Drogerieketten

dm verkauft Homöopathika APOTHEKE ADHOC, 08.12.2014 11:04 Uhr

Berlin - 

Vor drei Jahren scheiterte Pflüger mit einem Antrag, alle homöopathischen Arzneimittel der Apothekenpflicht zu unterstellen. Der Hersteller hatte in seinem eigenen Bestand freiverkäufliche Produkte entdeckt und wollte eine Abwanderung von Teilen des Marktes in die Drogerie verhindern. Jetzt hat dm die ersten Homöopathika ins Sortiment genommen. Die Mischungen kommen von einem Lohnhersteller, der zu einer Apotheke aus dem Großraum Hamburg gehört.

In den dm-Filialen sind unter der Dachmarke „Das gesunde Plus“ drei Dilutionen erhältlich: zwei Komplexmittel – Kreislauftropfen und Hustentropfen – sowie ein Nerven-Tonikum. Lieferanten der Drogeriekette sind Dr. Kleine Pharma und Districon, die beide zur Windstar-Gruppe gehören, sowie die Firma Fitne. Hinter dem Anbieter von Nahrungsergänzungsmitteln steht der Kosmetikhersteller Logocos (Logono, Heliotrop, Sante).

Produziert werden die Mischungen allerdings nicht von den Vertriebsfirmen direkt, sondern von Löns Pharma. Der Lohnhersteller hat seinen Sitz in Buchholz bei Hamburg und war 2005 aus der gleichnamigen Apotheke im selben Ort hervorgegangen.

Löns liefert Arzneimittel, Kosmetika, Nahrungsergänzungsmittel und Medizinprodukte. Auf der Referenzliste stehen Kunden wie Dr. Fischer (Rubax), Strathmann (Po-Ho) und Wulf Rabe (Sedsano). Der Optikkonzern Olympus ließ für seine Endoskopiegeräte das Gleitgel bei Löns produzieren.

Die Auftragsfertigung hat bei Löns Tradition: Schon vier Jahre nach der Gründung der Apotheke erhielt der damalige Inhaber Dr. Ludwig Frohnecke 1961 eine Herstellungserlaubnis, 1980 übernahm der damalige Produktionschef Wolf Hartmut Weber die Apotheke samt Arzneimittelherstellung. Nachdem in den 1990er Jahren der größte Kunde – die hessische Firma Jossa Arznei – an Hexal verkauft wurde, stand Weber vor der Entscheidung: Aufgeben oder Investieren.

Im Jahr 2000 holte der Apotheker seinen damals 27-jährigen Sohn aus dem BWL-Studium in die Firma. Der akquirierte neue Kunden und führte ein Zweischichtsystem ein, sodass die Produktion zunächst ohne größere Investitionen in direkter Nachbarschaft zur Apotheke ausgeweitet werden konnte. Erst mit der Ausgründung der Lohnherstellung aus dem Apothekenbetrieb wurde 2005 mit dem Bau neuer Geschäftsräume im Gewerbegebiet begonnen.

Seinen Kunden aus dem Mass Market ist Löns verpflichtet: Vor fünf Jahren stellte die Firma einen Antrag, Simeticon und Dimeticon aus der Apothekenpflicht zu entlassen. Obwohl das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) den Vorstoß unterstützte, sprach sich der Sachverständigenausschuss am Ende gegen eine Entlassung der Wirkstoffe in den Mass Market aus.

Bei dm gibt es seit kurzem übrigens auch Bachblüten-Produkte: Ebenfalls unter der Dachmarke „Das gesunde Plus“ werden drei Komplexmittel – Mut & Dynamik, Seelentrost, Abendstimmung – sowie Pastillen angeboten. Diese Produkte sind allerdings nicht als Arzneimittel eingestuft und daher ohnehin freiverkäuflich.

Sollte die Drogeriekette mit der sanften Medizin bei ihren Kunden punkten, könnte man irgendwann auch bei Weleda in Versuchung kommen, den neuen Vertriebskanal zu nutzen. Am Hersteller halten die Allgemeine Anthroposophischen Gesellschaft (AAG) und die Ita Wegman Klinik 40 Prozent des Kapitals und 80 Prozent der Stimmrechte. Als Mitglied der AAG ist aber auch dm-Chef Professor Dr. Götz Werner, bekennender Antroposoph, ins Aktienregister eingetragen.