Vierseitiger Shop-Apotheke-Flyer

Apotheker: „Jauch gibt uns den Rest“

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Berlin -

Eine ältere Kundin kommt mit einem vierseitigen Shop-Apotheke-Flyer in die Rathaus-Apotheke Groß-Gerau von Inhaber Frank Pertek. Sie fragt ihn, was es mit den vier Werbeseiten eigentlich auf sich hat. Der Apotheker klärt seine Kundschaft nicht nur auf, sondern studiert im Nachgang auch, was seine Kundin ihm da eigentlich mitgebracht hat: „Ich habe mich beim Angucken total geärgert.“

„Ältere Herrschaften haben teilweise gar keine Ahnung, was das eigentlich für Werbung ist. Sie sehen nur das Wort Apotheke und kommen dann zu uns, um nachzufragen“, berichtet der Inhaber. Die Kundin habe schlicht gefragt, was die Werbung zu bedeuten habe; Pertek klärte sie daraufhin auf, dass die Shop Apotheke nichts mit der Vor-Ort-Apotheke zu tun habe – im Gegenteil. Auch hielt er mit seiner Meinung zum Versender und seinem prominenten Testimonial nicht hinter dem Berg. Der Inhaber schätzt, dass seine Kundin den Vierseiter in einer Illustrierten aufgetan hat.

Die Frau ließ die umfangreiche Reklame auf Bitte des Inhabers in der Apotheke – Pertek studierte sie genau. „Ich habe mich total geärgert“. Auf vier Seiten preist der niederländische Versender das CardLink-Verfahren an, erklärt dezidiert, wie es auf der hauseigenen Plattform funktioniert: Schriftlich, mit Piktogrammen, auch ein QR-Code mit einem Erklär-Video ist angegeben. Allen voran: Testimonial Günther Jauch, der auch der älteren Generation durch langjährige Formate wie „Wer wird Millionär“ geläufig ist. Apotheken hätten dieser Tage vielfältige Herausforderungen und Probleme, weiß Pertek, „und der Jauch gibt uns noch den Rest“.

COO erklärt E-Rezept

Neben Jauch ist auf einer der Seiten auch Theresa Holler abgebildet, die als leitende Apothekerin vorgestellt wird. Auch sie erklärt den Lesenden in einem kurzen Statement, wie das E-Rezept funktioniert. Ihr Tipp: „Lösen Sie E-Rezepte auch ganz einfach für Ihre Kinder oder Eltern ein und lassen Sie alles an eine Wunschadresse liefern.“ Sie schließt persönlich mit händischer Unterschrift und der Schlussformel „Ihre Theresa Holler“.

Tatsächlich handelt es sich bei Holler um die Chief Operating Officer (COO) von Redcare, die seit mehreren Jahrzehnten im Versandgeschäft tätig ist. Bei Redcare/Shop Apotheke ist sie seit 2015 COO, zunächst für Shop Apotheke Europe und später für Redcare Pharmacy. Bevor sie knapp 13 Jahre lang bis 2015 bei der Europa Apotheek Venlo tätig war, leitete sie von 2000 bis 2002 den Bereich Operations bei DocMorris.

Neben ihrem kurzen Statement sind auf dem Flyer die Vorteile des E-Rezepts aufgelistet und hervorgehoben: „Wege sparen“, „schnelle Lieferung“, „bares Geld sparen“, heißt es hier. Darüber hinaus stehe ein Team von „erfahrenen Apotheker:innen und pharmazeutischen Mitarbeitenden“ parat, das obendrein einen kostenlosen Wechselwirkungscheck der Bestellung durchführe, heißt es. Auf Seite vier wird das Herunterladen der Shop-Apotheke-App, der 10-Euro-App-Gutschein und ein Block Kleingedrucktes beschrieben.

Neben Jauch erklärt auch die von Shop Apotheke als Expertin ausgewiesene leitende Apothekerin Theresa Holler die Vorteile des E-Rezepts.Collage: APOTHEKE ADHOC

Nirgendwo geschätzt – außer beim Kunden

Obwohl sich Pertek über die opulente Werbung von Shop-Apotheke ärgert, fühlt er sich in diesen Tagen von seiner Kundschaft dennoch wertgeschätzt. „Zum Glück geben mir diese Menschen den Halt, weiterzumachen.“ Der Apotheker liebt seinen Job, will weiterarbeiten, auch „wenn ich hier irgendwann eine Nullrunde fahre“, sagt er.

Dass das nicht ewig funktionieren kann, ist Pertek absolut bewusst, andererseits gebe es kaum noch Pharmaziestudierende, die anschließend in die öffentliche Apotheke wollen. Das berichtet unter anderem der Sohn des Inhabers, der bald ins siebte Semester seines Pharmaziestudiums kommt. „Er hat seine Kolleg:innen gefragt, wer denn anschließend in die Apotheke möchte. Da war, wenn es hochkommt, vielleicht eine dabei“, berichtet der Apotheker.

„Darüber hinaus sei die Apotheke bedeutungslos geworden“, beklagt er. „Früher gab es den Arzt, den Pfarrer und den Apotheker – und jetzt? Was sind wir jetzt?“

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