NDR-Fernsehen

Apothekentest mit „Gschmäckle“

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In der NDR-Sendung „Niedersachsen 19.30“ hat der Pharmakologe Professor Dr. Jürgen Frölich am Mittwochabend seinen Apothekentest vorgestellt. In zehn Fällen verlangte er in Apotheken Medikamente, die wegen ihrer möglichen Wechselwirkung normalerweise nicht ohne expliziten Hinweis abgegeben werden sollten. Frölichs Fazit: Die Beratung sei „völlig unzureichend“. Denn nur eine Apothekerin wies im Bericht auf die Wechselwirkung hin.

Gefragt wurde nach dem Antazidum Maaloxan in Kombination mit einem Calciumcitrat-haltigen Produkt, bei dem die Apotheker laut Frölich nach der Nierenfunktion hätten fragen sollen. Im zweiten Fall wurde ASS als Blutverdünner zusammen mit Ibuprofen gekauft; hier hätte vor einer Abschwächung der Blutverdünnung gewarnt werden müssen.

Frölich konfrontierte die Apotheker nach dem Testkauf vor laufender Kamera mit ihrer vermeintlich schlechten Beratung. Dabei stellte sich heraus, dass der getarnte Professor in einigen Apotheken durch seine offensichtlich fachkundige „Bestellung“ aufgefallen war. Die Beratung sei eben auch abhängig vom Gegenüber, erklärte ein Apotheker. Für Frölich waren die Ergebnisse der Untersuchung dagegen „niederschmetternd“, sagte er am Mittwoch gegenüber APOTHEKE ADHOC.

Pikant an der Mini-Studie ist der geschäftliche Hintergrund Frölichs: Der emeritierte Direktor des Instituts für Klinische Pharmakologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) ist seit Ende 2003 Mehrheitseigner der Firma Atheso Arzneimittelsicherheit GmbH, die Software für Krankenhäuser vertreibt. Mit dem System TheraOpt, das Frölich selbst entwickelt hat, sollen Patienten in Kliniken medikamentös optimal eingestellt werden. „Auf diese Weise wird das Auftreten von unerwünschten Arzneimittelwirkungen verhindert“, heißt es auf der Atheso-Homepage.

Hier heißt es auch: „Ohne den Einsatz moderner Technik lässt sich etwa das heute verfügbare klinisch-pharmakologische Arzneimittelwissen nicht einmal ansatzweise überblicken. So erscheinen für die 53.000 allein in Deutschland zugelassenen Arzneimittel täglich schätzungsweise 200 Seiten an relevanter Fachliteratur.“

Einen Interessenskonflikt in Bezug auf seinen Apothekentest sieht Frölich nicht. Er sei mittlerweile aus der Firma ausgeschieden, erklärte der Pharmakologe auf Nachfrage. Tatsächlich wird Frölich in den einschlägigen Firmenregistern noch immer als Hauptgesellschafter geführt. Auch eine Pressemitteilung von TheraOpt vom 31. März 2008 zur „Arzneitherapie im Krankenhaus“ berichtet von einer hauseigenen Studie, die von Frölich geleitet wurde. Als Ansprechpartner wird neben dem Pharmakologen als Studienleiter ein Atheso-Mitarbeiter genannt - beide unter der Unternehmensanschrift.

Auch einen Zusammenhang zwischen seinem TheraOpt-Konzept und dem Apothekentest wies Frölich zurück. Das System sei nur für den Gebrauch im Krankenhaus geeignet. Apotheker könnten die Software zum Beispiel nicht mit den Labordaten füttern, die zur patientenindividuellen Medikation nötig seien. Auch in Drogeriemärkten sei das System weder jetzt noch künftig zur Arzneimittelkontrolle einsetzbar: „Das geht alles gar nicht“, so Frölich. Wegen des Fernsehbeitrags sei NDR auf ihn zugekommen. „Klar habe ich mitgemacht. Das ist doch lustig“, sagte er gegenüber APOTHEKE ADHOC.

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