Den Apotheker gibt es nicht nur in seiner Apotheke. Vertreter dieser Spezies trifft man oft auch auf unverhofften Positionen in Industrie, Verwaltung und Forschung. Hier erklären Branchenpromis, warum sie Pharmazie studiert haben, warum es kein besseres Fach gegeben hätte und was ihr eigentlicher Traumberuf war. Raten Sie mal, für wen Pharmazie nur eine Verlegenheitslösung war oder wer gerne Papst geworden wäre.
Dr. Markus Rudolph, Geschäftsführer Infectopharm
Der Klassiker: Als Junge bekam er einen Chemiebaukasten geschenkt, nach und nach baute er sich ein kleines Labor auf. Wenn schon Fußballprofi keine Option war, wollte Rudolph eben Lehrer für Chemie, Biologie und Sport werden. Beim Wehrdienst nahm ihn im Bundeswehrkrankenhaus die Apothekerin unter ihre Fittiche und begeistere ihn für die Pharmazie als „Studium generale“. „Sie war erfolgreich, nochmals Danke Frau Dr. F.!“
Rudolph studierte in Frankfurt, im 6. Semester verliebte er sich in die Pharmazeutische Technologie. „Ich wollte unbedingt in der Entwicklung arbeiten, so schloss sich die Promotion an. Später kam dann der Spaß dazu, die Produkte auch zu vermarkten.“ So kam er über Merck zu Infectopharm.
Die Offizin hat Rudolph immer Spaß gemacht, er vermisst sie aber nicht. Denn seine Frau – die ihn als Offizinapothekerin „locker in die Tasche steckt“, wie er sagt – berichtet häufig von „interessanten“ Beratungsbesprächen. Außerdem gibt es bei Infectopharm ein beratendes Apothekerboard: „Das hält die Erinnerung an den Handverkauf wach.“
Dr. Jürgen Kreimeyer, Geschäftsführer Medice
Eigentlich wollte er Sportlehrer werden, auf die Idee mit der Pharmazie kam seine Frau. Während der Promotion in Münster sattelte Kreimeyer um, studierte parallel Kommunikationswissenschaften und gründete eine Werbeagentur. Ein Kunde holte ihn schließlich in die Industrie: Sertürner, Redinomedica, Klosterfrau, Medice.
Von seinem Studium profitiert er noch heute: „Arzneimittel sind ein besonderes Gut, die sollte man tunlichst nicht vermarkten wie Konsumgüter, was leider immer häufiger geschieht. Jegliche Trivialisierung gilt es aus meiner Sicht zu vermeiden.“ Wenn man die Wirkungen von Arzneimitteln verstehe und über pharmakologische, biopharmazeutische und galenische Zusammenhänge Bescheid wisse, könne man in Fachkreisen fachlich fundiert und damit überzeugend argumentieren. „Das hilft mir jeden Tag bei meinen Aufgaben in der Geschäftsführung von Medice.“
Würde er aus heutiger Sicht etwas anderes studieren? Nein. „Das Studium ist ziemlich aufwendig, zweifelsohne. Aber als Apotheker stehen einem dann viele berufliche Türen offen.“ Allerdings würde er versuchen, ein zweites Fach parallel zu studieren – vorzugsweise BWL oder VWL.
Professor Dr. Theo Dingermann, Universität Frankfurt
Nein, Pharmazeut war nicht sein Traumberuf. Zahnarzt wollte er werden, aber das Abitur war „indiskutabel“. Eine hervorragende Fügung, wie sich herausstellen sollte: Denn mit der Zeit ist Apotheker doch noch sein Traumberuf geworden.
