalles oder einer Angina pectoris. Insgesamt lag im Vergleich zur Placebo-Gruppe ein doppelt so hohes Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung vor.
Das gleiche kardivaskuläre Risiko wurde auch dem Celecoxib zugeschrieben. Allerdings konnte eine Studie das Gegenteil aufzeigen. Etwa 24.000 Patienten mit Arthrose oder rheumatoider Arthritis wurden über etwa zwei Jahre mit Ibuprofen, Naproxen oder Celecoxib behandelt.
Untersucht wurde die Häufigkeit von Herzinfarkt, Herztod, gastrointestinalen Blutungen und Nierenfunktion. Im Ergebnis schnitt das Coxib nicht schlechter ab als NSAR. Im Gegenteil: Betrachtet man alle Patienten, die die Studie regulär beendeten, traten in der Celecoxib-Gruppe weniger Herz-Kreislaufereignisse auf.
Ibuprofen und Naproxen verursachen durch die Hemmung von COX-1 als Nebenwirkungen auch Magen-Darm-Probleme wie Blutungen. Derartige Ereignisse sind unter der Gabe von Celecoxib seltener zu erwarten, da der Wirkstoff selektiv die COX-2 hemmt. Ibuprofen hingegen hemmt beide Cyclooxygenasen und zeigte laut der Studie das schlechteste Sicherheitsprofil.