EU-Versandapotheke

Apothekerin zeigt Phoenix-Vertriebsleiter an

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Berlin -

Aus den einstigen Partnern sind erbitterte Feinde geworden: Die Ex-Chefin der EU-Versandapotheke, Dr. Bettina Habicht, und der Großhändler Phoenix streiten nicht nur vor Gericht um Millionensummen, die Parteien gehen sich auch persönlich an. Franz Schrödl, Vertriebsleiter Nordost bei Phoenix, hat Strafanzeige gegen Habicht gestellt – und sie gegen ihn. Im Clinch liegt die Apothekerin ebenso mit ihrem Vorgänger Kurt Rieder sowie ihrem ehemaligen Finanzchef Hans-Georg Lippoldt.

Die Staatsanwaltschaft Cottbus bestätigte gegenüber APOTHEKE ADHOC, dass es gegenseitige Strafanzeigen zwischen der Apothekerin und den Herren gibt. Die Vorwürfe lauten jeweils auf Betrug und Untreue. Bei den gegen Habicht gestellten Strafanzeigen geht es um den Betrieb der Apotheke, sie selbst bezieht sich auf den Inhaberwechsel im Jahr 2014.

Im Streit mit Phoenix vor dem Landgericht Cottbus behauptet Habicht, ihr damaliger Finanzchef habe zu Unrecht Geld an Phoenix überwiesen. Die Vorwürfe richten sich wohl auch gegen Rieder als Vorgänger und Schrödl als Vertriebsleiter des Großhändlers. Gegen alle drei hat Habicht Ende vergangenen Jahres Strafanzeige gestellt – vermutlich auch als Reaktion auf gegen sie gerichtete Anzeigen, in denen es zusätzlich um Verleumdung und üble Nachrede geht.

Die Staatsanwaltschaft hat gerade erst mit der Bearbeitung der Fälle begonnen. Es hat einfach einige Zeit gedauert, bis die Sachen in der zuständigen Wirtschaftsabteilung der Ermittlungsbehörde angekommen waren.

Auf den ersten Blick sieht die Sache für Habicht nicht besonders Erfolg versprechend aus. Sie hatte die EU-Versandapotheke im Januar 2014 von Rieder übernommen, der Kaufpreis sollte maßgeblich über die Gewinne abgestottert werden. Mit Phoenix wurde damals ein Lastschriftverfahren vereinbart, das entsprechende Mandat bei der Flessabank in Suhl griff aber erst im Februar. Deshalb mussten die ersten beiden Überweisungen händisch vorgenommen werden.

Heute behauptet Habicht, dass ihr damaliger Finanzchef dieses Geld ohne Grund und Auftrag überwiesen habe. Warum das so lange nicht aufgefallen sein soll, erschließt sich nicht. Mehrere eidesstattliche Versicherungen stützen zudem die Position, dass die Überweisungen zurecht erfolgt waren. Trotzdem fordert Habicht mehr als 5 Millionen Euro zurück und behauptet, das Geld sei veruntreut worden. Rieder will die Unwahrheit dieser Behauptungen beweisen und hat seinerseits Strafanzeige gegen Habicht erstattet.

Unabhängig von etwaigen strafrechtlichen Ermittlungen läuft der Zivilprozess zwischen Phoenix und der EU-Versandapotheke weiter, wenn auch stockend. Der Verhandlungstermin im Februar wurde verschoben, der Mitte April kurzfristig abgesagt. Jetzt soll erst im Herbst wieder verhandelt werden.

Ob Phoenix selbst im Erfolgsfall noch Geld sehen würde, ist angesichts der jüngeren Entwicklungen jedoch fraglich. Die EU-Versandapotheke ist seit Ende Februar offline, ihren Kunden hat Habicht sehr offensiv die Shop-Apotheke empfohlen, was den Wert des Kundenstamms massiv reduziert haben dürfte. Andererseits soll Habichts Kriegskasse durch teilweise konzertierte Rückforderungen eingeschmolzen sein.

Nachdem Habicht auch ihre Vor-Ort-Apotheke geschlossen hat, arbeitet sie jetzt als Filialleitung in einer anderen Cottbuser Apotheke. Doch dem Vernehmen nach hält sie noch den Mietvertrag der Apotheke im Hauptbahnhof. In Cottbus wird spekuliert, Habicht können die Fläche ihrerseits an eine ehemalige Angestellte weitervermieten, sofern die Aufsicht dabei mitspielt. Habicht war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen, Phoenix will sich zu laufenden Verfahren nicht äußern.

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