Dass er nach dem Studium in Erlangen – als einer der letzten Vorexaminierten bekam er nach sieben Semestern die Approbation – eine akademische Laufbahn einschlug und heute einer der angesehendsten Pharmazieprofessoren in Deutschland ist, war ebenfalls Schicksal: „Ich war ‘fremd gesteuert’. Ich hatte starke Mentoren, und auf deren Rat habe ich mich verlassen. Das hat geklappt.“
Die Apotheke war stets meine Rückfalloption auf dem langen Weg in eine akademische Karriere. „Mein Selbstbewusstsein hatte man mir auf dem Gymnasium genommen. Die Option, jederzeit in der Apotheke arbeiten zu können, diente mir als emotionale Sicherheit.“
Selbst heute schließe er nicht aus, noch mal in einer Apotheke zu arbeiten – „wenn ich im öffentlichen Leben nicht mehr gebraucht werde“. Einem einzelnen Kunden komplexe Zusammenhänge zu erklären sei vermutlich genauso erfüllend wie Wissen an Hunderte von Zuhörern zu vermitteln – vorausgesetzt man habe dazu die Zeit. „Daran scheitert es wohl meistens, auch weil die praktische Pharmazie so sehr mit Verwaltung überladen ist.“
Auch wenn er viele Details vergessen habe: Von dem, was er damals mit viel Mühe in meinen Kopf gepresst habe, betrachte er nichts als „überflüssig“. Diese Ehrlichkeit vermisse er bei vielen Kollegen, die gerne alles auf „die sogenannte ‘Praxis’“ reduziert hätten. „Wäre mir damals nur ein solchen Wissen angeboten worden, wüsste ich heute so gut wie nichts. Denn was man heute braucht, kannte man damals größtenteils noch gar nicht.“ Wer Shakespeare lesen wolle, müsse irgendwann einmal Vokabeln gelernt haben.
Und würde er heute statt Pharmazie etwas studieren? „Es gäbe Alternativen. Allerdings fehlt mir dazu der notwendige Intellekt. Leider besitze ich gar keine Veranlagung, komplexere Mathematik zu verstehen, sodass Fächer wie Physik und wahrscheinlich auch Informatik/Bioinformatik wohl keine Option für mich wären. Umso mehr staune ich über Entwicklungen in Richtung künstlicher Intelligenz. Und ich könnte mir vorstellen, dass es mir Spaß machen würde, hier mitzuarbeiten.“
Professor Dr. Michael Popp, CEO Bionorica
Schon früh wusste Popp, dass er Unternehmer werden wollte. Für die Umsetzung dieses Vorhabens bot sich die von seinem Großvater gegründete Firma Bionorica an. Also studierte er Pharmazie. „Eine Entscheidung, die sich auch aus der Rückschau als goldrichtig erwies.“
Ohne Frage: Für die Leitung eines Unternehmens wie Bionorica seien betriebswirtschaftliche Kenntnisse wichtig. „Doch Letztere lassen sich außerhalb des Universitätsbetriebs weitaus leichter aneignen als die eigentliche Grundlage: naturwissenschaftlich fundiertes Wissen im Fach Pharmazie.“
Nach dem Studium in Erlangen ging es für Popp zur Promotion nach Innsbruck – ein „absoluter Glücksfall“, wie er sagt. „Was mich an Innsbruck so begeisterte? Ich konnte sehr intensiv in die Forschung eintauchen. Und genau das bereitet mir auch heute noch viel Freude. Für unser Unternehmen ist das sehr wichtig. Denn immer wieder finden wir neue und höchst spannende Ergebnisse zu Heilpflanzen und Spezialextrakten, die die Menschheit teilweise bereits seit Jahrhunderten oder Jahrtausenden verwendet.“
„Wäre ich heute erneut vor die Wahl des Studienfachs gestellt, ich würde keinen Augenblick zögern und mich sofort wieder für die Pharmazie entscheiden.“ Das, was er im Studium und als fertiger Pharmazeut gelernt habe, komme ihm bis zum heutigen Tag zugute, denn bis heute beschäftige er sich täglich mit pharmazeutischer Technologie, also mit Galenik, Analytik, Pharmakologie und am Ende auch mit klinischer Forschung und Themen aus den Bereichen Pharmakognosie und Heilpflanzenkunde. „Dieses enorm breite Spektrum der Ausbildung bietet aus meiner Sicht nur ein Studium: das Studium der Pharmazie.“
Dr. Martin Weiser, Hauptgeschäftsführer BAH
Chemie und Biologie machten ihm neben Latein schon immer Spaß. So wurde Weiser nicht Papst, wie er es sich erträumt hatte, sondern doch Apotheker. Als Vorbild dienten Tante und Onkel, die beide als selbständige Apotheker ihren Beruf mit Herzblut lebten.
