Douglas verkauft seit einem Jahr bekannte apothekenexklusive Kosmetikmarken in einer Filiale in Hamburg. Die Eröffnung des Ladens mit neuem Konzept sorgte für Wirbel bei Herstellern und Apotheken. „Das Konzept tut uns nicht weh“, sagt ein Pharmazeut, dessen Betrieb genau gegenüber liegt. Im Gegenteil: Schlecht beratene Kundinnen suchten seitdem in seiner Offizin nach Rat. Die Parfümeriekette selbst ist mit der Entwicklung des „Douglas Pro Stores“ allerdings ebenfalls zufrieden.
Douglas hat sie alle: Eucerin, Vichy, La Roche-Posay, Bioderma, Nuxe, Lierac, Dr. Grandel, Daylong – die Liste der Apothekenmarken war zur Eröffnung vor knapp einem Jahr lang. Das Unternehmen vertreibt die Kosmetik unter dem Schlagwort „Pharma Beauty“. Die großen Hersteller wiesen unisono eine Belieferung der Parfümeriekette zurück, die Ware werde gegen ihren Willen verkauft.
Seit der Eröffnung verzeichnete Douglas nach eigenen Angaben mehr als 60.000 Besucher in dem Geschäft. „Viele von ihnen konnten wir mit diesem neuen Format als Neukunden für Douglas gewinnen“, sagt eine Unternehmenssprecherin. Das Konzept werde stetig optimiert und an die Kundenwünsche angepasst. „Nach wie vor verzeichnen wir eine Nachfrage nach Apothekenkosmetik, der wir durch unser selektives Angebot entsprechen.“
Für das neue Konzept wurden im Vorfeld auch Mitarbeiter mit pharmazeutischem Hintergrund gesucht. Doch bei der Beratung gibt es offenbar Defizite – das ist jedenfalls die Erfahrung der Goerne Apotheke, die sich direkt gegenüber befindet. „Zu uns kommen Damen, die dort Produkte kaufen und mit diesen nicht klarkommen“, sagt Inhaber Olaf Hansen. „Sie werden falsch beraten oder erhalten die falschen Produkte.“
Diese Fälle spielten der Apotheke „in die Hände“, sagt er. „Eine bessere Werbung kann ich nicht haben.“ Abgesehen von diesen Einzelfällen steht er dem neuen Mitbewerber „entspannt und gelassen“ gegenüber. „Ich habe die Eröffnung sportlich gesehen, möge der Bessere gewinnen.“ Seit vergangenem Herbst habe er mehr Kosmetik verkauft als zuvor. Die Zahlen seien jedoch schwer vergleichbar, weil er im vergangenen Oktober die Offizin um einen 45 Quadratmeter großen Verkaufsraum erweitert habe.
Hansen spricht mit seiner Apotheke vor allem Stammkunden an. Im kaufkraftstarken Stadtteil Eppendorf komme er gut zurecht, trotz hoher Apothekendichte. „Wir haben hier auch eine hohe Facharztdichte.“ Die Kette spreche mit dem Konzept außerdem eine andere Zielgruppe an: Junge Frauen, die internetaffin und in den sozialen Netzwerken aktiv seien. „Diese Kundinnen sind sehr preisaktiv. Das kann und will ich nicht bedienen, immerhin habe ich hier ein Ladenlokal.“
In einer anderen nicht weit entfernten Apotheke spürt man Rückgänge bei den Verkäufen: Die Nachfrage nach Avène und La Roche-Posay sei definitiv geringer, sagt eine PTA. Bei Eucerin habe sie leicht abgenommen. Die Douglas-Filiale wird mit gemischten Gefühlen bewertet: Einerseits bringe jeder neue Laden Frequenz. „Douglas ist nicht der Böse“, sagt ihre Chefin. Vielmehr ärgere man sich über die „schwarzen Kanäle“, die die Kosmetik an die Kette verkaufen.
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