DocMorris verpackt auf seinen neuesten Plakaten eine einfache Botschaft. „Das E-Rezept kommt“, heißt es auf grünem Hintergrund. Apothekerin Ina Leischner wurde bei einem Heidelberg-Besuch von der großflächigen Werbung überrascht.
DocMorris wirbt für das E-Rezept. Auf den großformatigen Postern heißt es: „E-Mail. E-Banking. E-Mobilität. Ganz einfach normal.“ Darunter steht, das E-Rezept komme und der Hinweis auf die Website sowie „DocMorris. Die Apotheke.“ Die niederländische Versandapotheke ist für ihre provokanten Kampagnen bekannt. Diesmal verzichtet die Zur-Rose-Tochter allerdings auf Spitzen gegen die Vor-Ort-Apotheken.
Bei Leischner kommt die Werbung dennoch nicht gut an. „Ich empfinde es als aggressiv“, sagt die Inhaberin der Neuen Apotheke in Hohenmölsen. Die Botschaft lese sich wie eine Forderung an die Politik. Die Bevölkerung wird es ihrer Ansicht nach kaum wahrnehmen. „Für Kunden ist es vielleicht langweilig.“
Aus ihrer Apotheke wisse sie, dass selbst Chroniker sich nicht mit dem E-Rezept beschäftigten. „Die Bevölkerung interessiert sich dafür nicht, die haben mit ihrer Gesundheit zu tun.“ Noch sei alles ohnehin in der Schwebe. Im Kollegenkreis sei dagegen schon die Angst und Sorge da, dass beim E-Rezept die Verordnungen mit nur einem Klick an die Konkurrenz aus dem Versandhandel gehe. Noch seien die Hürden größer.
Die Apothekerin hat ihrerseits eine klare Botschaft an DocMorris: „Die sollen uns mal nicht unterschätzen“, sagt sei. „Wir beraten unsere Kunden und helfen oft in akuten Notsituationen.“ Diese Unterstützung würden die Menschen nicht vergessen. „DocMorris soll sich besser warm anziehen. Ich weiß, was wir können und leisten.“
Ab dem 1. Februar 2020 könnten elektronische Verordnungen in Apotheken abgegeben werden. Laut einer Studie der Unternehmensberatung Dr. Kaske könnte das E-Rezept dramatische Folgen für inhabergeführte Apotheken haben. Durch das E-Rezept werde eine Steigerung des Rx-Versandhandelsanteils auf bis zu 10,2 Prozent erwartet, das entspricht einem Umsatz von 5,1 Milliarden Euro – zulasten der stationären Apotheken, die 4,3 Milliarden Euro Rx-Umsatz verlieren.
DocMorris antwortet auf der eigenen Internetseite passend zum Plakat auf sieben Fragen zum E-Rezept. In 13 europäischen Ländern sei es bereits möglich, das Rezept auf elektronischem Weg einzulösen, heißt es dort. Da es hierzulande noch keine standardisierte Technologie zur Verordnung und Abrechnung gebe, sei es in Deutschland noch nicht möglich. „Wir arbeiten aber selbst an technischen Lösungen für die Umsetzung des E-Rezeptes.“
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