Beim Studium in Regensburg faszinierte ihn die Pharmakologie am meisten, so promovierte er bei Professor Dr. Ernst Mutschler in Frankfurt und bildete sich zum Fachapotheker für Arzneimittelinformation weiter. Bei Hoechst stieg er in der Arzneimittelzulassung ein. „Alles weitere hat sich dann peu à peu entwickelt.“
Bei der Verbandsarbeit helfe ihm das in Studium, Apothekenpraxis, Weiterbildung und Promotion erworbene Wissen, alle Fragen rund um das Arzneimittel einschätzen und beurteilen zu können. „Pharmazie war und ist für mich genau das Richtige.“ Da seine Frau als Apothekerin in einer öffentlichen Apotheke beschäftigt sei, habe er immer noch engen Kontakt zur Apothekenpraxis.
Als Apotheker stünden einem vielfältige, spannende Tätigkeitsfelder auch außerhalb der öffentlichen Apotheke offen, so Weiser mit Verweis auf die von der Fachgruppe WIV-Apotheker und der Fachgruppe Industriepharmazie der DPhG gemeinsam herausgegebene Broschüre „Pharmazeutische Tätigkeitsfelder außerhalb der Apotheke“.
Dr. Martin Braun, Leiter der Hauptabteilung Herstellung, Dr. Willmar Schwabe
Bäcker wollte der Bub werden, schon als Kind machte er die Backstube seines Großonkels unsicher. Doch dann wuchs das Interesse für Naturwissenschaften, Biologie und Chemie wurden Leistungskurse. Mit etwa 16 Jahren war klar, dass Pharmazie genau das Richtige war: Das Tüfteln an Rezepturen genau wie beim Backen, dazu die Wissenschaft und die Vielseitigkeit des Berufes, auch die Möglichkeit mit Menschen zu arbeiten.
Zunächst hatte Braun die Arbeit in der Apotheke fest vor Augen, sodass er nach dem Studium in Tübingen auch das gesamte PJ in der Offizin absolvierte. Doch während dieser Zeit entschied er sich, in Pharmazeutischer Technologie zu promovieren und danach zu entscheiden, in welche Richtung es weitergehen sollte. Ein Besuch bei Schwabe brachte die Entscheidung: Nach einer interessanten Begegnung mit dem damaligen Leiter der Entwicklungsabteilung war Braun klar, dass er unbedingt in die Welt der Phytopharmazie einsteigen wollte – in der Industrie.
Nach wie vor würde er jedem von Herzen empfehlen, Pharmazie zu studieren. „Und zwar in der heutigen Form mit viel Labor und Analytik, auch wenn diese von einigen als ‘angestaubt’ empfunden wird.“ Allerdings räumt er ein, dass es in der Apotheke heute wohl wesentlich mehr administrative Aufgaben gibt und dass man als Apotheker nur noch eingeschränkt seinem eigentlichen Heilberuf nachgehen kann oder sogar darf.
Stefan Walz, CEO Neuraxpharm-Gruppe
Forscher werden, etwas Bedeutendes entdecken, das war der mehr oder weniger konkrete Kindheitstraum. Bio und Chemie waren die Lieblingsfächer – abgesehen von Sport natürlich. So schrieb sich Walz nach dem Abitur an der FU Berlin für Pharmazie ein.
In der Apotheke arbeiten wollte er eigentlich immer nur nebenbei. Das PJ machte zwar viel Spaß. So richtig ernst genommen fühlte er sich aber nicht, da keiner sein Expertenwissen haben wollte. „Meine erste Liebe war die Galenik und die konnte ich in der Apotheke nicht ausleben.“
Für den zweiten Teil des PJ ging es in die Industrie. „Da war es dann eigentlich klar.“ Walz wurde Herstellungsleiter beim Lohnhersteller Haupt Pharma, dann Geschäftsführer bei Lindopharm, später Steiner und schließlich Aristo. Heute steht er an der Spitze der neuen Neuraxpharm.
Wie er heute vom Studium profitiert? „Ich nerve meine Mitarbeiter mit meinem Basiswissen in so vielen verschiedenen Bereichen – Produktion, Analytik, Entwicklung, Marktzugang. Wir sind halt ‘Universal-Dilettanten’. Der sprichwörtliche Apothekergeiz hilft manchmal auch. In den meisten Fällen ist ja der Apotheker der Kunde.“
Und wie seine Kollegen würde Walz wieder Pharmazie studzieren. „Die für mich heute so wichtigen Kenntnisse in BWL und Management kann man sich sehr gut und schnell nebenher aneignen. Schnell Sachen zu lernen, haben wir ja nun wirklich gelernt.”
