Der Hersteller Dr. Beckmann Pharma streitet mit Apotheken über die
Erstattung von Herstellerabschlägen. Es geht um das Notfallmedikament
Anapen. Dr. Beckmann musste das Präparat Ende Mai zurückrufen. Weil
entsprechend auch keine Umsätze bei dem Hersteller anfallen können, hat
dieser die Zahlung des Herstellerrabatts bis auf Weiteres eingestellt.
Doch offenbar ist die Firma dabei über das Ziel hinaus geschossen.
Ein Apotheker aus Nordrhein-Westfalen wunderte sich, als sein Rechenzentrum ihm die Rechnung wegen „Rabattdifferenzen“ mit Dr. Beckmann kürzte. Es ging zwar nur um einen Betrag von 3,01 Euro. Doch die Begründung des Herstellers, es sei keine Ware im Markt, konnte der Apotheker nicht nachvollziehen: Das Rezept hatte er bereits Mitte April beliefert, mehr als einen Monat vor dem Anapen-Rückruf.
Einem Kollegen in Thüringen ist dasselbe passiert. Auch hier wurde für eine Anapen-Abgabe im April der Herstellerabschlag retaxiert. Der Apotheker forderte von Dr.Beckmann nicht nur die Absetzung zurück, sondern machte auch eine Aufwandsentschädigung für sich und sein Rechenzentrum geltend. Statt 3,01 Euro sollte Dr. Beckmann jetzt eine Rechnung über rund 60 Euro begleichen.
Der Hersteller schrieb zurück, man könne die übermittelten Daten nicht nachvollziehen. Daraus sei nicht zu entnehmen, ob und gegebenfalls warum eine Absetzung stattgefunden habe. Der Apotheker möge dies mit seinem Rechenzentrum klären.
Doch der Apotheker hatte schon seinem Schreiben nicht nur den Abrechnungsbeleg des Rechenzentrums, sondern auch die Rechnung des Großhändlers beigefügt und hatte keine Lust auf weitere Korrespondenzen. Er hat in der Sache seinen Anwalt eingeschaltet.
Dr. Beckmann wollte sich zu diesen Fällen auf Nachfrage nicht äußern.
Anapen ist derzeit noch nicht wieder in der Apotheke verfügbar. Einen Liefertermin gibt es dem Hersteller zufolge noch nicht.
Die Hamburger Firma vertreibt das Produkt für Lincoln Medical in Deutschland. Als Kooperationspartner ist Dr. Beckmann außerdem für das Schwesterunternehmen Roxall aktiv, das Produkte zur Hyposensibilisierung vertreibt. Auch im Webshop gibt es Artikel für diese Zielgruppe.
APOTHEKE ADHOC Debatte