Apobank-Umfrage

Apotheker kommen besser durch Corona-Krise als Ärzte

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Berlin -

Die Corona-Krise hat die Heilberufler fest im Griff – allerdings mit unterschiedlichen Folgen: Während ein Teil durch die Pandemie an ihre Leistungsgrenzen geht, geraten gleichzeitig viele Betriebe in wirtschaftliche Schieflage. Insgesamt verkraften die Apotheken die wirtschaftlichen Konsequenzen besser als Ärzte und Zahnärzte. Um einen Überblick zu bekommen, inwieweit sich die Heilberufler gesellschaftlich, privat und beruflich betroffen fühlen, hat die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) ihre Sorgen und Bedürfnisse in einer Umfrage ermittelt.

Mit 67 Prozent schätzen die Apotheker die Auswirkungen von Covid-19 für ihr soziales Leben am höchsten ein. Zudem scheint die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für fast die Hälfte (43 Prozent) vergleichsweise problematisch zu sein. Trotzdem ist das Verständnis für die bisherigen Maßnahmen der Bundesregierung mit 71 Prozent Zustimmung bei den Apothekern am höchsten im Vergleich zu Ärzten und Zahnärzten. Darüber hinaus stellen Apotheker die Berufsgruppe dar, die sich vergleichsweise am besten informiert fühlt (28 Prozent).

Auch wirtschaftlich kommen die Apotheken besser durch die Corona-Krise als die Ärzte. Lediglich 7 Prozent der Apotheker – und damit im Vergleich am wenigsten – mussten in ihren Betriebsstätten auf Kurzarbeit umstellen. 24 Prozent wollen sich in Zukunft mit diesem Thema beschäftigen. Im Gegensatz zu den anderen Heilberufen mussten nur 5 Prozent der befragten Pharmazeuten auf staatliche Hilfe zurückgreifen. Für 18 Prozent ist dies zukünftig denkbar. Rund zwei Drittel plant allerdings keinerlei Inanspruchnahme.

„Die Ausbreitung des Coronavirus ist für uns als Gesellschaft äußerst herausfordernd und verlangt jedem Einzelnen beruflich und privat viel ab – dies gilt besonders für unsere Heilberufler“, sagt Daniel Zehnich, Leiter des Bereichs Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik bei der Apobank. „Als Standesbank wollen wir wissen, was die Ärzte, Zahnärzte, Apotheker aktuell umtreibt, auch um unsere bisherige Unterstützungsleistungen entsprechend anzupassen. Die Antworten zeichnen ein erstes Stimmungsbild. Demnach fürchten die befragten Heilberufler weniger um die Gesundheit als um die Auswirkungen der Pandemie auf die Wirtschaft und das Arbeitsleben. Einige mussten bereits selbst Maßnahmen ergreifen, um den eigenen Praxisbetrieb zu sichern und die ambulante Versorgung auch weiterhin gewährleisten zu können.“

58 Prozent der befragten Heilberufler verzeichnen einen Rückgang der Patienten. Dabei sehen sich die Zahnärzte von den wirtschaftlichen Folgen von Covid-19 am stärksten betroffen: Ganze 89 Prozent melden rückläufige Patientenzahlen. Apotheken werden noch verhältnismäßig häufig frequentiert, doch auch hier geben 34 Prozent der Befragten zurückgehende Kundenzahlen an. Für Praxen und Apotheken bedeuten sinkende Patientenzahlen zwangsläufig Umsatzeinbrüche – davon betroffen sind etwa 60 Prozent aller Befragten.

Die Frage nach dem Arbeitspensum zeigt aber, dass weniger Patienten nicht zwangsläufig weniger Arbeitsaufwand bedeuten: Nur 29 Prozent vermelden sinkendes, 44 Prozent sogar ein gestiegenes Arbeitsaufkommen, bei den Apothekern verzeichnen knapp 70 Prozent mehr Aufwand. 27 Prozent der Apotheken berichten aber von sinkenden Patientenzahlen und 29 Prozent von sinkenden Umsätzen in der Offizin. Für 44 beziehungsweise 46 Prozent der Apotheken hat sich bei Patientenzahl und Umsatz nichts verändert.

Da die wirtschaftlichen Schwierigkeiten vor allem niedergelassene Heilberufler betreffen, wurden diese zusätzlich nach konkreten Maßnahmen zur Bewältigung der Herausforderungen befragt. Demnach haben 27 Prozent der Befragten als Sofortmaßnahme aufgrund des rückläufigen Patientenaufkommens bereits Kurzarbeit angemeldet, bei weiteren 29 Prozent ist dieser Schritt bereits in Planung oder in der Zukunft denkbar. Daneben haben 11 Prozent bereits staatliche Unterstützung beantragt, knapp jeder Zweite (45 Prozent) hat sich mit diesem Gedanken auseinandergesetzt.

Für die Mehrheit der Heilberufler sind jedoch die Szenarien, wie Personal zu entlassen oder die Praxis beziehungsweise Apotheke vorübergehend zu schließen, keine Optionen. Einen bestehenden Kredit aufzustocken oder auszusetzen beziehungsweise neue Kredite zu beantragen, zieht laut Apobank zukünftig knapp ein Drittel in Betracht. Um den Praxisbetrieb in diesen Zeiten weiter zu gewährleisten, greifen die Heilberufler vielmehr auf Eigenmittel zurück: 46 Prozent haben bereits Privatvermögen umgeschichtet oder wollen auf diese Option in Zukunft ausweichen. Zudem nutzen bereits 15 Prozent der Befragten vermehrt digitale Behandlungsmethoden wie die Videosprechstunde und mehr als jeder Vierte (27 Prozent) plant einen solchen Einsatz in Zukunft.

Auf die Frage nach den besonderen Herausforderungen in den nächsten Wochen nennen die selbständigen Heilberufler an erster Stelle die Beschaffung von Waren und Verbrauchsmaterialien – insgesamt 84 Prozent der Befragten bereitet diese Aufgabe am meisten Sorgen. Dies deckt sich mit der aktuellen Knappheit an Schutzkleidung, Atemmasken und Hygieneartikeln. Darüber hinaus glauben mehr als zwei Drittel, dass sie sich beim Personal auf mögliche Neuplanungen und Ausfälle unter den Beschäftigten vorbereiten müssen.

Auch die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben sehen fast 62 Prozent der befragten Heilberufler innerhalb der nächsten Wochen als problematisch an. Dazu zählen beispielsweise verstärkte Hygienevorschriften, Abstands- und Zugriffsbeschränkungen oder Limitierungen der Abgabe von Arzneimitteln. Mehr als die Hälfte (53 Prozent) sieht sich zudem nicht der Aufgabe gewachsen, den kommenden Patienten- und Kundenanfragen gerecht zu werden.

„Alles in allem zeigt die Mehrheit der Heilberufler jedoch Verständnis für die bisher initiierten Maßnahmen der Politik und jeder Zweite sieht das deutsche Gesundheitssystem in der Lage, diese Krise zu bewältigen“, sagt Zehnich. „Auffällig ist allerdings, dass sich viele der Befragten nicht rechtzeitig oder umfassend zu Auswirkungen auf ihr berufliches Handeln informiert fühlen. Als Bank im Gesundheitswesen werden wir die wirtschaftlichen Folgen auf das Gesundheitssystem weiterhin genau beobachten und unsere Unterstützungs- und Beratungsleistungen, die wir bereits als Corona-Soforthilfen anbieten, weiterentwickeln.“

 

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