Douglas soll noch Millionen zahlen

Apothera übernimmt Disapo

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Berlin -

Während die Versender wegen des E-Rezepts fette Beute wittern, zieht sich Douglas aus der Apothekenbranche vorerst zurück. Disapo wird verkauft, dem Vernehmen nach versucht jetzt ein umtriebiger Apotheker sein Glück. Dr. Daniel Lewinski soll die niederländische Versandapotheke über Apothera von der Parfümeriekette übernommen haben und will sich mit einer Abschlagszahlung den Wiederaufbau finanzieren lassen.

Douglas ist mittlerweile an der Börse und jetzt auch das Problemkind Disapo los. Offiziell will sich die Parfümeriekette nicht zum neuen Eigentümer äußern. Doch unlängst sickerte durch, dass es sich dabei um ein kleineres Unternehmen handelt, ein Start-up aus dem Rezeptbereich.

Hier kommt Lewinski ins Spiel. Im Apothekenmarkt ist er kein Unbekannter, 2021 gründete er gemeinsam mit Christian-Alexander Vry und David Schmidt das Unternehmen Apothera, das wiederum einer gleichnamigen Holdinggesellschaft mit Sitz in der Schweiz gehört. Als Unterstützer wird auf der Internetseite unter anderem DocMorris-Mitgründer Ralf Däinghaus genannt.

Nach dem Aus von Medabo betrieb die Firma zuletzt die App Mya; doch auch Mya ist nicht mehr verfügbar. Eine Weiterleitung zu den App-Stores geht ins Leere: „Die angeforderte URL wurde auf diesem Server nicht gefunden“, heißt es. Dabei konnten Patienten laut Firmenangaben Folgerezepte per App erhalten, ohne dafür zum Arzt zu müssen. Außerdem wird ein sogenannter Refill-Service beworben, bei dem Dauermedikationen automatisch aufgefüllt werden sollen. Auch eine Medikationsübersicht mit Einnahmeerinnerungen liefert die App der Werbung zufolge.

Jetzt soll sich Lewinski auf Disapo fokussieren wollen. Die Versandapotheke ist bei Douglas trotz hoher Medienbudgets und zahlreicher Rabattaktionen nicht richtig angelaufen. Bereits vor dem Börsengang wurde deshalb ein Käufer gesucht, um die Altlast aus der Zeit der früheren Konzernchefin Tina Müller loszuwerden. Ein großes Risiko dürfte Lewinski mit der Übernahme nicht eingehen, da Kaufpreis eher symbolischer Natur sein sollte.

Außerdem soll die Restrukturierung dem Vernehmen nach über ein Verkäuferdarlehen laufen. Konkret bedeutet das, der neue Eigentümer erhält vom Vorbesitzer Geld, um das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen. Tatsächlich wurden im Vorfeld Abschlagszahlungen im mittleren bis hohen einstelligen Millionenbereich angekündigt, um im Falle eines Abschlusses die Liquidität zu sichern. Fünf Millionen Euro sollen im Spiel sein. „Der Laden ist nicht gelaufen“, sagt ein Branchenkenner. „Wenn Douglas keinen Käufer gefunden hätte, hätte man sich selbst geschadet, da es nicht prickelnd für den Aktienkurs wäre, wenn man Disapo dicht machen muss.“

Welche Pläne Lewinski mit Disapo hat, bleibt abzuwarten. Auf Nachfrage war er bislang nicht zu erreichen.

Der Rezeptservice Medabo von Apothera jedenfalls war kein Erfolg. Über den Service wollten sich DocMorris sowie Konkurrent Apotal Folgerezepte besorgen lassen. Der erhoffte Erfolg blieb offenbar aus, das Unternehmen, für das Lewinski seinerzeit sogar Investoren gewonnen hatte, wurde 2022 liquidiert und es folgte die App Mya. Erste Veränderungen gibt es bereits bei Disapo: Der leitende Apotheker Jeroen Schönberger wird nicht mehr erwähnt, jetzt hat in Heerlen Jacques M.G. Waterval übernommen – jener Apotheker, der mit Däinghaus DocMorris gegründet hatte.

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