Pro Generika

Apotheker als Rückruf-Berater

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Berlin -

Mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung soll das gleichnamige Gesetz (GSAV) von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bringen. Aber hält es, was es nach Valsartan, Lunapharm und Bottrop verspricht? Kordula Schulz-Asche von den Grünen vermisst wirksame Maßnahmen. Eine Idee: ein mächtigeres BfArM und besser informierte Apotheker.

Sechs Jahre lang haben Patienten verunreinigte Medikamente erhalten – und künftig soll es ihnen helfen, dass sie den Wirkstofflieferanten online nachschlagen können? Schulz-Asche hält davon wenig: „Das hat nicht allzu viel mit Sicherheit zu tun, gerade nach den Skandalen des letzten Jahres hätten wir uns viel mehr erwartet.“

Aus ihrer Sicht müssen die Kontrollen verbessert werden: „Wir müssen sichergehen können, dass die Produktion unter Bedingungen stattfindet, die unseren Ansprüchen genügt“, sagte die für Arzneimittel zuständige Gesundheitspolitikerin beim Podiumstalk von Pro Generika. Sie will das BfArM breiter aufstellen und die europäischen Kontrollinstanzen befähigen, die Produktion nicht nur zu prüfen, sondern auch zu intervenieren.

In dieselbe Kerbe schlug Christoph Stoller, stellvertretender Vorsitzender des Branchenverbands. Was nütze die Transparenz, wenn man als Patient das Medikament wegen eines exklusiven Rabattvertrags dennoch nehmen müsse? Sein Verband würde gerne noch eine Verpflichtung der Kassen zum Mehrpartnermodell im GSAV unterbringen, eventuell auch mit drei unterschiedlichen Wirkstofflieferanten als Vorgabe.

Doch die Chancen dafür stehen schlecht, wie Hennrich zu Protokoll gab. Das GSAV sein ein sehr guter erster Aufschlag, um die drängenden Fragen zu lösen. Dass bis zum 6. Juni noch derart weitreichende Änderungen untergebracht werden könnten, halte er für zweifelhaft. Er habe schon vor einem Jahr Vorschläge gemacht, mit denen er auch in seiner eigenen Partei nicht auf Gehör gestoßen sei. Denkbar sei daher vielmehr, dass man in späteren Gesetzen das Thema Qualität bei Ausschreibungen angehen werde.

Das ist freilich nicht das, was die Generikaindustrie hören will. Schon im Pharmadialog sei eine der Empfehlungen gewesen, keine Exklusivverträge mehr zuzulassen. Das sei nichts Neues und problemlos umsetzbar, so Stoller. Die Politik müsse sich fragen, was es ihr wert sei, die Versorgung für den Ernstfall abzusichern: 1990 seien noch 80 Prozent der Wirkstoffe in Europa produziert worden, heute seien es 20 Prozent.

Mit einem Versprecher verriet Hennrich dann auch noch, dass es auf absehbare Zeit aber wohl auch keine Zuschläge für die Produktion in Europa geben wird: „Good Manufacturing Brexit“, rutschte ihm über die Lippen. Schulz-Asche sprang ihm bei: Das sei eine Frage, die man im europäischen Kontext klären müsse.

Eine weitere Aufgabe, die sie bei dem ihr vorschwebenden Power-BfArM sieht, ist die Information der Patienten. Bei Valsartan hätten sich die Betroffenen gegenseitig informiert, jeder habe andere Kenntnisse gehabt. „Auch die Apotheker wussten zum Teil nicht Bescheid und kamen in die Bredouille.“ Die elektronische Patientenakte und das E-Rezept sind aus ihrer Sicht gute Mittel, um Patienten im Notfall gezielt informieren zu können. „Das ist ein gutes Beispiel, warum wir die Digitalisierung im Gesundheitswesen vorantreiben sollten.“

Auch Hennrich fände eine Stabsstelle beim BfArM gut, bei dem in solchen Fällen die Kommunikation koordiniert werde. „Digitale Angebote sind sinnvoll, ein gutes Instrument wären auch die Apotheker, die entsprechende Dienstleistungen anbieten könnten.“

Dass es aktuell zu Lieferproblemen bei Valsartan komme, liege in der Natur der Sache: Auch ihm sei nicht bewusst gewesen, dass der frühere Lieferant solch eine marktbeherrschende Stellung gehabt habe. Über Nacht könne man keine neuen Kapazitäten aufbauen. Wie man verhindern könne, dass es in Zunkunft zu solchen Zwischenfällen und Folgen käme? „Keine Exklusivausschreibung mehr.“

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