Dr. Hari Sven Krishnan, CEO Heilfpflanzenwohl
Unternehmer werden und selbständig sein: Wer diesen Traumberuf hat, denkt nicht zuerst an Apotheke. Krishnan war aber fasziniert von der Vielfältigkeit und Kombination aus Medizin, Chemie, Biologie und Technologie – und schrieb sich in Berlin für Pharmazie ein. Während der Promotion traf er dann einen Studienkollegen, der ihn zunächst zu McKinsey und dann zu Novartis brachte. Die Selbstständigkeit kam erst Jahre später, dazwischen kam noch eine Station bei ProSiebenSat.1.
Die pharmazeutische Ausbildung war laut Krishnan von unschätzbarem Wert. In der Industrie könne man wissenschaftliche Themen gut einschätzen und zusätzlich auch noch Praxiserfahrungen aus der Apotheke bei wichtigen Entscheidungen mit einfließen lassen.
Deshalb würde er auch wieder Pharmazie studieren – allerdings mit noch mehr Stationen im Ausland. Und ob man es glaubt oder nicht: Für Krishnan gibt es nichts Schöneres und Inspirierenderes als einen Tag in einer Apotheke zu verbringen: „Man bekommt mit, was die Patienten bewegt, wie Arzneimittel in der Praxis angewendet werden und welche Marken nachgefragt werden und auch funktionieren. Nur auf Notdienste würde ich gerne verzichten ...“
Ulrich Kehr, Geschäftsführender Gesellschafter Richard Kehr
Vielleicht wäre er wegen seiner handwerklichen Begabung gerne Zahnarzt geworden, doch die Frage nach dem Traumberuf stellte sich gar nicht: Kehr sollte die Großhandlung seines Vaters übernehmen. Also ging es zum Pharmaziestudium nach Freiburg, zur Verpflichtung kam die Veranlagung: Der Großvater mütterlicherseits hatte eine Apotheke in Wolfsburg, der Vater täglich mit Apothekern als Kunden zu tun.
Heute ist Kehr im Unternehmen als verantwortliche Person für die Arzneimittelthemen zuständig, während sich sein Bruder Hanns-Heinrich als Diplomkaufmann ums Geschäft kümmert. Beim Umgang mit den Kunden profitiert Kehr von seinem Studium – „weil ich deren Arbeitsalltag selbst erlebt habe und laufend durch die Tätigkeit meiner Frau, die ebenfalls Apothekerin ist, beurteilen kann“.
Den Handverkauf vermisst er, doch einmal im Jahr praktiziert er mit viel Freude im Rahmen von „Pharma Privat vor Ort“ in der Apotheke.
Hans-Werner Holdermann, Geschäftsführender Gesellschafter Deutsche Blistergesellschaft
Auch Holdermann wurde der Beruf in die Wiege gelegt, sogar in vierter Generation: Sein Urgroßvater hatte unter Bunsen promoviert, das DAB 5 kommentiert, an Hagers Handbuch mitgeschrieben und die Volumetrie mitbegründet. Beide Großeltern studierten Pharmazie, die Eltern auch. „Sollte es ein Pharma-Gen geben, habe ich es wahrscheinlich.“
Also studierte Holdermann in den 1980er Jahren in Berlin, zwei Tage vor dem Fall der Mauer zog er zurück nach Baden-Baden. Dort kümmerte er sich um das Familienunternehmen, doch vor einigen Jahren tauschte er den Großhandel gegen die Verblisterung ein. Das ist für ihn die Kür der Arzneimittellogistik: „Hunderttausende Tabletten korrekt täglich zum Kunden zu bringen und dabei mitzuhelfen, tausende Medikationsfehler täglich zu verhindern, was kann es besseres geben?“
Die Pharmazie ist laut Holdermann dabei die Grundlage: Der Apothekerberuf umfasse seit Hunderten von Jahren eben nicht nur die Abgabe von Arzneimitteln in der Apotheke. „Die müssen ja irgendwie von irgendjemandem hergestellt in die Apotheke kommen. Alles wichtige Betätigungsfelder für Apotheker.“
Dan Furrer, Country Manager Tschechien Mylan
Nun gut, Buschpilot als Kindheitstraum war keine Option. Also ging er es ganz pragmatisch an: Weil er viele verschiedene Interessen und handwerkliches Talent hatte, gleichzeitig aber ohne Notebook nur sehr langsam schreiben konnte, schrieb Furrer sich für Pharmazie ein. „Das hat bestens zur Kombination mündliche Prüfungen und Labor gepasst.“
Im Studium an der ETH Zürich war er immer ein Exot, weil er alles etwas leichter nahm und nebenher viel arbeitete und seinen Interessen nachging. Das änderte sich nach dem Abschluss nicht: Die Apotheke war nach dem Praktikumsjahr und einigen Stellvertretungen keine Option mehr, hier war es ihm einfach zu langweilig. „Ich wollte mehr lernen und verschiedene Beruf ausprobieren und das habe ich dann auch gemacht. Dass ich irgendwann in der Pharmaindustrie landen würde, war keineswegs immer vorgezeichnet.“
Das Pharmaziestudium habe sein analytisches Verständnis geschärft; die Kenntnisse des Warenangebots seien bei seinem Job in der Pharmaindustrie nützlich, um die wichtigsten Eigenschaften von Produkten in kürzester Zeit zu begreifen. Dennoch würde Furrer nach eigenem Bekunden nicht mehr studieren – oder falls doch, dann wohl Wirtschaft, Recht oder vielleicht auch Medizin.
Heike Streu, Head of Tender Centre of Excellence & Dose Dispensing Mylan
Beim Traumberuf gab es keine Alternative: Interesse an Naturwissenschaften + Interesse an Menschen = Pharmazie. Und eigentlich war der Plan, nach dem Studium in Freiburg in der Apotheke zu arbeiten. Doch Anfang der 90er-Jahre folgte sie dem Ruf in die Generikabranche. „Das Konzept, hochwertige Arzneimittel preisgünstig anzubieten, hat mich schon damals fasziniert – und tut es bis heute.“
Von der Ausbildung als Apothekerin hat Streu nach eigenem Bekunden bei all ihren bisherigen Tätigkeiten profitiert. „Umfassende Qualität und Integrität von Arzneimitteln sind essentiell. Das lernt man als Apotheker im Studium. Und das leitet mich bis heute bei allen geschäftlichen Entscheidungen.“
Bei Mylan leitet sie derzeit ein europaweites Programm zur Förderung der patientenindividuellen Verabreichung von Arzneimitteln. „Als Apothekerin verfüge ich über spezifische Kenntnisse, sowohl was pharmazeutische als auch was praktische Aspekte der Arzneimitteleinnahme angeht. Diese Kenntnisse kann ich hier sehr sinnvoll einbringen.“
Astrid Kipp, Geschäftsführerin Homöopathisches Laboratorium Alexander Pflüger
Medizin wäre schön gewesen, doch Pharmazie war besser: „Eine schöne Mischung aus Naturwissenschaften, Pharmakologie, Technologie, Medizin und Rechtsthemen und für mich eine spannende Alternative.“
Das PJ führte Kipp zu Pflüger. Hier lernte sie sämtliche Abteilungen sowie Menschen und Unternehmen näher kennen und schätzen. Nach diesem ersten Einblick war ihr klar, dass es in der Industrie tolle Betätigungsfelder gibt und dies dauerhaft doch vielfältigere Möglichkeiten als die Apotheke bietet.
Das Angebot, nach dem dritten Staatsexamen als Apothekerin dort zu bleiben, nahm sie an. „Ich konnte mich dort weiterentwickeln, viele Zusatzqualifikationen erwerben und letztendlich in 2013 dann Geschäftsführerin werden. Das war eine tolle Chance!“
Von dem im Pharmaziestudium in Frankfurt vermittelten fundierten naturwissenschaftlichen Grundlagenwissen profitiert sie noch heute – es helfe ihr, Themen, Sachverhalte und Projekte zu hinterfragen und Entscheidungen zu treffen. Der betriebswirtschaftliche Aspekt komme im Studium zu kurz, das sollte geändert werden, findet Kipp.
Den Handverkauf vermisst sie nicht, da die Kommunikation mit Menschen auch in ihrer derzeitigen Position eine wichtige Rolle spiele. „Außerdem machen es die bürokratischen Regularien im Gesundheitswesen den Offizin-Apothekern nicht leicht. Hier gibt es in einem pharmazeutischen Unternehmen – wenn auch ebenfalls mehr und mehr reguliert - größeren Gestaltungsspielraum!“
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